Beamte finden Munition: Zwei Patronen kosten Sozialarbeiter 2700 Euro

Weil er zwei Patronen mit sich führt, handelt sich ein Familienvater am Flughafen Ärger ein. Eine Patrone verstößt gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz. Frank W. wird deshalb zu einer Geldstrafe verurteilt.

Gegen 9 Uhr betritt Frank W. den Gerichtssaal als mutmaßlicher Kriegswaffenhändler und Panzerknacker. Das hört sich schlimmer an, als es eigentlich ist.

Am 12. Juli 2011 wurde Frank W. schon am Frankfurter Flughafen auf seinem Weg nach Malta gestoppt. In seinem Handgepäck fanden die Sicherheitsbeamten zwei Patronen. Eine davon Kaliber neun Millimeter, für Pistole, die andere 7,62 Millimeter, Leuchtspurmunition für Gewehre. Die erste verstößt nur gegen das Waffengesetz. Die zweite gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz. Das wiegt schwerer.

Beamte finden Munition: Zwei Patronen kosten Sozialarbeiter 2700 Euro

Foto: dpa

Frank W. wirkt wie ein gemütlicher Mann. Optisch erinnert er an den holländischen Showmaster Harry Wijnvoord, nur schlanker. Er ist Sozialarbeiter und kümmert sich beruflich um unbegleitete Flüchtlingskinder. Er ist verheiratet und hat vier Kinder – drei eigene und ein Pflegekind. Er ist noch nie mit dem Gesetz in Konflikt geraten.

Allerdings hat Frank W. Mitte der 80er bei der Bundeswehr gedient. „Zu dieser Zeit hat es als cool gegolten, wenn man sich eine Patrone aneignet. Und Leuchtspurmunition war besonders cool“, sagt er, und jeder, der zu dieser Zeit selbst gedient hat, kann das bestätigen. Souvenir, Souvenir. Einige nahmen damals eine Leberzirrhose als Erinnerung mit, andere Patronen. Die Patronen waren beliebter.

In der Tasche vergessen

Frank W. ist kein Idiot. Der Familienvater bewahrte die Erinnerungspatronen an einem sicheren Ort auf: in einem kleinen Safe mit Zahlenkombination. Eines Tages funktionierte die nicht mehr, und W. öffnete den Tresor auf gute alte Schränkerart: „Mit Hammer, Meißel und Flex.“ Die Patronen wanderten in eine Tasche, von der er glaubte, dass seine Kinder niemals drin rumkramen würden.

Taten sie auch nicht. Dafür schnappte sich der eilige Frank W. just diese Tasche, als er von einer Freizeit mit seinen jugendlichen Schützlingen kam und schnell seiner Familie nachreisen wollte, die bereits auf Malta weilte. Daraus wurde nichts, denn als am Flughafen sein Handgepäck durchleuchtet wurde, gab es ein großes Hallo.

Gefährdet hat Frank W. niemanden. Ein Experte hat die Patronen untersucht, geröntgt, auseinandergenommen. Die Leuchtspurpatrone stammt aus dem Jahr 1963. Beide Patronen, sagt der Experte, seien „handhabungssicher. Wenn man nicht mit dem Hammer draufhaut, passiert nichts.“ Frank W. verzichtet auf die Herausgabe der Patronen, die ziemlich zerfleddert sind. „Ich bin froh, dass das Zeug weg ist.“ Dann wird Frank W. wegen Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz vom Amtsgericht zu einer Geldstrafe von 90 Tagessätzen à 30 Euro verurteilt.

Gegen 10 Uhr verlässt Frank W. den Gerichtssaal als Sozialarbeiter und Familienvater, vor allem aber als freier Mann – wenn auch um 2700 Euro ärmer.

via Beamte finden Munition: Zwei Patronen kosten Sozialarbeiter 2700 Euro | Frankfurt - Frankfurter Rundschau.


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