Die im vorhergehenden Artikel bereits angesprochene Problematik der Betamethason-Spritzung, hinsichtlich der frühzeitigen Reifung der Hirnstrukturen, ist deshalb negativ, weil gleichzeitig die Zellteilung und auch das Wachstum langsamer vonstatten gehen. Laut Thorsten Braun, Gynäkologe an der Charité in Berlin, zeigen Kinder, die während der Schwangerschaft mit Betamethason-Spritzen behandelt wurden eine abgeschwächte Aktivität der Stressachse und haben zumeist ein geringeres Gewicht bei der Geburt.
Da in Deutschland zwischen 8 – 10% der Schwangeren, bei denen ein hohes Risiko zur Frühgeburt besteht mit Betamethason behandelt werden, stellt sich hierbei natürlich die Frage, ob es negative Spätfolgen gibt oder nicht. Wie bereits im vorhergehenden Beitrag erwähnt, senkt die Behandlung die Frühchensterblichkeit um mehr als 30%, was die Nutzung definitiv rechtfertigt. Trotzdem haben Tierversuche gezeigt, dass in der Schwangerschaft vermehrt ausgeschüttete Stresshormone im späteren Leben die Entstehung verschiedenster Krankheiten, wie unter anderem Herzkrankheiten, Bluthochdruck und Diabetes begünstigen können. Untersuchungen an menschlichen Probanden zeigten, dass durchaus ein erhöhtes Risiko für Depressionen im späteren Leben besteht.
Eine bisher unveröffentlichte Vergleichs-Studie mit 40 achtjährigen Kindern, deren Mütter während der Schwangerschaft eine Betamethason-Behandlung erhalten haben und 40 achtjährigen „Normalgeborenen“ zeigt allerdings deutliche Unterschiede. Die mit Betamethason behandelten Kinder schnitten gerade bei Stresstests merklich schlechter ab als die Vergleichsgruppe, auch Probleme mit Aufmerksamkeit und Konzentration konnten festgestellt werden und sind wohl eine der Hauptursachen für den festgestellten, durchschnittlich 10% niedrigeren Intelligenzquotienten. Die Erklärung für diese Unterschiede liegt wohl daran, dass der Körper von Kindern, die als Ungeborene einer erhöhten Stresshormonausschüttung ausgesetzt waren, den dadurch erhöhten Grundpegel als normal annimmt und eben zeitlebens eine stärke Hormonausschüttung vornimmt, um genau diesen zu erhalten.
Abschließend kann man nur sagen, dass Stress in der Schwangerschaft möglichst vermieden werden sollte. Das lässt sich leicht sagen und wird sicher für die eine oder andere Schwangere, gerade in der Zeit vor der Mutterschaftskarenz, schwierig werden. Wichtig ist, dass Frau sich dessen bewusst ist und daran arbeitet, dass der Stresshormonspiegel nicht allzu stark ansteigt. Glaubt man niederländischen Forschern der Universität Tilburg ist die Vermeidung von Stress gerade zwischen der 12. und der 22. Woche der Schwangerschaft besonders wichtig, da hier die Beeinflussung der kognitiven und emotionalen Entwicklung des Fetus und den möglicherweise daraus resultierenden Langzeitfolgen am stärksten ist. Dennoch sollte keine Panik entstehen, falls zum Beispiel ein erhöhtes Risiko für eine Frühgeburt besteht und eine Behandlung mit Betamethason empfohlen wird.