Befana. Die Hexe, die das Jesuskind nicht findet

Reinlichkeit ist wichtig. Um in Ruhe den Boden zu wischen, die Wäsche aufzufalten oder die Fenster zu putzen, sagt eine gute Hausfrau durchaus mal einen Termin oder ein Treffen ab. Das sollte respektiert werden. Für ein sauberes Haus allerdings das berühmteste Neugeborene aller Zeiten zu verpassen und dafür drei Königen, die vermutlich niemals auch nur einen Besen in die Hand genommen haben, die ganze Ehre zu überlassen, kann sich rächen.

Am 6. Januar begehen Christen weltweit den Dreikönigstag zu Ehren der Heiligen Drei Könige namens Caspar, Melchior und Balthasar, die dem Stern von Betlehem zu dem Stall folgten, in dem der neugeborene Jesus Christus in der Krippe lag. In Italien feiern die Menschen noch eine vierte Person, die fast zu dem Jesuskind gelangt wäre, aber die Chance verpasste, um zu putzen. Sie gilt heute nicht als heilige Königin oder weise Frau. Sie wird als ewig suchende Hexe gesehen. Man nennt sie La Befana oder kurz Befana.

Befana. Die Hexe, die das Jesuskind nicht findetWeder die Tatsache, dass die Heiligen Drei Könige in der Bibel nie wirklich als "Könige", sondern eher als "Sternendeuter" bezeichnet wurden, noch der Umstand, dass ihre genaue Anzahl und ihre Namen erst später in den christlichen Glauben Einzug hielten, beeinflussen die Befana-Legende. Für solche Haarspaltereien ist im Glauben ohnehin kein Platz. Der italienischen Legende nach kehrten die Heilige Drei Könige auf ihrem Weg bei Befana, die als besonders gute Gastgeberin galt, ein. Die Männer erzählten ihr von dem Stern, dem sie folgten, und schlugen Befana schließlich vor, sich ihnen anzuschließen. Da sie noch fegen und andere Hausarbeiten erledigen wollte, lehnte die ältliche Frau ab.

Einige Zeit, nachdem die Könige weitergezogen waren, änderte Befana ihre Meinung, doch da war es bereits zu spät und sie fand den Stern nicht mehr. Seitdem macht sie sich jedes Jahr in der Nacht vom 5. auf den 6. Januar wieder auf die Suche und beschenkt artige oder bestraft unartige Kinder. Da es heißt, sie würde dabei auf einem Besen fliegen, den sie eigentlich mitgenommen hatte, um dem Jesuskind eine saubere Umgebung zu bereiten, hat sich das Bild von Befana als Hexe eingeprägt. Seltsamerweise heißt es in anderen Versionen des Mythos, sie würde auf einem fliegenden Esel reiten. Da kann allerdings auch nur Hexerei im Spiel sein. Nebenbei bemerkt stelle ich es mir schwierig vor, mit einem Esel zu fegen.

Die Italiener feiern Befana

Am Abend des 5. Januars hängen die Kinder in Italien Strümpfe auf oder stellen Schuhe hin, damit Befana diese mit Süßigkeiten füllen kann. Waren die Kinder in den Augen der Hexe jedoch nicht brav, finden die Kleinen am nächsten morgen nur Kohle als Gabe vor. Im Gegenzug für Befanas Geschenke bereiten die Leute ihr gerne mal einen Becher Rotwein, ein bisschen Obst und Fisch zu. Es kann nie schaden, sich mit einer Hexe, die über 2000 Jahre alt ist, gut zu stellen.

Die "Weihnachtshexe", als welche Befana ebenfalls tituliert wird, ist in Darstellungen oft mit Ruß bedeckt, da sie auf ihrem Besen (oder Esel) durch die Schornsteine in die Häuser fliegt. Da in modernen Zeiten längst nicht mehr alle Häuser einen Kamin haben und somit keinen Schornstein besitzen, kann Befana auch durch Schlüssellöcher fliegen. Was ihr besser gefällt, ist nicht überliefert. Sie trägt zumeist Lumpen und bekommt in vielen Abbildungen ein typisches Hexengesicht mit spitzer Nase, Warzen und großen Zähnen. In verschiedenen Städten Italiens gibt es Festivals und lokale Bräuche zu Befanas Ehren.

Befana auf der Spur

Legenden von unheimlichen, strafenden Weihnachtsgestalten als Kontrast zu den gutmütigen und schenkenden Vertretern wie dem Christkind, St. Nikolaus und dem Weihnachtsmann lassen sich in vielen Kulturkreisen beobachten. Wenngleich Befana heute eher als positive Figur wahrgenommen wird, diente sie ursprünglich auch dazu, Kinder zu gutem Benehmen zu animieren. Als Überbringerin von Gaben an Kindern steht sie in direkter Verbindung zu den Heiligen Drei Königen, die ihre Gaben dem Jesuskind dabrachten. Dieses Glück war Befana nicht vergönnt. Sie darf auch als Personifikation der Weisheit Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben verstanden werden. Die Geburt des Heilands zu verpassen und die Chance zu versäumen, eine Heilige zu werden, ist schon ziemlich ärgerlich.

Der Name Befana leitet sich vermutlich von der Epiphanie ab, dem lateinischen Begriff für "Erscheinung", der ein Name für den Dreikönigstag ist. Wie so oft gibt es freilich noch andere Deutungen. So könnte der Name Befana auch auf den Begriff "Bastrina" zurückgehen. Als Bastrina wurden die Opfer an die Göttin Strenia bezeichnet. Strenia galt in der frühen römischen Religion als die Göttin des Neujahrs, der Reinigung und des Wohlbefindens. Nach dieser Deutung wäre Befana die Vermischung des Christentums mit einer heidnischen Tradition. Die Autorin Mary E. Rogers schrieb 1865 dazu:

Wir können kaum erwarten, dass die Heiden, die das Christentum umarmten, ihre alten Bekenntnisse und Bräuche völlig aufgaben.

Eine der bekanntesten Schriften über Befana entstand 1549 durch den italienischen Dichter Agnolo Firenzuola. In dessen Gedicht über die Hexe heißt es zusammengefasst:

La Befana kommt nachts i n zerlumpten Schuhen. Sie bringt Asche und Kohlen zu den frechen Kindern. Den guten Kindern bringt sie Süßigkeiten und viele Geschenke mit.

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