Bedingungslose Liebe

Von Mamis_blog

Heute las ich im Raum, in dem unser Musikkurs stattfindet, den Satz an der Tafel: „Kinder brauchen LIEBE - besonders wenn sie sie nicht verdienen."

Der Satz stand da nicht, weil er in irgendeinem Zusammenhang zu unserem Kurs steht, sondern einfach so, vielleicht von der vorherigen Gruppe. Ich hatte diesen Satz so ähnlich schon mal gehört oder gelesen und habe nicht näher drüber nachgedacht. Als die Leiterin und eine Teilnehmerin bewusst auf den Satz zu sprechen kamen, ratterten die Gedanken bei mir los.

Auf den ersten Blick hört sich dieser Satz ganz sinnvoll an. Doch je länger ich drüber nachdachte, widerspricht irgendetwas in mir.

„Liebe" und „verdienen" in einem Satz? Kann man Liebe überhaupt verdienen? Und vor allem mit dem Wort „wenn" verbunden? Das passt alles irgendwie nicht. „Kinder brauchen Liebe PUNKT", sagte die Musikkursleiterin. Ich stimme ihr zu. Nicht „besonders" und schon gar nicht „wenn". Sie brauchen Liebe und zwar immer. Und sie sollen diese spüren, IMMER.

Wer verdient denn Liebe und wer verdient sie nicht? Gibt es überhaupt jemanden, der sie nicht verdient? Gibt es eine höhere Strafe als Liebesentzug? Und was macht es mit jemandem, Liebesentzug zu bekommen, an Bedingungen und an Verhalten geknüpft? Auf dem Blog „Gewünschtestes Wunschkind" (mein Lieblings-Blog übrigens, weil es so viele tolle und bestärkende Artikel gibt) wurde darüber auch geschrieben und Ihr könnt hier über Logische Konsequenzen und den Zusammenhang zu Strafen nachlesen. Dieser Artikel hat mir echt die Augen geöffnet und ich versuche seitdem, die Wenn ... Dann.... Aussage gegenüber meinen Kindern zu vermeiden. Immer öfter gelingt es mir. Es ist wie ein Blitz-Wort für mich geworden. Manchmal fange ich einen Satz an mit „Wenn Du jetzt nicht. . . " stoppe dann und sage: „Komm bitte her, wir machen das zusammen". Und es funktioniert... sogar besser. Denn mein Kind bekommt Hilfe und fühlt sich gestärkt. Es darf sein, wie es ist und ich bin trotzdem gerade deswegen für sie da, weil ich sie LIEBE - IMMER.

Was mit dem Satz gemeint ist, leuchtet mir ein. Wir sollten ihnen am deutlichsten unsere Liebe dann zeigen, wenn unsere Kinder sich nicht besonders vorbildlich verhalten. Sie schreien, sie toben, sie weinen, sie trotzen probieren ihren Willen aus und testen unsere Grenzen, usw. Und genau dann brauchen sie unsere Zuneigung, unsere Anerkennung, vielleicht unsere Nähe und dass wir für sie da sind. Sie brauchen, dass wir ihnen unsere Liebe zeigen und ihnen das geben, was sie gerade brauchen. Nicht immer fällt es mir leicht, dies umzusetzen, obwohl ich genau weiß, dass sie in diesen Momenten meine Nähe, meine Zuneigung am Meisten brauchen. Manchmal möchte ich innerlich einfach auch schreien, wenn nichts nach Plan läuft und alles nach Protest aussieht. Dass es nichts nützen würde und alles nur schlimmer macht, das führe ich mir vor Augen und ich stelle die Frage: „Was möchtest Du? Soll ich Dich in den Arm nehmen?" Die Worte „Ich habe Dich lieb" in ganz ruhigem Ton beruhigen auch sie und wir haben meistens schnell wieder eine Basis, auf der sie aufnahmefähig ist und dann auch eine Umarmung zulassen kann, egal wie wütend sie vorher war. Oft kann sie ihre Gefühle danach auch sehr genau beschreiben. „Ich bin wütend, dass..." „Ich bin traurig, weil..." Das finde ich toll und ich bestärke sie darin, dass sie ihre Gefühle anspricht und beschreibt und das genauso benennt. Das ist so wichtig und ich wünsche mir und ihr, dass sie das beibehält - IMMER. Natürlich machen Gefühle auch verletzlich. Gefühle sind wichtig im Umgang miteinander, um die oft viel zu rationale Welt wieder ein bisschen menschlicher zu machen.

Wie versteht Ihr den Satz und wie denkt Ihr darüber? Gibt es die bedingungslose Liebe und wie setzt Ihr sie um? Fällt es Euch auch manchmal schwer, diese zu zeigen, wenn gerade alles drunter und drüber geht? Ich freue mich auf Eure Meinungen und Erfahrungen. Eure Renate

34 total views, 34 views today