Beängstigend

Gestern Abend, als ich wie gewohnt so gegen Mitternacht ins Bett ging, wähnte ich mich im Jahr 2013, heute Morgen aber bei der Zeitungslektüre musste ich feststellen, dass mich irgendjemand auf eine Reise in die Vergangenheit geschickt hat. Nun gut, eigentlich sieht meine Welt so gar nicht nach Vergangenheit aus, da stehen noch immer die gleichen Geräte in der Küche, iPad & Co. sind wie gewohnt im Einsatz und auch die Kleider sehen noch gleich aus wie gestern. Aber was ich in der Zeitung lese, beweist mir klar und deutlich: Wir sind auf dem besten Weg, wieder dorthin zu gelangen, wo unsere Vorfahren schon mal waren. Damals war eine Frau, die zuviel wusste, eine Hexe, ein Mensch jüdischen Glaubens ein Brunnenvergifter, ein Querdenker ein Ketzer.

Und heute? Heute sind wir natürlich viel weiter. Jeder hat das Recht, so zu leben, zu denken und im Grossen und Ganzen auch so zu handeln, wie er will. Die persönliche Freiheit steht über allen Verpflichtungen, oft auch über den Werten, die wir grundsätzlich als richtig erachten. Jeder darf nach seinem Glück streben, seine Träume verwirklichen, sein Leben nach den eigenen Wünschen gestalten. Dies gestehen wir jedem zu. Zumindest, solange er die “richtige” Herkunft hat, ohne Sozialhilfe auskommt und ein “funktionierendes” Mitglied der Gesellschaft ist.

Erfüllt einer diese Voraussetzungen nicht, na ja, dann gilt das alles natürlich nicht, das muss man doch verstehen. Man kann doch nicht einfach jeden Dahergelaufenen als gleichwertigen Menschen behandeln. Wo kämen wir denn da hin? Und weil man so denkt, sagt man heute ganz ungeniert, was man vor ein paar Jahren noch nicht mal hinter vorgehaltener Hand zu äussern gewagt hätte.

“Die Asylsuchenden sind unterbeschäftigt. Wir haben einen schönen Dorfplatz, dort sind unsere schönen Frauen. Das gibt Probleme”, lässt sich zum Beispiel heute der Ammann einer Aargauer Gemeinde in der Zeitung zitieren und sagt damit ziemlich unverblümt, dass sein Dorfplatz nicht jedem offen steht. Weiter unten im Artikel ist folgendes zu lesen: “Die Asylsuchenden würden unterirdisch untergebracht. Oberirdisch gebe es keine Möglichkeit für Aufenthaltsräume. ‘Unsere Schüler müssten sich also die Ausbildungs- und Pausenplätze mit dem Asylbewerbern teilen’, so die Schule.” Man stelle sich einmal dieses Schreckensszenario vor: Da könnten erwachsene Landwirtschaftsschüler mit erwachsenen Asylbewerbern in Kontakt, ja, vielleicht sogar ins Gespräch kommen. Gott bewahre! Am Ende würden die beiden Gruppen noch erkennen, dass sie alle nur Menschen sind. Aber soweit wird es nicht kommen, denn der Gemeindeamman verspricht, man werde alle rechtlichen Mittel ausschöpfen, um die Asylunterkunft zu verhindern, die Bevölkerung erwarte das so. 

Weil das die Bevölkerung nicht nur in dieser Gemeinde so erwartet, sondern fast überall in der Schweiz, wo Asylsuchende eine vorübergehende Bleibe finden sollen, werden immer wieder ähnliche Sätze fallen, vermutlich auch noch viel giftigere und irgendwann wird kaum einer mehr aufhorchen, nicht mal mehr wir, die wir heute noch darüber heulen könnten. Und das macht Angst.

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