Bedrohungsszenarien in Frankfurt und anderswo

Von Modesty

Hach, war das ein Wochenende! Wunderbares Wetter in der Uckermark, auch wenn das inzwischen doch arg monotone Gelb der Rapsfelder auf den eigentlich so malerischen Hügeln langsam nervt. Trotzdem gibt es noch einige traumhafte Orte dort, an denen die Zeit stillzustehen scheint. Föhren im Wind, verträumte Seen, verwunschene Wälder, verfallene oder inzwischen liebevoll restaurierte Gehöfte. Aber leider kann man sich dieser Illusion nur wochenendweise hingeben. Am Ende kommt man nach Hause und stellt fest: Die Welt hat sich unterdessen weiter gedreht.

Zu den verbotenen Demonstrationen strömten nun erst recht 25.000 bis 30.000 Menschen nach Frankfurt, die allesamt so friedlich blieben, dass die martialisch aufmarschierte Polizei plötzlich als eigentlicher Blockierer der Frankfurter Innenstadt da stand – und das völlig zu recht. Vielen Dank, ihr lieben Blockupierer, dass ihr das möglich gemacht habt! Trotzdem fände ich es gut, wenn ihr noch einmal darüber nachdenken würdet, für oder gegen was ihr eigentlich auf die Straße geht. Die Macht der Banken bricht man auf diese Weise jedenfalls nicht. Wenn nur alle angeblichen Gefährdungsszenarien, mit denen die Leute eingeschüchtert werden sollen, so einfach als erfundene Bedrohung zu entlarven wären!

Eine andere Bedrohung hat die internationale Arbeitsorganisation (ILO) entdeckt: Die erschreckend hohe Arbeitslosigkeit junger Menschen in der EU. Angesichts der Tatsache, dass es in Deutschland noch vergleichsweise gut aussieht, gerät hierzulande leicht aus dem Blick, dass in einigen EU-Ländern nicht einmal jeder Zweite unter 25 Jahren einen (bezahlten) Job hat. In Euroland liegt die Arbeitslosenquote in dieser Altersgruppe durchschnittlich bei gut 22 Prozent. Die ILO spricht sogar schon von einer verlorenen Generation, wenn nicht sehr schnell mit entsprechenden Programmen gegengesteuert würde. Durch den eingeschlagenen Sparkurs würde eine Erholung der Arbeitsmärkte, von der gerade Jugendliche profitieren könnten, aber gerade verhindert.

Nun ist das einerseits tatsächlich schlimm, denn eine vernünftige Existenzgrundlage bietet in dieser Welt nun mal nur ein ordentlicher Job, sofern man keine Vorfahren hat, die einem was vererben. Wenn nun aber eine relevante Anzahl von Menschen gar keine Chance haben, jemals einen brauchbaren Job zu bekommen, kommen die dann vielleicht doch einmal auf die Idee, dass man das Leben auch anders einrichten könnte – und zwar nicht auf dem kümmerlichen Niveau von Sozialhilfe oder Kleinkriminalität, sondern eben wirklich ganz anders.

Schon ärgerlich: Nachdem die Politik im Hinblick auf die Lebenschancen jüngerer Menschen in den vergangenen Jahren nichts anderes getan hat, als Kindheit und Jugend ausschließlich als Vorbereitung auf das Berufsleben zu betrachten und zu organisieren, damit diese möglichst schnell und effektiv durchlaufen werden kann, um als Endziel jeder Schulausbildung der Wirtschaft jede Menge perfekt zugerichtete, junge, willige und mit den aktuell benötigten Fachkenntnissen ausgestattete Menschen zur Verfügung zu stellen, kommen die derart getriezten Jugendlichen jetzt aus der Schul-Tretmühle und finden die Arbeitsplätze gar nicht vor, für die sie zugerichtet wurden.

Das könnte schon gefährlich werden – wenn sich diese Jugendlichen nicht auf Zeitstaubsaugern wie Facebook verlieren würden, sondern tatsächlich ihren Anteil am Reichtum der Welt einfordern würden. “Behaltet ruhig eure blöden Jobs, lasst uns einfach gut Leben!” Das wäre doch mal eine Forderung. Statt dessen werden am Ende wieder irgendwelche schwachsinnigen Dinge produziert, die schlecht für die Umwelt sind und kein Mensch braucht – aber irgendein Wirtschaftswachstum muss ja produziert werden, wenn auch die Jugend noch irgendwelche Jobs abbekommen soll. Ein Elend ist das.