Beim zweiten Kind ist alles anders

Kennt Ihr das? Ihr seid gerade mit jemandem zusammen und schon stellt jeder die Frage “Wann heiratet Ihr denn endlich?”. Und kaum hast Du den Ring dann am Finger, kommt schon die nächste Frage: “Wann kommt denn der Nachwuchs?” Hast Du Dich schließlich vermehrt, geht es gleich so weiter! “Wann kommt denn das Zweite?”

Eines mal vorweg: Leute, es nervt! Aber so was von! Stillt Eure Neugier woanders!

Und als meine Antwort auf letztere Frage dann “Wahrscheinlich gar nicht!” lautete, guckten die mich alle schief an. Dann musste ich zum hundertsten Mal erwähnen, dass die Geburt kein Zuckerschlecken war, und die ersten Monate mit meinem Schreibaby schon gar nicht.

“Aber beim zweiten Kind wird alles anders!”

Auch dieser Spruch nervt. Aber – es ist was Wahres dran! Tatsächlich.

Denn da ich mich ja doch noch für ein zweites Kind entschieden habe, kann ich ein Lied davon singen.

Es stimmt – jedes Kind ist anders und eigentlich kann und sollte man kein Kind mit dem anderen vergleichen. Tue ich aber rein spaßeshalber jetzt trotzdem. Und es gibt wirklich jede Menge Unterschiede.

Schwangerschaft

Tatsächlich merkte man schon da einen gewaltigen Unterschied. Als ich mit meinem Sohn schwanger war, fühlte ich mich wunderbar. Und ich sah dazu auch noch umwerfend aus. Nicht nur wegen meiner Masse, nein. Tolle Haare, tolle Haut, strahlende Augen. Ich fühlte mich rundum wohl.

Bei Kind Nr. 2 sah das schon ganz anders aus. Ich fühlte mich: wie ausgekotzt. Flaues Gefühl auf dem Magen, Kreislaufbeschwerden, Kurzatmigkeit, Lebensmittelunverträglichleiten, Schlaflosigkeit.
Ich sah aus: wie ausgekotzt. Störrische, glanzlose Haare, Pickel, Augenringe, Elefantenfüße.

Geburt

Dafür kam es bei der Geburt genau andersrum. Ich ging ohne jegliche Angst in die Geburt meines Sohnes. Dienstag nachts platzte die Fruchtblase und dann passierte: nichts! Wehen kamen erst am späten Nachmittag. Nach drei Tagen, drei Einleitungen und scheinbar endlosen Schmerzen tat sich endlich was. PDA: wurde unter Geburt nicht mehr nachgespritzt. 20 Presswehen und 2 1/2 Stunden später hatte ich es überstanden. Ich war fix und fertig mit der Welt, kaum in der Lage mich zu freuen.

Bei meiner Tochter? Ich hatte Angst. Aber so was von! Und dann? Der Bauch saß noch ganz oben. Es war Donnerstag Mittag, als die Senkwehen kamen. Aber die hörten nicht auf. Nee, es ging nahtlos in Geburtswehen über. 22 Stunden später kam mein Kind dann völlig schmerzfrei zu Welt. PDA: wurde kurz vorher noch mal nachgespritzt. 4 Mal pressen und schwups – war sie da. So einfach kann das also sein!

Schreien

Es ging schon im Krankenhaus los. Mein Sohn schrie. Und schrie. Und schrie. Er war ein Schreibaby. 8 – 12 Stunden am Tag waren die Regel. Ich: Nervenzusammenbruch. Und voller Selbstzweifel. 7 lange Monate lang. Wovon die ersten drei die schlimmsten waren. Bis das KiSS-Syndrom festgestellt und ihm geholfen wurde. Der Weg zur Genesung war jedoch lang.

Meine Tochter meldete sich nur, wenn sie Hunger hatte oder irgendwas quer saß. Ich: tiefenentspannt. Völlig im Einklang mit mir selbst. Inzwischen schreit sie leider etwas mehr, aber es war nie so extrem wie bei ihrem Bruder.

Schlafen

Mein Sohn schlief. Nicht. Er schrie halt. Bis zur Erschöpfung. Und dann ist er auch nur auf meinem Arm eingeschlafen. Weglegen – unmöglich! Sobald man versuchte sich auf den Weg Richtung Bett zu machen, war er wieder wach und brüllte weiter. Also trug ich ihn bis er einschlief und hielt ihn im Arm, bis er wach wurde. Auch nachts. Ich lief hunderte Kilometer durchs Wohnzimmer und wenn er endlich eingeschlafen war, setzte ich mich ganz vorsichtig hin, und da saß ich dann. Bloß nicht bewegen. Nein, atmen auch nicht! So lief es. Tag und Nacht. Mit 7 Monaten allerdings schlief er (meistens) durch. Da war es überstanden.

Das kleine Kind: schläft. Ist müde, hinlegen, schläft. Wird nachts wach zum Essen. Fertig, hinlegen, schläft. Der pure Luxus!

Pucken

Die Lösung bei meinem Sohn: der Pucksack. Seitdem schlief er – zwar noch etwas schwierig, aber doch wesentlich mehr als in den vielen Wochen zuvor. Sogar wenn er nicht in unserem Arm lag. Ein Wundermittel! Er hat es wirklich geliebt und uns brachte es etwas mehr Schlaf ein.

Meine Tochter hasst es gepuckt zu werden. Sie wird regelrecht wütend und brüllt mich völlig entsetzt an! Nach ein paar Versuchen, wenn sie mal etwas unruhiger war, habe ich es dran gegeben. In solchen Momenten hilft dann meistens Händchen halten. Fertig.

Trinken

Kind Nr. 1: Immer hungrig! Flasche binnen weniger Minuten leergesaugt. Oft schrie er sogar nach mehr. Kind füttern war immer ruck zuck erledigt.

Das Tochterkind is(s)t langsam. Und damit meine ich wirklich laaaaaangsam. Sie kaut genüsslich auf dem Sauger herum, lässt sich leicht ablenken oder schläft dabei ein – und nach einer halben Stunde fehlen gerade mal 30 ml. Eine Seltenheit, wenn die Flasche mal leer wird.

Essen (wir)

Weil mein Sohn uns so auf Trab hielt, hatten wir keine Zeit zum Essen. Nie. Schon gar nicht zusammen. Meistens aßen wir beide kalt gewordene Aufbackpizza. Oder Brot. Zum Kochen war erst recht keine Zeit.

Jetzt? Läuft! Baby in die Schaukel gelegt, können wir zu 90 % alle gemeinsam in Ruhe essen. Nachteil: mehr Zeit zum Essen bedeutet auch weniger Zeit zum Abnehmen.

Spucken

Bedingt durch das KiSS-Syndrom spuckte mein Sohn was das Zeug hielt. Das war vielleicht ein Spaß! Unser Haus war in jedem Raum mit rund 30 Tonnen Stoff in Form von Spucktüchern ausgestattet. Wenn wir das Haus verließen, dann nur mit großem Gepäck: Wechselklamotten für alle!!! Ganz besonders schön wurde es dann mit dem Beikoststart. Von da an war es halt keine Milchkotze mehr – seit dem war alles orange. Sonne sei Dank gingen die meisten Flecken jedoch wieder weg. Und das Spucken hatte erst ein Ende, als der kleine Mann schon knapp über ein Jahr alt war. Speikind, Gedeihkind: Kann ich bestätigen! Trotz, dass er die Hälfte seiner Nahrung wieder im Haus und auf uns verteilte, entwickelte er sich prächtig!

Sie spuckt fast gar nicht. Und wenn dann nachts im Schlaf. Dann macht sie Geräusche, als würde sie jeden Moment ersticken und plötzlich kommt ein großer Schwall aus ihr herausgeschossen. Aber, das ist inzwischen auch zu einer echten Seltenheit geworden.

Schnuller

Mein Sohn liebte ihn von Anfang an. Das schönste war immer das Geräusch, das er machte, wenn er angedockt hatte. Mmmmhhhmmmmhhhhmmmmmhhhmmmmhhh… Er schlief nie ohne. Allerdings auch heute noch nicht.

Das Mädchen hingegen weigerte sich zunächst sehr und fing laut an zu würgen, wenn man ihr den Schnuller geben wollte. Irgendwann hat sie aber eingesehen, dass sie sich damit doch schneller beruhigt. In Bauchlage allerdings dreht sie ständig den Kopf hin und her und verliert ihn immer wieder. Fazit: jeden Abend 20 Mal wieder Schnuller rein, denn so lange sie mit uns im Wohnzimmer ist, schläft sie auf dem Bauch. So schläft sie am liebsten. Oben im Beistellbett jedoch auf dem Rücken und grundsätzlich ohne Schnuller.

Flüstern

Ja, damals hatten wir den Fernseher auf Lautstärke 1 und wir unterhielten uns nur im Flüsterton. Denn mein Sohn wachte auf – bei jedem kleinsten Geräusch. Als er endlich oben allein einschlief, flüsterten wir immer noch. Wochenlang. Hatte sich so eingebrannt.

Die junge Dame erschüttert jedoch so schnell nichts. Telefon, Sturmklingeln, laut reden? Macht nix. Sie zuckt ja nicht mal mit der Wimper, wenn ihr Bruder direkt neben ihrer Wiege die Kiste mit den Lego-Steinen aufs Laminat schüttet. Und alle Eltern wissen wie laut das ist! Für mich gibt es kaum ein schlimmeres Geräusch.


Es stimmt also – die beiden könnten unterschiedlicher nicht sein. Und ich bin sehr gespannt, wie es weitergeht.

Mein Sohn begrüßte den Beikoststart freudig und mit sehr großem Appetit. Er krabbelte früh, lief früh, redete früh. Ich habe irgendwie das Gefühl, dass das kleine Mädchen da etwas gemütlicher ist. Aber vielleicht täusche ich mich ja auch und am Ende sind sie sich vielleicht doch sehr ähnlich. Es bleibt spannend. Hauptsache, sie nimmt die Autonomie-Phase nicht so ausgeprägt mit. Bitte!!!

“Und das Dritte Kind wird auch wieder ganz anders sein!” Wie bitte?!? Ich glaube, ich habe mich verhört!

Nein, habe ich nicht. Tatsächlich kam auch dieser Spruch schon mehrmals. Unglaublich, manche Leute. Aber: Lasse reden!

Ich werde es nie herausfinden. Es ist nämlich perfekt, so wie es jetzt ist – wir vier!

Ihr Zwei- oder Mehrfachmamas da draußen: Sind Eure Kinder sich sehr ähnlich oder ist auch bei Euch vieles total anders?



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