Bei Anne inna Firma – Der erste Eindruck (1/2)

Tja, Ihr Lieben, ich weiß nicht, ob Ihr`s wustest, aber …. jemand hat Interesse an mir geäußert. Also jetzt nicht im sexuellen Sinne – das wäre ja nicht weiter erwähnenswert, öfföff – sondern an mir als Bruttoinlandsproduktsteigerin, als geistreiches Genie, kreative Kreateuse, charmante Schönheit, kurz: Als Arbeitskraft!

Ja, sie weiß es vielleicht nicht, aber wer lesen kann, liest klar heraus: Die Anne, die will mich! Und zwar als Marketingchefin in der Firma von der Anne ihrem Mann.

Hihihi, ist das witzig, so zu schreiben!
-> Wie vielen der Witz überhaupt auffallen mag?

Keine Ahnung, warum das jetzt so lange gedauert hat, aber ich bin ja bekanntlich nicht nur Geduldsmensch, sondern auch großmütig, und so packe ich meine sieben Sachen (Handy, Portemonai, Bewerbungsmappe, Schlüssel, Umziehsachen, aktuelle Welteroberungspläne und ein gutes Buch) in meine Handtasche, sage meinen Liebsten Lebewohl und düse los.

Jo, und dann komme ich an.
Endlich ist es mal von Nütze, dass ich im Zuge meiner 3 Schwangerschaften und Entbindungen sämtliche Hemmungen abgelegt bekommmen habe: Ich ziehe mich entspannt und sorgenfrei auf einem öffentlichen Parkplatz um (allein auf auf mich ausgerichtete Handys ist zu achten!) und trippele dann vergnügt zu Anne inne Firma.

Dort angekommen, werde ich auch schnell in ein Zimmer geführt, dort setze ich mich einfach mal hin.
Kurze Zeit später kommen vier Menschen in den Raum: Zwei Damen und zwei Herren.
Mit gerunzelter Stirn erklärt mir einer der Herrn, ich solle doch bitte VOR und nicht hinter dem Konferenztisch Platz nehmen.
Seufzend stehe ich auf, packe meinem Kram vom Tisch und setzte mich auf den Einzelstuhl.

“Ganz ruhig, Molly!”, flüstert mir eine rassige Schönheit im lasziven Kostüm im Vorbeigehen zu. “Das wird schon!”
“Was geht Dich das an?”, will ich antworten, da phällt`s mir auf.
“ANNNNNNNNIE!”, kreische ich, springe auf, hasche sie mir und knuddele sie durch. Na ja, zumindest versuche ich es, denn plötzlich hat sie einen Kugelschreiber in der Hand, mit dem sie mich auf Abstand piekst.
“Zu viel?”, frage ich verständnissvoll.
Anne nickt und hüftschwingt dann hinter den Tisch zu den anderen.
Ich schmolle ein bisschen, beschließe dann aber, als Zeichen des guten Willens dann auch mal ‘Guten Tag! zu sagen.
“Guten Tag”, sage ich.

“Guten Tag”, antworten die Herren und die Damen.

Dann stellt ein Herr sich selbst, den anderen Herrn und die Damen vor:
“Ich bin Carsten X. und ich bin der Chef hier. Und das hier” – ein anrüchiges Grinsen Richtung Anne – ” sind meine Chefprogrammiererin, mein Personalchef und die Olle vom Marketing, deren Stelle Sie vielleicht bekommen!”
Aha.

“So”, macht der Chef und öffnet mit spitzen Fingern meine Bewerbungsmappe, “dann schauen wir doch mal, Frau Logan. Hm. Also … viel Berufserfahrung haben Sie ja nun nicht …”
Ich warte.
Er schaut mich an.
Ich schaue ihn an.
Er schaut mich an.
Anne gestukuliert mir irgendwas.
Ich ziehe fragend die Augenbrauen hoch.
Der Stellevertreter flüstert dem Chef etwas zu.
Der rollt mit den Augen.
Er schaut mich an.
Er seufzt.
Er fragt: “Möchten Sie sich vielleicht dazu äußern, Frau Logan?”
Ich schaue fröhlich von meinen Nägel auf. “Nö”

“Hm”, macht der Chef.
“Hm”, macht der Personalchef.
“Tsss”, pikiert die Marketing-Uschi.
“Äh …”, macht Anne.

“Ja, darf ich dann jetzt mal?”, frage ich.
Die Herrschaften tauschen Blicke. Anne versucht verzweifelt, mir unterm Tisch was zu deuten, aber ich kapier`s nicht. Gut, könnte auch dran liegen, dass ich nur Augen für diesen wirklich sexy Strumpfrand habe …

Da keiner antwortet, lege ich also los.
“Als erstes bräuchte ich, sagen wir, drei Monatsgehälter Vorschuß. Um mir eine Garderobe zu kaufen, Sie wissen schon, ich muss ja repräsentativ sein, nicht wahr?” Ich rolle mit den Augen. “Ich meine, ich hab schon Sachen, laufe ja nicht nackt rum oder so. Aber nach all den Jahren als Hausfrau … Ich meine, gut: Hab ja schon gearbeitet zwischendurch und so, näch? Aber als Marketingchefin, wa, da muss ich ja schon `n bisserl gepflegter aus der Wäsche schauen, was? ‘AUS DER WÄ-SCHE SCHAU-EN’, hammse kapiert, ne? Nee? Ach, egal. Also, ich meine: Da muss ich ja dann so businessmäßig gekleidet sein, gelle? Da braucht`s also einen Grundstock. JUaja, is mir schon klar, soweit hammse gar nicht gedacht, aber keine Angst, dafür bin ich ja jetzt da! Ach ja, und wenn ich gehe, behalte ich die Gehälter auch, klare Sache, sehen SIe`S quasi als, äh, Ablösesumme!”
“Ablösesumme?”, echot der Personale.
“Na, Sie werben mich doch von Zuhause ab, oder nicht?”, erkläre ich fröhlich. “Quasi direkt aus meines Mannes Bett raus, hihihi!”

Verblüfft schauen mich die Vier an. Ist nicht immer einfach die Erkenntnis, dass einem ein anderer immer ein paar Schritte vorraus ist, nee, is nich immer schön …

“Ja ja, also, halten Sie mich jetzt nicht für, na, dingsig oder so”, fahre ich munter fort, “ich bin jetzt nicht die reine Jeans-Type oder so. Nur das Bäuchlein, wissen Sie … also, da pass ich halt in meine schicken Sachen alle nich mehr so recht rein, HA!, bin ja froh, das ich die Hose hier noch gefunden habe! Un-”
“Sie … essen also gern?”, unterbricht mich der Chef rüde.
“Haha, Sie Spaßkeks!”, lache ich, “Sie alter Schlingel, Sie!”
Nekisch zwinkere ich ihm zu, aber das scheint bei ihm nichts aufzubauen. Verflixte Annie, die versorgt ihren Gatten zu gut, da ist ja gar kein flirttechnisches Rankommen!
Anyway …
“Also, Sie Zausel”, sage ich daher in kumpelhaftem Ton, “Sie sind mir ja ein ganz Ausgefuchster! Wollen wohl, dass ich empört abstreite, mopsig zu sein, wollen wohl, dass ich eine Schwangerschaft von mir aus erzähle, wa? Aber nicht mit mir, Sie freches Früchtchen, ich stehe nämlich zu meinen Pfunden, ha! Weil eigentlich-“, ich senke verschwörerisch die Stimme, “bin ich das ja auch gar nicht in Schuld! Rank und schlank war ich und dann hatte ich einen Unfall. Und das war so: Schmerz. Alles explodierte vor meinen Augen …



… und nie wieder loslassen!”, beende ich meine kurze Erzählung.

“Wasn?”, schreckt der Personalchef hoch.
“Annie, hilf mir, was ist das für eine Irre?”, haucht der Chef.
“Ich will einfach nur nach Hause, bitte, ich will einfach nur nach Hause!”, jammert die Ex-Marketingchefin.
“Ach Molly”, seufzt Anne.

Einen Moment herrscht Schweigen.

Ach, ich werde mich nie so recht daran gewöhnen, bewundert zu werden, *seufz*

Und dann holt El Cheffo tief Luft und erklärt mir, dass ich noch einen Fragebogen ausfüllen soll, anhand dessen die meine SoftSkills herausstellen, sich einen kleinen Überblick über meine Allgemeinbildung und meine Firmenteamkompatibilität verschaffen wollen, sprich: Gucken, ob ich ein dummes A*schloch bin.

Anne wispert mir im Rausgehen noch was zu (das ich nicht verstehe, aber ich hab auch nicht so drauf geachtet, weil ich ihr auf den Hintern geguckt habe) und dann gehen alle raus und lassen mich mit dem Fragebogen allein.

Fortsetzung folgt …

… und dabei seid Ihr gefragt: Welche Frage müsste ich bei EUREM Einstellungsallgemeinbildungsdingensdatest beantworten? Stellt Eure Frage in den Kommentaren und ich werde sie mit aufnehmen – und beantworten! :-)

PS: Und wehe, einer fragt mich einzelne Minister ab, grrrrr!
PPS: Wie viele gibt es überhaupt nochaml, *kopfkratz* …


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