Es gibt so manches, das blau ist in Peking, die Nummernschilder etwa,
die Schuluniformen, die Dächer der Telefonkabinen, die Partypeople im Sanlitun. Der
Himmel aber ist nie blau. Bei richtig schönem Wetter nimmt er manchmal
einen bläulichen Schimmer an, eine pastellfarbenes Etwas. Ein
strahlend blauer Himmel mit Bilderbuchwolken reißt über Peking nur
alle heiligen Zeiten auf.
Peking, ein Moloch mit mehr als 20 Millionen Menschen, gehört zu den am stärksten
verschmutzen Städten der Erde. Knapp neun Millionen Autos verstopfen
jeden Tag die Straßen. Industrieabgase, Feinstaub und die ungefilterten
Ausstöße von Kohleöfen und Stahlwerken sorgen dafür, dass die Stadt die
meiste Zeit des Jahres in dichtem, grauem Smog verschwindet. Deshalb geht auch jeden Morgen der erste Blick auf unsere “Air Quality”-Apps, um zu wissen, ob man ohne Maske überhaupt das Haus verlassen kann.
Am letzten Sonntag war der bisher schlimmste Tag seit meiner Ankunft in China. Nach den Messungen der amerikanischen Botschaft in Peking lag die Feinstaubkonzentration bei 438 Mikrogramm pro Kubikmeter. Dies entspricht dem fast 15-fachen was die WHO als gefährlich einstuft (30 Mikrogramm). Da in deutschen Großstädten schon bei 50 Smogalarm ausgerufen wird, kann man sich annähernd vorstellen wie ekelhaft es hier ist und sicherlich auch noch werden wird. Jahr für Jahr kommt es im Winter zu neuen Rekordwerten, da die Kraftwerke des Nordens auf Hochtouren laufen, damitja kein Chinese frieren muss. Letzte Woche wurden in der nordchinesischen Großstadt Harbin Werte jenseits der Skala, welche bis 500 geht, gemessen. Sie lagen weit über 1000!!!!
Aber zurück zur Ausgangsfrage: Surprise!! Montagmorgen zeichnen sich die Umrisse von Autos, Gebäuden und Bäumen plötzlich wieder scharf gegen einen hellblauen Himmel ab, fast schon irritierend scharf, nachdem am Wochenende ein graubrauner Dunst alles gleichgemacht hatte und die Welt draußen nur schemenhaft erkennen ließ. Wer Peking nicht kennt, wird nichts besonderes daran finden. Wer es jedoch kennt, wird mir zustimmen und sagen was ist mit der Luft passiert (siehe Chart rechts) und was bedeutet das genau? Der Luftqualitätsindex weist einen Wert von 56 aus: schon besser natürlich als Sonntags, aber immer noch ein Wert, der auf der Skala zwischen gut und schädlich unzweifelhaft das Prädikat „ungesund“ verdient. Aber der blaue Himmel über Peking täuscht. Dieser urplötzliche Wetterwechsel trat in den letzten Monaten häufiger auf und steht meist in Zusammenhang mit Großereignissen, die landesweites/internationales Aufsehen erregen. Tennisturnier, Peking Marathon, National Holidays, Abschlussfeier der Unis, Staatsbesuche…
Ja es ist wahr und mag komisch klingen, aber die Chinesen können sogar das Wetter bestimmen. Bei starker Verschmutzung lösen Chemiebomben, die in die Wolken geschossen werden, schweren Regen aus, der die Luft wieder “reinwäscht”. Ich will nicht wissen was der Nachteil an der ganzen Aktion ist, aber sicherlich ist auch diese Lösung nicht die gesündeste… Magic gegen die Drecksluft
Unser Ausflug zu den Duftberg, bei denen wir die herbstlichen roten Blätter sehen wollten, war dadurch auch leider etwas eingesmoggt…Aber trotzdem lustig…
Schönes China!
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