… wieder einmal saß Don R. mit seinem iPhone spielend im Beichtstuhl; wie jeden Samstag Nachmittag. Das Stundenbuch war gebetet und Rosenkranz, seine geliebte spirituelle Kordel, hing an einem Haken direkt neben der Tür, wartend ergriffen zu werden. Nur noch schnell seinen Twitter-Benutzerkonto abrufen. Wie fast jeden Samstag, so würde auch heute keiner kommen, waren seine Gedanken, als sich die rechte Beichtstuhltür öffnete. Schnell drückte er die Standbytaste seines iPhones, um ganz für den Pönitenten daszusein.
"Der Herr segne Dich und schenke Dir die Gnade einer guten Beichte!" hörte er sich sagen, als es aus dem Mann nur so heraussprudelte: "Meine letzte Beichte liegt schon lange zurück! Eine schwere Last will mich erdrücken. Ich bekenne …!"
Don R. stockte der Atem. Er merkte wie sein Blutzucker wegsackte. Schon oft hatte er sich Gedanken gemacht, schon oft wurde er gefragt, wie er bei einem solchen Bekenntnis reagieren würde. Jetzt war diese Situation eingetreten. Er merkte, wie es ihn innerlich krampfte. Die Worte, die er hörte, durchfuhren ihn Stromstöße, wie Pfeile, wie … Wegrennen wollte er; aber sein Pflichtgefühl und sein Wissen um sein Priesteramt hielten ihn fest.
Die Medien berichteten schon seit Tagen über dieses Verbrechen. Die Polizei suchte die Täter seit Tagen vergeblich. Nun saß einer von ihnen bei Ihm im Beichtstuhl. Und diese Erkenntnis ließ seinen Adrenalinspiegel noch mehr ansteigen. Ist er das nächste Opfer? Wüßte der Täter um das Beichtgeheimnis oder würde doch auf Nummer sicher gehen? Würde er nach der Absolution sein Leben aushauchen müssen. Angstschweiß benetze seine Stirn. Ihm wurde kalt.
"… hey Du Priester, hörst du zu?", klang es wie durch eine dicke Wand.
"Ja ich höre, mein Sohn! Sprich nur weiter!"
Woher hatte er die Kraft, das so ruhig und gelassen zu sagen? Viele Gedanken schossen ihm durch den Kopf. Dann dieses Klicken. Deutlich war es zu hören. Wie in dem Kriminalfilm, den er vor kurzem gesehen hatte. Er war sich sicher. …
