Beim zweiten Kind ist alles anders #2

Geschwister – so ähnlich und doch so verschieden. Das fällt mir immer wieder auf. Darum ist es heute mal wieder an der Zeit, einen kleinen Vergleich zu ziehen.

Sitzen, krabbeln, laufen

Mein Sohn war ein Schnellstarter. Mit knapp 7 Monaten krabbelte er bereits und machte die Gegend unsicher. Bereits zwei Wochen später zog er sich überall hoch. Nur schaffte er es noch lange nicht, sich selbst in eine sitzende Position zu befördern. Er zog sich dann hoch und ließ sich auf das Hinterteil plumpsen. Bis er den Dreh raus hatte, dauerte es eine ganze Weile. Hin und wieder machte er ein paar zaghafte freie Schritte. Zwei Wochen nach seinem 1. Geburtstag lief er schließlich wie ein Weltmeister.

Die junge Dame hingegen war da etwas gemütlicher. Sie schob sich irgendwie durchs Haus und kam eben so vorwärts. Sie machte keinerlei Anstalten zu krabbeln. Mit 8 Monaten konnte sie sich dafür selbst hinsetzen. Und mit genau 9 Monaten bewegte sie sich schließlich krabbelnderweise vorwärts. Nur wenige Tage später zog sie sich hoch. Ich dachte, mit dem Laufen würde sie sich dann noch Zeit lassen, aber sie lernte es tatsächlich nur eine Woche später als ihr Bruder, nämlich etwa 3 Wochen nach ihrem 1. Geburtstag. Allerdings war sie von Anfang an viel vorsichtiger unterwegs als er, verstand gleich, dass sie zum Beispiel rückwärts vom Sofa runter musste, anstatt mit dem Kopf vorneweg. Das schützt sie leider trotzdem nicht vor Unfällen.

Das eigene Zimmer

In den ersten Monaten schliefen beide Kinder im Beistellbett gleich neben Mama. Doch mit jeweils etwa 8 Monaten wurde das Bettchen einfach zu klein und der Umzug ins eigene Zimmer stand an.

Mein Sohn schlief zu dem Zeitpunkt eigentlich schon so gut wie durch. Doch der Umzug ins eigene Zimmer war eine Tortur, obwohl er seinen Mittagsschlaf bereits eine Weile dort machte. Ich erinnere mich an eine Nacht, in der ich 14 Mal an seinem Bett stand. Zwei Wochen lang war es echt schwer und ich verbrachte mehr Zeit neben seinem Bett, als in meinem. Und dann, ganz plötzlich, schlief er durch – ohne den kleinsten Laut von sich zu geben. Totale Stille. Dann ging ich mehrmals zu ihm rüber, eben weil es so ruhig war. Die Stille beunruhigte mich. Aber er schlief selig.

Bei der Kleinen das gleiche Spiel. Sie war zu groß geworden fürs Beistellbett und schlief auch bereits durch. Und genau das tat sie auch in ihrem eigenen Zimmer. Vom ersten Moment an. Wir legten sie in ihr Bett und hörten erst am nächsten Morgen wieder etwas von ihr. Als hätte sie nie woanders geschlafen. Ich traute dem Braten zunächst nicht, aber es war tatsächlich so einfach.

Bla, bla, bla

Mein Sohn fing früh mit dem Sprechen an. Sein erstes Wort war Papa. Sein zweites Wort lautete Nein. Und erst dann kam irgendwann auch Mama dazu. Er beherrschte alle Tierlaute. Alle. Und wenn er irgendwo mit seinem Tierbuch aufkreuzte, hatte jeder etwas zu lachen. Schon bald explodierte sein Wortschatz und er ging schnell von Zwei-Wort-Sätzen zu vollständigen Sätzen in einer sehr deutlichen Aussprache über.

Bei der Kleinen warten wir, dass sie überhaupt mal ein paar Worte sagt. Ihr erstes Wort war Mama, gefolgt von Papa. Dann kam lange Zeit gar nichts, bis Ja ihr absolutes Lieblingswort wurde. Jetzt, mit 1 1/2 Jahren, kommt vereinzelt mal ein neues Wort, das sie dann aber auch meistens ganz schnell wieder vergisst – oder einfach zu faul ist, es zu benutzen. Denn ich glaube, sie könnte, wenn sie wollte. Also, wir warten. Aber ich glaube so langsam kommt da was ins Rollen. Tiergeräusche findet sie übrigens auch super, wobei sich die meisten Tiere doch ziemlich ähnlich anhören. Besonders schön ist aber ihr Walgesang und der Elefant, der anstatt Törööö ganz laut Tataaaaaaaaa macht.

Haarwuchs

Meinem Sohn wuchs schon früh eine dichte Matte. Noch vor seinem 1. Geburtstag war ein Friseurbesuch mehr als angebracht. Heute hat er dichtes, dickes Haar, das wie Unkraut wächst.

Anders bei seiner Schwester. Lange Zeit hatte sie nur kurze, dünne Flusen auf dem Kopf. Jetzt hat sie lange, dünne Flusen. Wobei lang maßlos übertrieben ist. Aber inzwischen hängen ihr die Haare in den Augen. Da sie Haarspangen total verpönt, wird es langsam nötig, die Haare mal ein wenig in Form schneiden zu lassen, damit sie wieder etwas sieht. Meine Mutter sagt, ich hatte in dem Alter auch so dünnes Haar. Heute ist das nicht mehr so. Das lässt mich ein wenig für sie hoffen.

Spielen

Mein kleiner Entdecker interessierte sich früh für alles, tüftelte gern herum, fand früh Freude an Motorikspielen, stapelte Türmchen. Er probierte und erforschte alles mit den Händen.

Das kleine Mädchen hingegen entdeckte lieber alles mit dem Mund. Sie steckte auch wirklich alles in den Mund. So viele Dinge mussten wir verstauen, vor allem all die Kleinteile, die wir ihrem Bruder schon früh anvertrauen konnten. Beide aber lieb(t)en Bücher sehr, nur dass mein Sohn diese auch gern mal zerstörte. Er findet Malen langweilig, sie zeigt schon jetzt großes Interesse daran, hält sogar den Stift schon korrekt.

Sie imitiert natürlich aber auch sein Spiel und nimmt zum Beispiel zwei Dinosaurier, die dann miteinander kämpfen und sich anbrüllen.

Sie rutscht vollkommen angstfrei und allein die Rutsche hinunter, was ihr Bruder sich in dem Alter noch nicht getraut hat.

Beide jedoch lieben fahrbare Untersätze jeglicher Art. Ansonsten ist sie in allem aber etwas weniger wild als er. Noch.

Autofahren

Den MaxiCosi hassten sie beide. Mein Sohn ein wenig mehr als meine Tochter. Deswegen stieg er schon mit knapp 9 Monaten in den Reboarder um. Von da an war Autofahren kein Problem mehr für ihn. Das Dauergeschrei hatte ein Ende und die meiste Zeit war das Autofahren mit ihm sehr angenehm. Er saß gemütlich in seinem Sitz und schaute Bücher an. Oder zerstörte sie. Aber er war zufrieden. Bis zu seinem 2. Geburtstag fuhr er rückwärts gerichtet, dann wurden seine Beine einfach zu lang dafür.

Wir dachten, der Umstieg in den Reboarder würde den gleichen Erfolg auch bei unserer Tochter bringen. Aber: Fehlanzeige. Auf jeder noch so kurzen Fahrt war Gebrüll angesagt. Für mich war das sehr nervenaufreibend, gehört Autofahren eh nicht gerade zu meinen Lieblingsbeschäftigungen. Wir haben nun die empfohlenen 18 Monate ausgeharrt und ihren Sitz schließlich nach vorn gerichtet. Jetzt können wir endlich entspannt Autofahren. Nicht. Denn auch vorwärts zu fahren brachte nicht den erhofften Effekt. Jetzt stört sie der große Auffangkörper, hinter dem sie in ihrem Sitz fast versinkt. Aber bestimmt hoffentlich gewöhnt sie sich bald daran.

Baden

Mein Sohn fand sein erstes Bad sehr befremdlich. Aber er verlor sehr schnell seine Scheu davor und sobald wir ihn in die Wanne legten, war er gleich damit beschäftigt, das Wasser vor lauter Freude wieder aus der Wanne zu befördern, womit er das ganze Bad – und uns – unter Wasser setzte. So legten wir vor jedem Bad immer alles mit Handtüchern aus. Auch in der großen Badewanne artete es immer gleichermaßen aus. So konnten wir uns unsere Dusche für den Tag schon mal sparen.

Ganz anders sein Schwesterchen. Das erste Bad war Wellness pur und ich freute mich, dass sie es offenbar liebte. Aber: Zu früh gefreut. Denn von da an wurde das Baden zum absoluten Graus. Wir mussten schnell feststellen, dass Wasser absolut nicht ihr Element ist und so wurde das Bad zukünftig mehr als kurz gehalten und teilweise sogar ganz vermieden. Seit sie in der großen Wanne im Sitzring sitzt, ist es dezent besser geworden. Manchmal spielt sie tatsächlich ein bisschen im Wasser, aber das Problem ist: Man muss sie überhaupt erst mal in die Wanne setzen. Denn dann macht sie immer einen auf Seestern und wehrt sich total dagegen. Das nächste Drama bahnt sich dann beim Haare waschen an. Natürlich.

Zähne

Ja, die Zähne… bei meinem Wildfang kamen sie, ohne dass wir etwas bemerkten. Er bekam fünf oder sechs Zähne gleichzeitig ohne zu weinen, also scheinbar auch ohne Schmerzen. Nur die letzten beiden Backenzähne gingen jeweils mit einer Mittelohrentzündung einher. Das war natürlich sehr schmerzhaft. Aber das waren auch tatsächlich die einzigen Probleme, die er damit hatte.

Für unsere Pusteblume ist jeder neue Zahn eine Qual. Fieber, Schnupfen, Schmerzen, weinen, Appetitlosigkeit, schlaflose Nächte. Bei. Jedem. Einzelnen. Zahn. Ich freue mich auf den Tag, wo das endlich aufgestanden ist – für sie, aber ehrlich gesagt auch für uns.

Suchen und finden

„Da vorne liegt Dein Auto, am Tisch!“ Er sucht. „Gleich neben Dir.“ Er sucht weiter. Dreht sich im Kreis. „Da unten. Direkt vor Dir.“ Er sucht. Und sucht. Und sucht. Und findet. Niemals.

Seine Schwester hingegen: „Dein Nucki liegt im Flur auf der Bank.“ Sie läuft zielstrebig darauf zu und findet das Gesuchte in Windeseile.


Meine beiden – sie unterscheiden sich doch wirklich in vielen Dingen. Und trotzdem merkt man, dass beide aus der selben Werkstatt stammen.

Noch mehr Vergleiche? Gibt es hier.



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