Be True To Your Frisör

Von Lasusepetrabuzz
Oder: Warum man nicht einfach grad mal eben so bei irgendeinem dahergelaufenen Hairstyle-Schuppen  reinplatzt.
So manch einer mag sich jetzt denken: Najaaaa, wem sowas an einem Freitag dem 13. einfällt, der ist selbst schuld an seiner Misere. Ich aber sage dazu: ... ja, stimmt.
Ich beginne am Besten gleich am Beginn. Ja. Da stehe ich also, unglücklich mit dem Haar, mit brennender Ungeduld in meiner Seele, am denkbar ungünstigsten Ort um sich die Haare seidig glänzend machen zu lassen, im Donauzentrum, vor einem hippen, jungen, trendy Frisörladen und trete nervös von einem Fuß auf den anderen. Mach ich es, mach ich es nicht ... "Hat grad jemand Zeit für mich?" höre ich mich sagen. Mist. Zu spät. Kein zurück mehr. Das junge Mädchen hinterm Schalter sieht mich gelangweilt an, ich frage mich, ob sie wohl gerade insgeheim hofft, dass ich mich einfach in Luft auflöse, wenn sie nur lange genug nichts sagt. Nachdem meine Materie sich aber nicht verflüchtigt, erlaubt sie mir dann doch, meine Haare schneiden zu lassen und weist mich einem der jungen Stylisten zu.
Schlechte Idee, gaaanz schlechte Idee, sagt die Stimme in meinem Kopf, während der junge Herr mir mit einer kaum wahrnehmbaren Geste deutet ihm zu folgen. Ich tripple hinter ihm her und denke so bei mir, ob er wohl jemals etwas isst? Er hat so dünne Beinchen, der Popo fehlt ganz, überhaupt wirkt er etwas klapperig. Das scheint seinem Selbstbewusstsein aber nicht zu schaden, ohne mich nur eines Blickes zu würdigen verweist er mich an die Wäscherin, die mir den Kopf mal ordentlich durchspülen soll. Obwohl ich innerlich schon unschöne Worte in seine Richtung brülle, habe ich doch das Bedürfnis ihn in den Arm zu nehmen und mit einer zwei Liter Flasche Haferschleim zu füttern. Armer, dürrer Bursche.
Das Kopfwasch Mädchen gibt sich alle Mühe, mir den Aufenthalt in der Frisörhölle zu versüßen. Ich möchte ihr gerne sagen, dass saubere Haare nicht bedeuten, dass man den blanken Schädelknochen unter der Kopfhaut sehen muss, doch ich bin zu höflich und schlucke den Schmerz. Als sie dann versucht, mir mit dem Handtuch sämtliche Haare auf einmal auszureissen, spiele ich mit dem Gedanken auf zu stehen und einfach weg zu rennen. Natürlich tue ich das nicht. Stattdessen gehe ich brav zu dem Platz, an dem mein Stylist bereits wartet, bewaffnet mit Paddlebrush und Föhn. Noch ahne ich nicht, dass er diese Waffen auch gegen mich einsetzen wird. Voller Panik, jedoch mit dem mir innewohnenden Grundvertrauen in das Gute im Menschen, setze ich mich. Das Blatt im Wind möchte mir erst die Haare trocken föhnen um sie anschließend zu schneiden. Whatever, fein für mich.
Tock...tock...tock...ziep...tock...in rhythmischen Abständen hämmert die Bürste gegen meinen Kopf, zur Auflockerung versucht sie ab und zu Teile meines Ohrs und einzelne Haarbüschel zu entfernen um dann wieder ihrer eigentlichen Tätigkeit nachzugehen - mich zu schlagen. Wohl im Versuch meine Kopfhaut-Nerven zu betäuben, schickt sich währenddessen mein Friseur an, mir mit dem Föhn die Kopfhaut vom Kopf zu brennen, was ich mit schmerzverzerrtem Gesicht kommentiere. "Zu heiß?" Fragt er unschuldig. Ääh, JA! Verdammt nochmal.
Nie wieder, schwöre ich mir und wünsche mich in Gedanken zu meinem Frisör, wo ich zu beruhigender Musik eine feine Tasse ayurvedischen Tee in kleinen asiatischen Schälchen serviert bekomme und alles nach ätherischen Ölen duftet. Wo mich niemand schlägt oder verbrennt und wo man mir in die Augen sieht während man mit mir spricht. Wo sich die Haarwäsche anfühlt wie eine Woche Urlaub und wo es mir leid tut, wenn ich nicht mehr als zwei Euro Kleingeld in der Tasche habe, weil ich gerne mehr Trinkgeld geben würde. Ab jetzt bleibe ich treu, ich verspreche es, es war ein Fehler, ich war schwach, aber jetzt weiß ich wo ich hingehöre.
Happy Friday 13th, everybody! :D