Hören - Marvin Glöckner zum Thema Begegnung // Photo by Mohammad Metri on Unsplash
Marvin ist ein Naturtalent und musikalisches Genie zugleich. Ich erinnere mich noch gut an eine Produktion für die IAA 2011, in der wir mit einem international renommierten Künstler an der Musik für einen Showpart gearbeitet haben. Aber die Musik passte nicht zu dem Produkt. Mehrere Anläufe führten ins Leere. Erst kurz zuvor lernte ich den damals 25jährigen Musikproduzenten kennen, der schon mit „ Wir glauben an euch" zur WM 2010 mit und für Sebastian Hämer einen Hit landete. Was dann innerhalb von weniger als 24 Stunden folgte, schrieb IAA Geschichte. Ein weiteres starkes Projekt aus seiner Feder war die Musik bei der Präsentation des Mercedes Benz F015 auf der CES Las Vegas 2015. Deshalb gehen meine drei Fragen im Sinnesorgan Hören an Marvin:
1. Was macht eine wirkungsvolle Begegnung aus?
Zur Begegnung gehört für mich ein persönlicher Zusammenstoß von zwei Seelen. Es gibt nichts ernüchternderes als mit dem Telefon eine 20-stellige Durchwahlnummer einzutippen, um dann doch am anderen Ende von einem computergenerierten „Willkommen bei der Hotline..." begrüßt zu werden.
Richtig wirkungsvolle Begegnungen sind die, wo es tief geht - eine Berührung, die es geschafft hat Schutzhüllen und Abwehrmechanismen zu passieren, wo jemand sich öffnet und damit verwundbar macht, erlaubt von der Begegnung verändert zu werden.
Es gab ein paar wenige Momente in meinem Leben, wo jemand mir direkt ins Herz sprach und eine Wahrheit verbalisierte, für die ich bisher taub war und derer ich mir nun schlagartig bewusst wurde. Diese Begegnungen werde ich mein Leben lang nicht vergessen.
2. Worauf ist bei der Gestaltung einer Begegnung zu achten?
Wem begegne ich? Für wirkungsvolle Begegnungen gibt es kaum eine wichtigere Frage als die des Kontexts, der Erwartungen beziehungsweise der Situation der zu-Begegnenden. Natürlich kann man eine Reise starten und auf dem Weg alle Teilnehmer der Begegnung Stück für Stück einsammeln - aber wer den Kontext versteht, wer weiß, was die Anwesenden denken - der kann mit ein paar präzisen Worten den gesamten Großstadthirnverkehr umgehen.
Das gilt für die erste Minute eines Films, für die erste Seite eines Buches, genau wie für die ersten Sekunden eines Songs. Ein super Beispiel ist „Chasing Cars" von Snow Patrol. 7 Sekunden davon im richtigen Moment und die Tränen kullern. 😉 Ich liebe diese Momente einer perfekten Antwort auf die unausgesprochene Frage des Kontexts. Nach diesen Antworten suche ich mit meiner Arbeit.
Chasing Cars von Snow Patrol zum Hören // Quelle: Youtube
3. Was können Eventgestalter bei der Planung von Begegnungen davon lernen?
Ich meine es hat sogar neurophysiologische Gründe, aber Musik und Ton sind einfach Meister der Kommunikation von Emotion. Insbesondere, wenn die Aufmerksamkeit einem anderen Sinn gehört. Ich kann wärmstens empfehlen einmal den Test zu machen und die spannendste Stelle eines Thrillers oder Horrorfilms ohne Ton zu sehen. Ein ziemlich ernüchterndes Erlebnis. Interessanterweise passiert jedoch ähnliches, wenn man seine Aufmerksamkeit zu 100% dem Gehör widmet und kritisch-analytisch bewusst auf den Ton beziehungsweise die Musik achtet. Sofort verliert die Szene an Magie.
Inception Soundtrack von Hans Zimmer zum Hören // Quelle: Youtube
Es ist ähnlich wie bei Inception: Wer es versteht Musik und Ton effektiv (unbemerkt) einzusetzen, aktiviert einen Superagenten, der in das Gehirn seiner Opfer schleicht und dort die Türen für verändernde Begegnung öffnet.
Apropos Hören...
Ich habe den Eindruck unsere Gesellschaft sucht mehr und mehr nach individueller Begegnung. Menschen wollen ihr ganz eigenes Erlebnis, statt wie alle anderen regulären Teilnehmer die Standard-Experience mitzumachen. Wir nehmen ein Schulsystem mit 30 Kindern pro Lehrer als absolutes Problem wahr, haben jedoch Veranstaltungen mit 2.000 Teilnehmern pro Redner. Wir werden es wohl nicht schaffen für jeden Besucher unserer Events einen persönlichen Soulmate-Begleiter per Knopf im Ohr zu engagieren (vielleicht wird das per AI bald möglich), aber mich fasziniert der Gedanke, wie viel effektiver unsere Events wären, würden wir sie nur für eine einzige Person kreieren und absolut alles, was geschieht, dreht sich (zumindest aus der Wahrnehmung des Teilnehmers) einzig und alleine um diesen einen Menschen.
Learned to play piano at the age of 5, added trumpet, drums and then got lost in producing music on the computer. I studied music production and international music business, recorded bands, choirs, symphony orchestras and ran with binaural microphones through the woods. I played in front of 500.000 live and 3.4 million on TV, ran into a bit of pop music fame but didn't like the taste of it. I love big productions though - especially live shows, but in general everything where a bunch of talented people join together to create audiovisual art. In my free time I play board games till 05:00am and build space ships in Unity 3d.
Andere Beiträge in der fünfteiligen Blogserie zum Thema Begegnung:
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