Glaubt man der Zeitung Jornal de Notícias (JN), gibt es Chancen, die von der irischen Billigfluglinie angekündigte komplette Aufgabe ihrer Faro-Basis zu verhindern. Wir berichteten in unserem Beitrag "Ryanair schließt Algarve-Basis in Faro" am 7. August ausführlich über die Absichten und die Reaktionen. Die Kostensenkungspläne der Airline betreffen auch spanische Standorte wie Teneriffa, Las Palmas, Lanzarote und Girona (wir meldeten das am 1. September in unserer Nachricht "Ryanair schließt nicht nur Faro-Basis").
Zugeständnis bei Parkgebühren rettet Faro-Basis
Das Blatt beruft sich auf Berichte über den Stand von Verhandlungen zwischen der Fluggesellschaft, der Flughafengesellschaft ANA und dem regionalen Tourismusverband RTA. Es sehe so aus, als bleibe die Faro-Basis von Ryanair im Winter in Betrieb, wenn auch mit einem Flugzeug weniger als bisher. Dies habe die Low-Cost-Airline angedeutet. Sie rechne damit, dann "mindestens die Hälfte der Arbeitsplätze" in Faro erhalten zu können.
Der Tourismusverband bestätigte laut regionalem Online-Magazin Sul Informação zunächst nur, dass es diese Verhandlungen gebe. Sie hätten das Ziel, den Stützpunkt des Unternehmens an der Algarve in Betrieb zu halten. Die Verhandlungen, so wird Präsident João Fernandes zitiert, "verlaufen wie erwartet und die Dinge sind im Gange". Dennoch bestätigte der Tourismusmanager nicht einen bereits erfolgten Abschluss einer formalen Vereinbarung zwischen den Partnern. Dennoch gab es bereits erste Reaktionen, zum Beispiel der Partei PSD, in denen "moderate Zufriedenheit" mit dem Erreichten geäußert wurde.
Faro-Basis verliert wohl ein Ryanair-Flugzeug
Sicher ist derzeit offenbar nur, dass der Algarve-Flughafen Faro ab November und für die Dauer des Winterflugplans nicht alle drei der dort stationierten Ryanair-Flugzeuge verlieren wird. Wie verlautet, könnten statt drei Boeing 737-800-Jets weiterhin zwei an der Südküste Portugals übernachten. Das macht späte Ankünfte am Abend und frühe Abflüge am Morgen möglich. Ferner kann eine Basis Umlaufverspätungen durch Wechsel des stationierten Fluggeräts unter Umständen leichter ausgleichen.
Laut Wirtschaftsmagazin Dinheiro Vivo erreichte ANA die Zugeständnisse durch eine gezielte Absenkung der Flughafenentgelte, vor allem der Parkgebühren, für solche Airlines, die Faro ganzjährig anfliegen. Zitiert wird Tourismus-Staatssekretärin Ana Mendes Godinho mit der Aussage, im Wissen um die Bedeutung von Algarve-Flugverbindungen im Winter sei ein "konstruktiver Dialog" mit Ryanair geführt worden, um den Erhalt der Basis in Faro sicherzustellen. Die Staatssekretärin selbst führte nach eigenen Angaben Gespräche in Dublin und vermittelte in den Kontakten von Ryanair mit ANA. Dabei soll es, wie die Zeitung Público erfahren haben will, auch um den Eintritt der Fluggesellschaft in den Markt der Madeira-Verbindungen gegangen sein. Hier sind bereits mehrere Wettbewerber tätig, etwa EasyJet und TAP.
Verkleinerung der Faro-Basis kostet 50 bis 80 Arbeitsplätze
Die Zeitung JN zitiert Ryanair-Geschäftsführer Michael O'Leary mit der Aussage, eine Reduzierung von drei auf zwei Maschinen in Faro werde "den Abbau von 80 Arbeitsplätzen unter unseren dort beschäftigten Mitarbeitern erfordern". Insgesamt hat der Billigflieger derzeit dort 100 Personen angestellt.
Die Zahl der verloren gehenden Jobs könne allerdings auf "weniger als 50" reduziert werden, wenn in Faro stationiertes Kabinenpersonal sich auf freie Stellen an anderen Standorten des Ryanair-Netzwerks versetzen lasse, so der Airline-Chef gegenüber JN. Er sprach davon, dass die von der Algarve aus eingesetzte Crew bereit sei, befristete Verträge abzuschließen, welche "die Saisonalität des Verkehrs von und zur Algarve widerspiegeln".
Faro-Basis verkleinert, Faro-Anflug nicht betroffen?
Die Basis in Faro exisitert seit März 2010. Zwei Monate zuvor hatte die irische Fluggesellschaft bereits ihren ersten portugiesischen Stützpunkt in Porto eröffnet. Ryanair kündigte ihre Pläne zur Schließung der Algarve-Basis in Faro kurz vor Streiks an, die im August stattfanden. Offiziell begründete der Billigflieger die beabsichtigte Schließung mit dem Kapazitätsmangel, der durch die verspätete Auslieferung von bis zu 30 Flugzeugen des Typs Boeing 737 Max im Winter entstehen werde, sowie mit dem entsprechenden Personalüberhang. Schon im August wies das Unternehmen darauf hin, dass Flugverbindungen nach Faro nicht betroffen sein würden, "da diese ab November, wenn der Winterflugplan beginnt, mit Flügen von anderen Stützpunkten bedient werden."
Neben Faro-Basis angekündigt: Ende der Lissabon-Porto-Verbindung
Ryanair bietet von seiner Faro-Basis aus Flüge zu 36 Zielen an. Der Marktanteil bei den Flugbewegungen dort lag im Frühjahr bei 26 Prozent. Ryanair befördert rund 30 Prozent der Faro-Passagiere. Die Low-Cost-Airline ist damit wichtigste Fluggesellschaft des Algarve-Airports. Von Porto aus bietet die Gesellschaft 57 Flugverbindungen an, von Lissabon aus 30.
Die Inlandsstrecke Lissabon-Porto bedient Ryanair ab 25. Oktober nicht mehr, wie am Mittwoch bekannt wurde. Begründet wird das mit "kommerziellen Gründen". Auf dieser "Rennstrecke" zwischen den beiden wichtigsten Metropolen Portugals gibt es starke Konkurrenz mit Bahn- und Bus-Verbindungen. Mitte August hatte die portugiesische Fluggesellschaft TAP angekündigt, im Sommer 2020 täglich einen Flug mehr auf dieser Route anzubieten.