Aber wieso ist ausgerechnet diese Stadt meine Lieblingsstadt geworden? Für mich macht es die Mischung aus Großstadt mit modernen Einkaufszentren und Hochhäusern und dem alten China mit seinen Tempeln und Hutongs. Die Stadt bietet beides. Und dann kommt noch ein sehr wichtiger Faktor hinzu: das Essen. Eine fantastische Kombination. Ein Faktor ist sicher, dass ich mich in der Zwischenzeit sehr gut in der Stadt auskenne und keinen Stadtplan benötige. Ich weiß welchen Bus oder welche U-Bahn ich nehmen muss (bei den Bussen zumindest für meine Ziele).
Ich nehme euch jetzt zuerst auf eine Entdeckungsreise des alten China mit den wichtigsten Sehenswürdigkeiten: Wo lässt sich das besser Starten als auf dem Platz des himmlischen Friedens (Tian’anmen), dem größten Platz auf der Welt (Tian bedeutet übrigens Himmel).
Im Norden des Platzes steht das Tor des himmlischen Friedens (Tian’men) mit dem Portrait von Mao.
Tian’anmen Tor
Wir gehen durch das Tor und noch einige Meter weiter und stehen dann vor den Eingangstoren der verbotenen Stadt, in der einst die mächtigen Kaiser von China residierten. In der verbotenen Stadt können wir gut und gerne 4 Stunden oder mehr verweilen. Von einem Hof gelangen wir durch ein Tor in den nächsten Hof mit verschiedenen Gebäuden. In der verbotenen Stadt hatten die Kaiser ihren Hofstaat und lebten abgeschottet vom restlichen Volk.
Wir verlassen die verbotene Stadt am Nordausgang, landen direkt am Kohlehügel, einem aufgeschütteten Berg. Wir besteigen den Hügel und haben einen Blick auf die verbotene Stadt.
Kohlehügel
Westlich davon liegt der Behai Park. Bei schönem Wetter eine gute Möglichkeit sich hier vom Besichtigungsprogramm zu erholen (es gibt dort auch einen Hügel mit einer weißen Pagode).
Behai-Park mit Pagode
Von der verbotenen Stadt ausgehend zieht sich eine Achse Richtung Süden, die uns zum Himmelstempel (Tiantan) führt. Dies war der Weg des Kaisers (in nördlicher Richtung führt diese Achse übrigens zum Vogelnest, dem Olympiastation, das genau auf diese Achse wegen der Symbolik geplant wurde).
Tian’anmen mit dem Mao-Mausoleum
Einen Tempel ganz anderer Art stellt der Lama Tempel (Yonghegong) dar. Der bedeutendste buddhistische Tempel in Beijing und gehört zum tibetischen Lama-Buddhismus).
Lama Tempel
Nur wenige Meter entfernt befindet sich der Konfuzius-Tempel. Hier befinden sich auch auch noch ursprüngliche Hutongs.
Hutongs
Eine ähnliche große Anlage wie die verbotene Stadt stellt der Sommerpalast dar. Hier verweilten die Kaiser bzw. Kaiserinnen in den warmen Monaten. Dieser lag ursprünglich außerhalb der Stadt, doch mittlerweile hat sich die Stadt bis hierher ausgebreitet. Ein Vorteil ist, dass wir den Sommerpalast mit der U-Bahn erreichen können. Ähnlich wie bei der verbotenen Stadt kann man auch hier leicht einen halben Tag verbringen.
Wir kehren jetzt wieder in Stadt zurück und schauen uns das Moderne an. Gehen wir zuerst nach Wangfuxing, der Fußgängerzone mit einem Shopping-Center neben dem anderen. Hier könnt ihr alle Nobelmarken antreffen. Am nördlichen Ende befinden sich übrigens gegen Abend Stände zum Essen (dazu aber später). Im Rahmen der olympischen Spiele wurden weiter moderne Gebäude errichtet. Schauen wir auf jeden Fall das Nationaltheater an.
Nationaltheater
Etwas weiter entlang der Chang’an liegt der CCTV-Tower.
CCTV-Tower
Ein weiterer lohnenswerter Besuch ist auf jedem Fall das Gelände der Olympischen Spiele aus dem Jahr 2008. Ich konnte damals das Ereignis live erleben. Gehen wir zum Vogelnest, in dem ich einige Leichtathletik-Wettbewerbe sehen konnte.
Rund um das Gelände der Olympischen Spiele 2008
Wer Antiquitäten mag, sollte noch einen Abstecher zum Panjiyuan-Markt machen und wer lieber “gefälschte” bzw. nachgemachte Sachen kaufen möchte, geht entweder zum Honqiao-Markt oder Seidenstraße.
Im Honqiao-Markt
Nach diesem ausgedehnten Besichtigungsprogramm durch alt und neu sollten wir uns doch jetzt stärken und auch mal schauen, was es an Nightlife gibt. Die Auswahl an Restaurants ist riesig und die Vielfalt ebenso. Rennt nur nicht aus Angst vor dem Essen zu McDonalds und Co. Das wäre wirklich sehr schade. Welches berühmte Gericht trägt den Namen der Stadt? Richtig: die Pekingente. Diese sollte man auf jeden Fall probieren (und ist nicht zu vergleichen mit dem was in Deutschland in China-Restaurants serviert wird).
Peking-Ente
Viele Restaurants haben Speisekarten, die einem Bilderbuch gleichen. Jedes Essen ist abgebildet. Versucht es und wählt etwas aus. Es lohnt sich wirklich (vielleicht ist auch mal die eine oder andere Niete dabei). Auf Nummer sicher könnt ihr bei Jiaozi, Baozi, Hun-Dun etc. gehen. Alles Teigtaschen mit unterschiedlichen Füllungen. Eine Nudelsuppe ist auch empfehlenswert.
Wollt ihr mal wirklich exotisches Sehen oder gar Probieren. Dann gehen wir wieder zur Wangfuxing an das nördlichen Ende und den dortigen Essensständen. Ihr mögt Skorpion, Käfer, Schlangenhaut, dann seid ihr hier richtig (zur Beruhigung: Es gibt auch ganz normale Speisen hier).
Und wohin noch am Abend oder der Nacht. Da gibt es zwei nennenswerte Gebiete. Zum einem das Gebiet rund um den Huhai See (Hintersee). Das ist quasi die nördliche Verlängerung des Behai-Park. Hier ist man fast abgeschieden von der Betriebsamkeit der Millionenstadt. Rund um den See gibt es viele Kneipen und Bars, in denen sich viele Touristen und Chinesen tummeln. Man kann auf jeden Fall schön am See sitzen und einen Drink genießen. Ich persönlich bin immer wieder gerne dort. Wer mehr Nightlife erleben möchte, geht nach Sanlitun und der Barstraße. Hierhin treibt es neben den Touristen auch Chinesen, die sich mit einem gut gefüllten Geldbeutel in der Szene zeigen oder Expads (u.a. befinden sich viele Botschaften in oder Nähe von Sanlitun).
Huhai-See
Es ist jetzt Nacht und damit lasse ich euch zurück. Freue mich, wenn euch meine Reise durch Beijing gefallen hat.
Ich muss natürlich zum Ende erwähnen, dass die Beziehung zu meiner Lieblingsstadt Beijing hin und wieder auf die Probe gestellt wird. Dann, wenn sich der Smog wie eine Glocke über der Stadt zusammenzieht, keine Sonne mehr zu sehen ist, die Luft sich verschlechtert und man am Besten gar nicht nach draußen geht.
Noch etwas über die Jahre hinweg: Die Entwicklung von Beijing verfolge ist seit meiner ersten Reise im Jahr 1998. Seitdem habe ich die Stadt bereits 12 Mal besucht und der nächste Besuch steht an. Bei meinem ersten Besuch konnte ich noch breite Straßen sehen, bei denen die breiteste Spur für Fahrradfahrer eingezeichnet war. Inzwischen gibt es nur noch einen schmalen Streifen für Fahrräder und Mopeds. Die Stadt hat sich in einem rasanten Tempo verändert, das ich noch nirgendwo sonst miterlebt habe. Von einem Jahr auf das andere gab es neue Gebäude und Straßen. Die Stadt war wie ein Chamäleon und veränderte jedes Jahr ihr Gesicht. Dies dauerte bis zu den Olympischen Spielen 2008. Seitdem verändert sie sich nur noch langsam und vor allem unterirdisch durch neue U-Bahn-Linien.
Die nächste in der Reihe ist Anni, die über ihre Lieblingsstadt schreibt.
Weitere Informationen zu Beijing und China sind auch in anderen Posts in meinem Blog zu finden oder bei Gastbeiträgen, die ich geschrieben habe. Hier eine Auswahl:
- Unterwegs in Beijing mit dem öffentlichen Verkehr
- Unterwegs in China
- Speisen in China Teil 1
- Speisen in China während der Reise 2005
Und meine Gastbeiträge bei Martina mit einer Reise durch China in drei Teilen:
- Teil 1: Reisevorbereitungen, Klima und Essen
- Teil 2: Beijing und lohnenswerte Ziele in China
- Teil 3: Fortsetzung der lohnenswerten Ziele in China