Behandle andere Menschen so, wie Du auch von ihnen behandelt werden möchtest!

Von Wernerbremen

Quelle: Helmut Mühlbacher


Ihr Lieben,
heute möchte ich Euch statt einer Geschichte den sehr berührenden Brief einer Frau zu lesen geben, die einige Jahre nach dem Schreiben des Briefes an Demenz erkrankte.
 
Der Brief wurde in ihrem Nachlass gefunden und von Frau Petra Wontorra aus Bremen veröffentlicht.
 „Das Schicksal des Altwerdens“
„Was sehen Sie, Schwester, wenn Sie mich anschauen, und was denken Sie? „Eine knöchrige Alte“ mit abwesendem Blick, nicht mehr ganz zurechnungsfähig, die sich nicht zu benehmen weiß und kleckert und nicht antwortet, wenn Sie mit Ihrer lauten Stimme sagen, sie solle sich doch wenigstens ein bisschen Mühe geben, die nicht zu beachten scheint, was Sie machen, die mal hier einen Strumpf verliert und da einen Schuh und die trotz aller Ermahnungen nicht mithilft, wenn sie gebadet oder gefüttert wird.
Wenn Sie das, Schwester, sehen und denken, dann liegen Sie falsch.
Das bin ich nicht, die da so still sitzt und die auf Ihr Geheiß hin aufsteht und isst. Machen Sie die Augen auf, ich sage Ihnen, wer ich bin:

Ich bin ein Kind von 10 mit einem Vater und einer Mutter und Brüdern und Schwestern, die einander lieben.
Ein junges Mädchen von 16 mit Flügeln an den Füßen, die davon träumt,
bald ihre wahre Liebe zu treffen.
Eine Braut von 20, mein Herz springt vor Freude, wenn ich an die Gelübde denke, die ich zu halten versprach.
Mit 25 habe ich dann eigene Kinder, für die ich ein sicheres, glückliches Heim baue.
Eine Frau von 30, meine Kinder wachsen schnell, miteinander durch treue Bande verbunden.
Mit 40, meine Söhne sind weg, aber an meiner Seite steht mein Mann und unterstützt mich.

Mit 50 habe ich wieder spielende Kinder um mich. Wir haben Enkel, mein Liebster und ich.

Dann kommen dunkle Tage, mein Mann stirbt, ich schaue mit Angst in die Zukunft, denn meine Kinder sind dabei, ihr eigenes Heim zu bauen.
Ich denke an die Jahre und die Liebe, die ich erfahren habe.

www.kulturhirsch.ch

Ich bin jetzt eine alte Frau, die Natur ist sehr grausam.
Sie hat sich ausgedacht, Alte wie N A R R E N erscheinen zu lassen.
Der Körper zerfällt, die Anmut und die Stärke schwinden, wo einst ein Herz war, ist jetzt ein Stein.

Aber in diesem alten Gerüst wohnt ein noch junges Mädchen
und hin und wieder schwillt mein geschundenes Herz.

Ich denke an die Freude zurück und den Schmerz und ich liebe und lebe das Leben noch einmal und erinnere mich an die Jahre, die viel zu wenig gelebt und viel zu schnell vergangen sind, und nehme die bittere Tatsache an, dass nichts bleibt.

So machen Sie die Augen auf, SCHWESTER und sehen Sie nicht eine alte kratzbürstige Frau,  sehen Sie mich!!!

Quelle: Astrid Müller

 Ihr Lieben,
Was die Alkoholsucht und die Drogensucht betrifft. So wissen wir, dass diese beiden Süchte für unendlich viel Leid verantwortlich sind, dass Millionen von Menschen Opfer der Alkoholsucht und der Drogensucht geworden sind.
Ich persönlich glaube aber, dass es eine Sucht gibt, die noch weitaus mehr Menschen auf dem Gewissen hat, die noch weit mehr Menschenleben zerstört hat und noch weit aus mehr Leid über die Menschen gebracht hat und das ist unsere Kritiksucht.

Wir Menschen haben oft für uns selbst immer die besten Entschuldigungsgründe.
Wenn wir grimmig gucken, dann haben wir starke Kopfschmerzen.
Wenn andere Menschen grimmig gucken, dann haben sie sicher schlechte Laune.

Das, was wir bei uns selbst oft entschuldigen,
kritisieren wir häufig bei anderen Menschen.

Das beginnt oft schon in der Kindheit.
 
Statt die Kinder und Jugendlichen zu ermutigen, statt ihnen zu helfen, ihre Talente und Begabungen zu entdecken, werden sie oft entmutigt und ihnen jedes Urteilsvermögen abgesprochen:
„Dafür bist Du noch zu jung, zu klein, zu unwissend! „Mach erst einmal Deine Schule, Deine Ausbildung zu Ende, dann kannst Du vielleicht mitreden!“

www.garten-schlueter.de

 Und so zieht sich das über die verschiedenen Lebenszeiträume hin und endet bei den alten Menschen, die sehr oft als starrsinnig, undankbar und unflexibel bezeichnet werden.
Ich glaube, wir sollten mehr lernen, in den „Schuhen des Anderen“ zu gehen, mehr darüber nachzudenken, wie es dem Anderen geht, und ihn nicht vorschnell verurteilen.
Diese Kritiksucht an dem anderen Menschen, die eine große Lieblosigkeit widerspiegelt, hat meiner Meinung nach mehr Menschen auf dem Gewissen als die Alkoholsucht und die Drogensucht.
Wie sehr wir Menschen dieser Kritiksucht verfallen sind, könnt Ihr selbst anhand eines einfachen Tests feststellen:
 
Bittet doch einmal eine Freundin oder einen Freund, über Euch in Eurem Bekannten- und Freundeskreis etwas Schlechteszu erzählen, das Ihr Euch vorher ausgedacht und zu Papier gebracht habt.
Ihr werdet Euch wundern, wie schnell diese böse Gerücht, diese angeblich schlechte Tatsache über Euch weitererzählt wird und sich ausbreitet!

www.weber-museum.de


Dann bittet doch einmal eine Freundin oder einen Freund, über Euch in Eurem Bekannten- und Freundeskreis etwas absolut Gutes zu erzählen, das Ihr Euch vorher ausgedacht und zu Papier gebracht habt.
Jetzt werdet Ihr noch mehr verwundert sein: Diese gute Gerücht, diese angeblich gute Tatsache verbreitet sich nicht oder kaum.

Ihr könnt diese Tatsache auch im Fernsehen und dort besonders in den Nachrichten feststellen:
Gute Nachrichten sind sehr selten und unter den Journalisten gibt es den bösen Spruch: „Nur eine schlechte Nachricht ist eine gute Nachricht! – weil sie die Quote erhöht.

Dass der ehemaligen Bildungsministerin der Doktortitel aberkannt wurde, ist als Nachricht interessant, dass sie als Bundesministerin für Bildung hervorragende Arbeit geleistet hat, interessiert fast niemanden.
Andere Menschen kritisieren, das kann doch jeder.
Aber andere Menschen ermutigen, das ist das Besondere!

Andere Menschen mobben, das kann doch jeder.
Aber zu anderen Menschen sagen: Ich stehe an Deiner Seite,
Du kannst Dich auf mich verlassen, das ist das Besondere!

Anderen Menschen die Hoffnung und die Zuversicht rauben,
das kann doch jeder.
Aber anderen Menschen den Arm um die Schulter legen
und in ihnen Hoffnung und Zuversicht zu wecken, das ist das Besondere!

Andere Menschen lieblos behandeln, das kann doch jeder.
Aber anderen Menschen Liebe zu schenken, ihnen das Gefühl schenken:
„Ich mag Dich!“ „Für mich bist Du wertvoll“ das ist das Besondere!

Zu Menschen im Leid dummschwätzerisch sagen:
„Das wird schon wieder!“, das kann doch jeder.
Aber das Leid von Menschen im Leid mittragen, das ist das Besondere.

Menschen nur nach ihrer äußeren Erscheinung beurteilen (siehe unseren heutigen Brief der alten Dame), das kann doch jeder.
Aber in dem anderen Menschen, unabhängig von seiner äußeren Erscheinung, ein liebenswertes Geschöpf erkennen und ihm so begegnen, das ist das Besondere.

Dummschwätzer, Kritisierer und Entmutiger
haben wir auf dieser Welt mehr als genug!
Was wir dringend brauchen, sind Menschen, die ihre Worte abwägen und die ihre größte Freude darin sehen, andere Menschen zu ermutigen.

Ich wünsche Euch einen wundervollen Start in die neue Woche und grüße Euch ganz herzlich aus Bremen
Euer fröhlicher Werner

Quelle: Karin Heringshausen