Bei der Energieeffizienz muss die Handbremse gelöst werden

Von Energystar @energynet

Wer hier schon länger mitliest, der weiss, dass Energieeffizienz eines der zentralen Themen ist. Auch wenn es in der öffentlichen Diskussion recht kurz kommt, darf die Bedeutung der effizienteren Energienutzung nicht vernachlässigt werden. Hier steckt noch viel Potential, das wirtschaftlich erschlossen werden kann und Kosten einsparen hilft. Wer sich über die Kosten der Energiewende beschwert, muss die Energieeffizienz anpacken und darf sie nicht blockieren, denn damit bekommt man die Energiekosten in den Griff.

Nachdem die Energieeffizienz im Haushalt anöäßlich der IFA 2012 bereits ein großes Thema war, ist jetzt die Industrie an der Reihe. Als Social-Media-Partner des EEIP-Biennial Congress werde ich mich in den kommenden Wochen intensiv mit diesem Thema befassen und zahlreiche Beiträge zu diesem Thema veröffentlichen. Wer sich einbringen oder mich unterstützen möchte, ist gerne willkommen.

dena Energieeffizienzkongress

Energiesparen macht sich bezahlt., Quelle: dena

Deutschland kann seine Energiekosten im Jahr 2020 um bis zu 33 Milliarden Euro senken, wenn die von der Bundesregierung beschlossenen Energieeffizienzziele umgesetzt werden. Wie viel davon tatsächlich realisiert wird, hängt von der Investitionsbereitschaft der Verbraucher und der Festlegung klarer Rahmenbedingungen durch die Politik ab. Erhebliche Energieeffizienzpotenziale gibt es immer noch in allen Verbrauchsbereichen. Besonders viel Energie kann in Gebäuden und durch spritsparende Fahrzeuge eingespart werden. Sehr schnell rechnen sich Energieeffizienzmaßnahmen in der Industrie. Das ist das Ergebnis neuer Berechnungen der Deutschen Energie-Agentur GmbH (dena), die heute auf dem dena-Energieeffizienzkongress vorgestellt werden.

“Bei der Energieeffizienz fahren wir immer noch mit angezogener Handbremse”, sagt Stephan Kohler, Vorsitzender der dena-Geschäftsführung. “Wir könnten deutlich mehr erreichen, wenn wir die richtigen Hebel in Bewegung setzen. Energieeffizienz ist die wirtschaftlichste Säule der Energiewende. Sie ermöglicht den Verbrauchern, Energiepreissteigerungen zu kompensieren und damit die Kostenbelastung zu begrenzen, die durch den Ausbau der erneuerbaren Energien auf jeden Einzelnen von uns zukommt. Nur wenn wir es schaffen, unsere Volkswirtschaft energieeffizient zu organisieren, ist die Energiewende umwelt- und sozialverträglich überhaupt erreichbar. Die Technik und das Know-how sind vorhanden. Umso ärgerlicher ist es, dass wir gerade hier hinterherhinken. Der Markt braucht klare, attraktive und verlässliche Rahmenbedingungen. Dann werden auch private Haushalte und Unternehmen mehr investieren. Und wenn sie einmal damit angefangen haben, werden sie merken, dass sich die Investitionen häufig schon nach wenigen Jahren rechnen.”

Den Berechnungen der dena liegen zwei Szenarien zugrunde: ein konservatives, in dem die aktuellen Rahmenbedingungen und Trends fortgeschrieben werden; ein ambitionierteres Szenario “Energiewende”, in dem die Erreichung der Energieeffizienz- und -einsparziele der Bundesregierung unterstellt werden. Berechnet wird die Veränderung des Energieverbrauchs und der Energieverbrauchskosten bis im Jahr 2020 im Vergleich zum Basisjahr 2008.

Nach dem konservativen Szenario kann Deutschland im Jahr 2020 rund 18 Milliarden Euro einsparen. Dies entspräche einer Reduktion des heutigen Endenergieverbrauchs um 7 Prozent.

In dem Szenario “Energiewende” kann Deutschland seine Einsparziele 2020 erreichen und rund 33 Milliarden Euro Energiekosten einsparen. Dies entspräche 13 Prozent des gesamten Endenergieverbrauchs – vorausgesetzt die Rahmenbedingungen werden deutlich verbessert und die privaten Investitionen in wirtschaftliche Energieeffizienzmaßnahmen erhöht.

Derzeit verbrauchen Deutschlands Unternehmen, Haushalte sowie öffentliche und private Einrichtungen rund 2.500 TWh Endenergie und zahlen dafür jährlich rund 260 Milliarden Euro, insbesondere für Verkehrsleistungen, Wärme und Stromnutzung.

Um über das konservative Szenario hinauszukommen und die Energieeffizienzmärkte zu stärken, fordert die dena einen sinnvoll abgestimmten Mix von Förderprogrammen, Ordnungsrecht und Marktinstrumenten. Die energetische Gebäudesanierung sollte durch eine deutliche Aufstockung der Fördermittel (KfW-Programm plus Steuerabschreibung) auf 5 Milliarden Euro jährlich vorangetrieben werden. Darüber hinaus sollten neue kundenspezifische Programme geschaffen werden für hocheffiziente Haushaltsgeräte, den Einsatz energieeffizienter Querschnittstechnologien in derIndustrie sowie zur Erschließung der erheblichen Energieeffizienzpotenziale im Bereich der öffentlichen Beschaffung.

Private Haushalte

Die deutschen Privathaushalte können basierend auf dem Szenario “Energiewende” im Jahr 2020 rund 11 Milliarden Euro einsparen. Das entspräche im Wärmebereich einer Reduktion des Endenergiebedarfs um 20 Prozent, im Strombereich um 6 Prozent. Diese Ziele lassen sich insbesondere durch staatlich geförderte energetische Gebäudesanierungsmaßnahmen und Marktinstrumente wie den bedarfsbasierten Energieausweis erreichen. Dieser sollte als zentrales Instrument etabliert und gestärkt werden, um für mehr Transparenz auf dem Markt zu sorgen und als klare Anleitung für den Sanierungsprozess zu fungieren. Einen weiteren Beitrag zu den Energiekosteneinsparungen können stromsparende Anwendungen wie energiesparende Haushaltsgeräte und Beleuchtungsmittel leisten, die bis zu 80 Prozent weniger Strom verbrauchen als ihre Vorgängermodelle. Einkommensschwache Haushalte sollten, aufgrund der höheren Investitionskosten für sehr energiesparende Geräte, deshalb zusätzlich durch spezielle Marktanreizprogramme unterstützt werden.

Industrie

Die deutsche Industrie könnte laut Szenario “Energiewende” im Jahr 2020 4,4 Milliarden Euro Energiekosten einsparen, was 11 Prozent ihres heutigen Energieverbrauchs entsprechen würde. Insbesondere Maßnahmen im Bereich der Prozesswärme sowie die systemische Optimierung stromverbrauchender Querschnittstechnologien wie Druckluft-, Pumpen- und Lüftungssystemen sind hier erfolgversprechend. Um gezielte Anreize zu setzen, fordert die dena, die Befreiung von der EEG-Umlage für die energieintensive Industrie an die Einführung von Energiemanagementsystemen und Energieaudits zu koppeln.

Dienstleistungssektor und öffentliche Hand

Der Dienstleistungssektor und die öffentliche Hand könnten basierend auf dem Szenario “Energiewende” im Jahr 2020 11 Milliarden Euro Energiekosten einsparen. Damit würde ihr Endenergieverbrauch um 17 Prozent gesenkt. Wichtig für die Zielerreichung in diesem Segment: die Forcierung der energetischen Sanierung von Nichtwohngebäuden, hochenergieeffiziente Neubauten und Investitionen in energieeffiziente Beleuchtung und Gebäudetechnik sowie ein besseres Energiemanagement. Vor allem die Modernisierungsmaßnahmen lassen sich durch die verstärkte Nutzung von Energiedienstleistungen wie Contracting erschließen.

Verkehrssektor

Im Verkehrssektor könnten 2020 laut Szenario “Regierungsziele” 12 Milliarden Euro Energiekosteneinsparung realisiert werden. Das entspräche 11 Prozent des heutigen Endenergieverbrauchs. Diese Ziele ließen sich durch geförderte Spritspartrainings, effizientere Fahrzeuge und Verkehrsverlagerung sowie eine verbraucherfreundliche Kennzeichnung von verbrauchsarmen Fahrzeuge, Leichtlaufreifen und -öle erreichen.