Bedingungsloses Grundeinkommen – aber bitte nicht so

Von Nicsbloghaus @_nbh

Bedingsungsloses Grundeinkommen ist ein Menschenrecht

Bei war­men Spätsommerwetter tra­fen sich am Samstag etwa 2.500 Menschen in Berlin, um für ein Bedingungsloses Grundeinkommen zu demons­trie­ren. Unter dem Motto “Grundeinkommen ist ein Menschenrecht!” zog ein fröh­li­cher Zug vom Alexanderplatz zum Bundeskanzleramt.

Neben eini­gen bekann­ten Gesichtern wie Susanne Wiest, die mit einer beim Bundestag ein­ge­reich­ten Petition für das Grundeinkommen bekannt wurde, Katja Kipping von den LINKEN, die betonte, dass sie “nur für sich” und nicht für ihre Partei spricht und dem hun­ger­strei­ken­den Ralph Boes sprach auch eine Vertreterin der “Violetten” auf der Auftaktkundgebung.

Leider waren sol­che etwas “ver­schwur­bel­ten” Reden immer wie­der zu hören; boten die Veranstalter doch ein “offe­nes Mikrophon” an, in das jeder seine Botschaften hin­ein­re­den durfte. Bei aller Freude über sol­cher­lei Versuche, denen eine Stimme zu ver­schaf­fen, die ansons­ten sel­ten zu Wort kom­men: manch­mal ist es auch bes­ser, wenn nicht jeder laut­spre­cher­ver­stärkt seine Meinung der Welt kund gibt. Da war von “Lichtgestalten” die Rede und von “all­um­fas­sen­der Liebe”, die die Menschen ver­bin­det.

Mit solch eso­te­ri­schem Unsinn wird die Idee hin­ter dem Bedingungslosen Grundeinkommen mei­ner Meinung nach ins Lächerliche gezo­gen und die tat­säch­li­che Sprengkraft die­ser Utopie lila über­tüncht.

Es war dann aber vor allem die Rede von Inge Hannemann, der ehe­ma­li­gen Arbeitsvermittlerin aus einem Jobcenter in Hamburg, die die Massen elek­tri­sierte. Sie kri­ti­sierte auch beim Zwischenstopp vor dem Friedrichstadtpalast das Hartz-IV-System und for­derte die Bundesagentur für Arbeit auf, die ent­wür­di­gende Sanktionspraxis von Hartz IV zu been­den.1

Der Demonstrationszug zog erstaun­lich leise durch Berlins Innenstadt. Zwar brachte Bernadette La Hengst mit ihrem Chor beim “bedin­gungs­lo­sen Grundeinsingen” auf der Friedrichstraße die Leute ein wenig in Stimmung; aber ins­ge­samt erin­nerte die ganze Veranstaltung eher an eine Wanderung zum Picknick.

Und so fan­den sich am Ende der Demonstration auf der Wiese vor der Schweizer Botschaft – in Sichtweite des Bundeskanzleramtes – noch ein ver­min­der­tes Häufchen Demonstrierender ein und lausch­ten einem Sänger, der zwar wenig über das Grundeinkommen, dafür aber viel über Körperteile, auf denen Menschen sit­zen, zu sin­gen hatte.

Das – so scheint mir – sind nicht unbe­dingt die poli­ti­schen Aussagen, die ein Bedingungsloses Grundeinkommen der Gesellschaft näher bringt.

F.N.