Jetzt ist es also soweit. Nachdem Hagiolater aller Länder bereits seit sechs Jahren „santo subito“ gefordert hatten, ist Johannes Paul II. nun immerhin seliggesprochen worden. Aber was ist eigentlich der Unterschied zwischen Beatifikation (Seligsprechung) und Kanonisation (Heiligsprechung)?
Nun, im Gegensatz zum Heiligen ist die Verehrung des Seligen lediglich lokal begrenzt, im Falle des einstigen Papstes also in Rom, gestattet, was allerdings – seien wir ehrlich – die meisten polnischen Katholiken nicht sonderlich beeindrucken dürfte.
Worauf die katholische Kirche jedoch noch größeren Wert legt als auf die Unterscheidung zwischen Seligen und Heiligen, das ist die Unterscheidung zwischen Verehrung und Anbetung. Letztere ist nämlich nur bei Gott selbst, d.h. Vater, Sohn und Heiligem Geist, gestattet.
Das weiß die Kirche. Aber wissen das auch ihre Mitglieder? Wenn man sich den Pomp vor Augen hält, mit welchem, besonders in Südeuropa, der Heiligen gedacht wird und den mal mit der eher schlichten Zelebration der 'Hochfeste des Herrn' vergleicht, kann man daran durchaus zweifeln und sich fragen, wer eigentlich von größerer Bedeutung ist: Erlöser oder Erlöster, Schöpfer oder Geschöpf?
Aber wie sollten auch die Schäfchen besser sein als ihre Hirten? War es doch gerade Johannes Paul II., der nicht selten Pilgerreisen zu Orten unternahm, die von Kardinal Ratzingers Glaubenskongregation, dem letzten Überbleibsel der Inquisition, nie als offizielle Pilgerstätten anerkannt worden waren. Und das meist aus gutem Grund. Angebliche Erscheinungen, Wunder und Heilungen ließen sich all zu oft nämlich nicht nachweisen oder aber widersprachen inhaltlich der kirchlichen Doktrin.
Und bisweilen tat das sogar der Papst selbst. Wie z.B. 1985 als er in Vaduz, Liechtenstein ein Gebet sprach, das man in evangelikalen Kreisen wohl als 'Übergabegebet' bezeichnen würde und in welchem er sich selbst in Leben und Tod, Zeit und Ewigkeit nicht etwa Gott, sondern Maria anvertraute.
Selbstverständlich aber betont die Kirche, dass die Seligsprechung des einstigen Pontifex nicht etwa der posthume Lohn für seine einwandfreie Theologie und Dogmatik ist, sondern deshalb vollzogen wurde, weil bei Johannes Paul II. die Kardinaltugenden Glaube, Hoffnung und vor allem Liebe stets sichtbar und vorbildlich waren. Und das wird wohl auch niemand ernsthaft in Zweifel ziehen können. So bezeichnete denn selbst Michail Gorbatschow den ehemaligen Bischof Roms als den größten Humanisten des zwanzigsten Jahrhunderts.
Und doch wird wohl jeder halbwegs bibelfeste Besucher des Vatikans dieses seltsame Gefühl nachvollziehen können, das einen beim Anblick von Apostolischem Palast, Petersdom und vatikanischen Gärten beschleicht. Denn abgesehen von den lehrmäßigen Ungereimtheiten des Katholizismus, die seit John Wyclif, Jan Hus oder spätestens Martin Luther immer wieder diskutiert wurden und werden, fragt man sich doch, wie es sein kann, dass der Stellvertreter Christi auf Erden ein so prunkvolles Leben führt, während Christus selbst von sich sagte: „Die Füchse haben ihre Höhlen und die Vögel ihre Nester; aber der Menschensohn hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann.“ (Matthäus 8,20; Lukas 9,58)
Bedauerlicherweise sah und sieht man sowohl Johannes Paul II. als auch Benedikt XVI. an, wie unangenehm der ganze Prunk ihnen eigentlich ist bzw. war. Aber dennoch scheint der Mut des Papstes, die Macht oder was auch immer sonst nötig wäre, nicht auszureichen, um diese Zustände zu ändern. Und wie mittlerweile hinlänglich bekannt sein dürfte, ist das aktuelle Oberhaupt der katholischen Kirche ohnehin kein großer Reformer. Eher im Gegenteil.
Und letztlich scheint il Papa ohnehin mehr Angst vor Veränderung zu haben als vor sonst irgendwas. Das zeigt sich auch an den Bischöfen, die er in seiner bisherigen Amtszeit zu Kardinälen ernannt hat: ein Heer erzkonservativer Intellektueller. Wie sagt man so schön: gleich und gleich gesellt sich gern.
Nun, einem Außenstehenden wird sich der Katholizismus wahrscheinlich nie so ganz erschließen, aber bezüglich des heutigen Tages ist doch vor allem eine Sache komisch:
Warum muss man in der katholischen Kirche erst sterben, um selig zu werden, während Jesus selbst doch lebende Menschen zu Seligen erklärte: „Selig, die arm sind vor Gott, denn ihnen gehört das Himmelreich“ usw. (Matthäus 5,3-12).
Nun, im Gegensatz zum Heiligen ist die Verehrung des Seligen lediglich lokal begrenzt, im Falle des einstigen Papstes also in Rom, gestattet, was allerdings – seien wir ehrlich – die meisten polnischen Katholiken nicht sonderlich beeindrucken dürfte.
Worauf die katholische Kirche jedoch noch größeren Wert legt als auf die Unterscheidung zwischen Seligen und Heiligen, das ist die Unterscheidung zwischen Verehrung und Anbetung. Letztere ist nämlich nur bei Gott selbst, d.h. Vater, Sohn und Heiligem Geist, gestattet.
Das weiß die Kirche. Aber wissen das auch ihre Mitglieder? Wenn man sich den Pomp vor Augen hält, mit welchem, besonders in Südeuropa, der Heiligen gedacht wird und den mal mit der eher schlichten Zelebration der 'Hochfeste des Herrn' vergleicht, kann man daran durchaus zweifeln und sich fragen, wer eigentlich von größerer Bedeutung ist: Erlöser oder Erlöster, Schöpfer oder Geschöpf?
Aber wie sollten auch die Schäfchen besser sein als ihre Hirten? War es doch gerade Johannes Paul II., der nicht selten Pilgerreisen zu Orten unternahm, die von Kardinal Ratzingers Glaubenskongregation, dem letzten Überbleibsel der Inquisition, nie als offizielle Pilgerstätten anerkannt worden waren. Und das meist aus gutem Grund. Angebliche Erscheinungen, Wunder und Heilungen ließen sich all zu oft nämlich nicht nachweisen oder aber widersprachen inhaltlich der kirchlichen Doktrin.
Und bisweilen tat das sogar der Papst selbst. Wie z.B. 1985 als er in Vaduz, Liechtenstein ein Gebet sprach, das man in evangelikalen Kreisen wohl als 'Übergabegebet' bezeichnen würde und in welchem er sich selbst in Leben und Tod, Zeit und Ewigkeit nicht etwa Gott, sondern Maria anvertraute.
Selbstverständlich aber betont die Kirche, dass die Seligsprechung des einstigen Pontifex nicht etwa der posthume Lohn für seine einwandfreie Theologie und Dogmatik ist, sondern deshalb vollzogen wurde, weil bei Johannes Paul II. die Kardinaltugenden Glaube, Hoffnung und vor allem Liebe stets sichtbar und vorbildlich waren. Und das wird wohl auch niemand ernsthaft in Zweifel ziehen können. So bezeichnete denn selbst Michail Gorbatschow den ehemaligen Bischof Roms als den größten Humanisten des zwanzigsten Jahrhunderts.
Und doch wird wohl jeder halbwegs bibelfeste Besucher des Vatikans dieses seltsame Gefühl nachvollziehen können, das einen beim Anblick von Apostolischem Palast, Petersdom und vatikanischen Gärten beschleicht. Denn abgesehen von den lehrmäßigen Ungereimtheiten des Katholizismus, die seit John Wyclif, Jan Hus oder spätestens Martin Luther immer wieder diskutiert wurden und werden, fragt man sich doch, wie es sein kann, dass der Stellvertreter Christi auf Erden ein so prunkvolles Leben führt, während Christus selbst von sich sagte: „Die Füchse haben ihre Höhlen und die Vögel ihre Nester; aber der Menschensohn hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann.“ (Matthäus 8,20; Lukas 9,58)
Bedauerlicherweise sah und sieht man sowohl Johannes Paul II. als auch Benedikt XVI. an, wie unangenehm der ganze Prunk ihnen eigentlich ist bzw. war. Aber dennoch scheint der Mut des Papstes, die Macht oder was auch immer sonst nötig wäre, nicht auszureichen, um diese Zustände zu ändern. Und wie mittlerweile hinlänglich bekannt sein dürfte, ist das aktuelle Oberhaupt der katholischen Kirche ohnehin kein großer Reformer. Eher im Gegenteil.
Und letztlich scheint il Papa ohnehin mehr Angst vor Veränderung zu haben als vor sonst irgendwas. Das zeigt sich auch an den Bischöfen, die er in seiner bisherigen Amtszeit zu Kardinälen ernannt hat: ein Heer erzkonservativer Intellektueller. Wie sagt man so schön: gleich und gleich gesellt sich gern.
Nun, einem Außenstehenden wird sich der Katholizismus wahrscheinlich nie so ganz erschließen, aber bezüglich des heutigen Tages ist doch vor allem eine Sache komisch:
Warum muss man in der katholischen Kirche erst sterben, um selig zu werden, während Jesus selbst doch lebende Menschen zu Seligen erklärte: „Selig, die arm sind vor Gott, denn ihnen gehört das Himmelreich“ usw. (Matthäus 5,3-12).