Wenn ich heute, einen Monat früher als gewöhnlich, auf das beinahe schon vergangene Jahr zurückblicke, dann kann ich nur staunen, was sich in Sachen Schreiben alles getan hat. Ziemlich genau vor einem Jahr habe ich all meinen verbliebenen Mut – ich war gerade am bisher tiefsten Tiefpunkt meines Lebens angelangt – zusammengenommen und ohne grosse Hoffunung auf eine positive Rückmeldung meine Geschichte ausgesandt, sich einen Verleger zu suchen. Hätte man mir gesagt, dass ich nur wenige Tage später eine Zusage bekommen würde, ich hätte schallend gelacht. So ich denn überhaupt noch hätte lachen können, aber ich war ja, wie bereits erwähnt, ziemlich tief unten damals und deswegen hätte ich wohl einfach den Kopf geschüttelt und gebrummt, so etwas würde mir doch nicht passieren. Und doch ist es mir passiert und ich kann noch immer kaum fassen, dass es tatsächlich Menschen gibt, die morgen ihren Kindern aus meinem Buch vorlesen werden.
Nun kann man natürlich einwenden, dass dies nun wirklich nichts Weltbewegendes ist und das sehe ich ganz gleich, zumindest, was die grosse Welt betrifft. Meine kleine Hausfrauenfrustwelt wurde nämlich ganz gehörig auf den Kopf gestellt dadurch. Wo ich früher jammerte, ich würde ja nur zu gerne schreiben, wenn ich denn Zeit hätte, zögere ich heute keinen Augenblick mehr, die Hausarbeit stehen und liegen zu lassen, wenn der Schreibtisch mich ruft. Gut, unserem Haushalt bekommt das natürlich nicht besonders gut und auch die Kinder müssen hin und wieder warten, bis der Schreibfluss wieder versiegt ist. Aber hat nicht irgend ein weiser Mensch einmal gesagt, die Kinder würden von einer zufriedenen Mutter mehr profitieren als von einer Mutter, die stets auf den perfekten Haushalt bedacht sei?
Auch anderes hat sich geändert: Mich überkommen zwar immer noch in schöner Regelmässigkeit die Zweifel, ob mein Geschriebenes auch wirklich gut genug sei, aber immerhin habe ich jetzt ein Beweisstück im Regal stehen, das mich daran erinnert, dass mehr möglich ist, als ich mir zugetraut hätte. Wenn meine Zweifel dennoch nicht verschwinden, brauche ich bloss meine Kinder zu fragen, ob ich weiter schreiben solle. Und lieb, wie sie nun mal sind, meinen sie dann, ich solle nicht bloss, ich müsse. Gut, sie sind ja auch noch nicht in dem Alter, in dem man sich für seine Eltern schämt…
Was da passiert ist, hat mich ungemein beflügelt, hat mir Mut gemacht, weitere Geschichten zu spinnen, ein zweites Mal beim Novemberschreiben mitzumachen, um mir trotz aller anderen Aufgaben, die mein Leben bis obenhin anfüllen, die Zeit zum Schreiben zu nehmen. Einmal mehr habe ich diesen unbeschreiblichen Genuss erlebt, wie eine Idee sich verselbständigt, mich mitreisst in eine andere Welt, in der ich von der Schöpferin immer mehr zur Zuschauerin werde. Ein Genuss, den ich nicht mehr missen möchte, auch wenn ich nicht weiss, ob diese Texte je meinen Schreibtisch verlassen werden und auch wenn es längst nicht sicher ist, ob diese Figuren, die sich da ihren Weg bahnen, das gleiche Glück haben werden wie Leone und Belladonna es hatten.
Aber auch wenn diese Texte es nicht schaffen sollten, eine weitere Tür hat sich bereits geöffnet: Bei swissmom gibt es ab sofort einmal im Monat etwas Neues von mir zu lesen.