Beerdige niemals Deine Träume!

Von Wernerbremen


Ihr Lieben,
heute Abend möchte ich Euch eine Geschichte von Helmut Jaschke erzählen:

„Die Geschichte vom Baum und vom Vogel“

„Es geschah einmal, dass aus der Erde eine kleine Pflanze emporwuchs.
Sie freute sich so über das Licht und die Luft, dass sie mit allen Kräften sich entfaltete und größer und größer und größer wurde. Ja, bald konnte man sehen, wie ein kleiner Baum dastand, mit zarten Zweigen und Blättern, in einem wunderschönen Grün.

Eines Tages aber ließ das Bäumchen seine Blätter traurig hängen und auch die kleinen Äste neigten sich zur Erde.

Ein Vogel, der in dieser Gegend gerne in den Zweigen der Bäume sang, merkte das, flog auf einen der Äste und fragte den jungen Baum, was geschehen sei.

Ach“, klagte er, „ich will nicht mehr weiter wachsen. Wenn ich alle die schönen, großen, starken Bäume rund um mich sehe, wie sie ihre mächtigen Zweige gegen den blauen Himmel recken, dann denke ich tief in meinem Inneren: Das schaffst Du nie!“

Der Vogel wiegte sich eine Weile auf dem biegsamen Ast, während er nachdachte. Dann sagte er: „Du musst Geduld haben. Jeden Tag bekommst Du genau so viel Sonne, Regen und Wind, wie Du gerade brauchst. Nimm das an und sei zufrieden! Alles andere wird sich finden.“


Ihr Lieben,

in diesem Tagen traf ich einen jungen Mann, der nach seinem Abitur vorhatte, ein Jahr rund um die Welt zu reisen. Dieser junge Mann ist sehr genügsam, aber ganz ohne Geld ist es auch in heutiger Zeit nicht möglich, rund um die Welt zu reisen, auch wenn man noch so bescheiden ist. Unterstützung durch seine Familie kann er nicht erwarten.

Ich werde wohl meinen großen Traum beerdigen müssen“, sagte der junge Mann zu mir und tiefe Traurigkeit kennzeichnete sein Gesicht. Da ich sehr viele Beziehungen in Bremen habe, gelang es mir, ihm innerhalb einer Woche einen Job für die Sommermonate zu beschaffen, bei dem er sich das benötigte Taschengeld für die Reise verdienen kann.
Ich erzähle das hier aus zwei Gründen:
Da ist die traurige Feststellung des jungen Mannes: „Ich werde wohl meinen großen Traum beerdigen müssen“. „Beerdigen“ – das geschieht normalerweise, wenn ein Mensch gestorben ist, wenn sein Leben zu Ende ist und er zur letzten Ruhe gebettet wird.

Wenn der junge Mann also feststellt, dass er wohl seinen Traum beerdigen muss, dann ist das doppelt traurig:
Zum einen ist es traurig, dass er im Moment der Enttäuschung aufgibt, weil er über das benötigte Geld nicht verfügt, zum anderen ist es traurig, weil er seinen Traum beerdigt. Beerdigen aber bedeutet in diesem Zusammenhang, den Traum vollständig aufzugeben.

Ihr Lieben,

Wünsche und Träume sind ganz wichtig für unsere Leben, sie sind unser Lebensmotor, unsere Motivation. Sie lassen uns aktiv werden.

Nun kann es aber geschehen, dass wir aus unterschiedlichen Gründen keine Chance sehen, unsere Wünsche, unsere Träume im Augenblick zu verwirklichen, sei es, dass uns die nötige Unterstützung fehlt, dass uns die nötigen Geldmitteln fehlen oder dass wir im Moment nicht die nötige Kraft haben, um unsere Wünsche und Träume zu verwirklichen.
Entscheidend ist aber, dass wir in solchen Augenblicken, in denen wir momentan unsere Träume und Wünsche nicht verwirklichen können, aus der Enttäuschung heraus unseren Wunsch, unseren Traum beerdigen. 
Das aber ist falsch! 
Haltet an Euren Wünschen und Träumen fest. Wenn sie heute nicht zu verwirklichen sind, dann wird vielleicht eines Tages der Zeitpunkt kommen, an dem Ihr sie verwirklichen könnt. Das geht aber nicht, wenn Ihr sie beerdigt habt!
Der zweite Grund, warum ich heute Abend diese Geschichte erzählt habe, ist dieser:
Neben dem großen Fehler, den Traum, den Wunsch zu beerdigen, begehen die Menschen, die Träume und Wünsche haben, immer wieder den Fehler, sich mit anderen Menschen zu vergleichen.

Als ich vor vielen Jahren Handballjugend trainierte, da kam eines Tages ein Junge, Heiko Ludewig, zu mir, der unter zeitweiligen spastischen Lähmungen litt, der kaum einen anderen Menschen anblicken konnte aufgrund seines fehlenden Selbstvertrauens und der keine drei Meter weit laufen konnte, weil alle, mit Ausnahme seiner Eltern, immer wieder zu ihm gesagt hatten: „Du kannst das nicht!

Dieser Junge hatte tief in sich drinnen einen großen Wunsch:
Er wollte unbedingt Handball spielen.

Hätte dieser Junge sich nun mit den besten Spielern meiner männlichen B-Jugend verglichen oder gar mit Handballnationalspielern, die er bei Länderspielen im Fernsehen sah, dann hätte er niemals seinen Traum, seinen glühenden Wunsch verwirklichen können, denn er hatte von seinen körperlichen Voraussetzungen keine Chance, so gut wie diese zu werden.

Dieser Junge aber hielt an seinem Traum fest, er gab ihn nicht auf.
Nachdem sich mehrere Trainer anderer Jugendmannschaften geweigert hatten, diesen Jungen in ihren Mannschaften mitspielen zu lassen, rief mich der Vater an, ob ich den Versuch wagen würde.
Ich hatte damals eine menschlich ganz feine männliche B-Jugend und wir haben Heiko gerne aufgenommen. Die Mannschaftkameraden haben Heiko unterstützt, wo immer sie konnten, und ich habe ihm jede Unterstützung und Ermutigung gegeben, die er brauchte.

Als Heiko uns am Ende der Jugendzeit verließ, konnte er jedem Menschen offen und ohne Scheu ins Gesicht blicken, er konnte für seine Verhältnisse richtig schnell laufen, weil die Lähmungen nachließen, und er spielte für seine Verhältnisse und von seiner Begabung ausgehend fast weltmeisterlich Handball!

Deshalb Ihr Lieben, haltet an Euren Träumen und Wünschen fest, gebt sie niemals auf, vor allem aber, beerdigt niemals Eure Träume oder Wünsche, denn es kann der Tag kommen, wo Ihr bereut, sie beerdigt zu haben.


Ich wünsche Euch einen zuversichtlichen Abend und morgen einen hoffnungsvollen Tag

Euer fröhlicher Werner aus Bremen

Quelle: Karin Heringshausen