Bedeutender Protagonist für die Trennung von Staat und Kirche

Von Nicsbloghaus @_nbh

von Siegfried R. Krebs

Es ist gut ein Vierteljahrhundert her, da hörte ich während meines kulturwissenschaftlichen Studiums an der Berliner Humboldt-Universität erstmals von den Freidenkern und auch von Adolph Hoffmann, dem so genannten “10-Gebote-Hoffmann”. Dieses Seminar fand übrigens bei Horst Groschopp, dem späteren Präsidenten des HVD-Bundesverbandes (bis Januar 2010) statt.

Bereits im Jahre 2009 hat Groschopp in Band 2 der Schriftenreihe der Humanistischen Akademie Berlin einen Sammelband mit Texten über und von Adolph Hoffmann vorgelegt.

Wer nun war dieser Adolph Hoffmann (1858 – 1930)? Ein Kind aus ärmlichsten proletarischen Verhältnissen, von Jugend an Freidenker und Kopf der Berliner Freireligiösen Gemeinde. Und nicht zuletzt linker Sozialdemokrat und sozialdemokratischer Volksvertreter. Ein Mann, der jederzeit und überall für die Trennung von Staat und Kirche und für die Trennung der Schule von der Kirche wirkte. Konkret auch in der damaligen Kirchenaustrittsbewegung, Seite an Seite mit Karl Liebknecht.

Seine Gegner hängten ihm diffamierend den Beinamen “10-Gebote-Hoffmann” an, weil er angeblich zehn neue Gebote formuliert habe. In Wirklichkeit hatte Hoffmann “nur” die zehn christlichen Gebote wegen ihrer Indienstnahme für die kapitalistische Ausbeutung und den kaiserlichen Obrigkeitsstaat radikal kritisiert.

Adolph Hoffmann ist für die Geschichte der Weltanschauungsfreiheit eine wichtige Person. Er wurde nach der Novemberrevolution für die USPD in Preußen kurzzeitig erster Volksbildungsminister (seine Vorgänger nannten sich noch Kultusminister) ihn, der in der Revolution von 1918 als preußischer Minister. In seiner nur kurzen Amtszeit konnte er für den Schulbereich erste Ergebnisse einer Trennung von Staat und Kirche erzielen (Stichworte: Schulaufsicht, konfessionsfreie Schulen, Religionsunterricht). Einiges davon ging in die sogenannten Kirchenartikel der Weimarer Reichsverfassung ein. Allerdings konnten die Ansätze Hoffmanns nicht fortgeführt werden, teilweise wurde sie sogar im Interessen der christlichen Kirchen zurückgenommen – bis heute…

Der Sammelband mit Beiträgen u.a. von Horst Groschopp, Gernot Bandur (DFV) und Manfred Isemeyer führt mit Absicht und Berechtigung auch den Untertitel “Texte zu 90 Jahre Weimarer Reichsverfassung”.

Alles in allem liegt damit nach wie vor eine lesenswerte, lebendige Handreichung auch für die heutige Zeit und für das Engagement konfessionsfreier Menschen vor.

Horst Groschopp (Hrsg.): „Los von der Kirche!” – Adolph Hoffmann und die Staat-Kirche-Trennung in Deutschland. 160 S. kartoniert. Alibri-Verlag Aschaffenburg 2009. 15 Euro. ISBN 978-3-86569-042-5

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