Klappe, die erste:
Die Ecke Unter den Linden / Friedrichstraße ist eine der besten, teuersten und belebtesten Kreuzungen in Berlin. Um so schlimmer wirkte im Sommer 2012 die Nachricht, dass die Kreuzung monatelang gesperrt werden müsste, weil die Kanzler-Ubahn verlängert werde.
Mal abgesehen davon, dass niemand eine U-Bahn "Unter" den Linden braucht, wenn oben drauf parallel ein Bus Richtung Alex fährt, war das auch organisatorisch ein starkes Stück.
Alle Pendler und Anrainer dankten dem Schöpfer, als es vor kurzem hieß, die Baustelle werde eher als geplant fertig. Bald komme der Deckel auf die Kreuzung und sie werde wieder freigegeben für den Verkehr. Doch - sie hatten die Rechnung ohne die SPD gemacht.
Da ist Verkehrssenator Müller. Ich hielt ihn mal für den fähigsten in der Berliner SPD, schließlich ist der Mann Besitzer und Betreiber einer Druckerei. Denkt also unternehmerisch. In der SPD. Dachte ich.
Müller musste am Wochenende einräumen, dass die Friedrichstraße noch lange nicht wieder freigegeben werde, auch wenn ("und ich möchte, dass das absolut klar ist:") selbst, wenn die Baustelle wieder geschlossen sei. Die Begründung:
Die "Verkehrslenkung Berlin" hat dem Schießbu... Eisstockschießbahnbetreiber Francesco Mazuhn eine Genehmigung zum Aufbau und Betrieb einer Eisstockschießbahn erteilt. Auf der Friedrichstraße. Begründung: Die Behörde wünschte, dass die Friedrichstraße bis zum nächsten Frühsommer gesperrt bleibe.. Notiz am Rande. Verkehrssenator Müller ist der Dienstherr der "Verkehrslenkung".
Als Berliner ist man viel Unfähigkeit von Berliner Verkehrsbehörden und -betrieben gewöhnt. Müller aber könnte jetzt ein neues Allzeithoch gesetzt haben. Nachdem er und die Seinen fieberhaft aber erfolglos einen Ersatzstandort für die Eisbahn gesucht hatten, kam er auf folgenden Kompromiss: Beides. Die Friedrichstraße wird für den Verkehr frei gegeben, jedoch nur einspurig. Auf der anderen Fahrspur soll Marzuhn seine Eisbahn betreiben dürfen.
Klappe, die zweite:
Kreuzbergs Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann (Grüne, aber da wären Sie auch selbst drauf gekommen) hat ein Herz für Menschenhändler. Wen auch immer sie -gegen Auslieferung ihres letzten Hab und Gut- in eine Nußschale im Mittelmeer gen Europa setzen, Frau Herrmann nimmt sie an Land. Baut ihnen ein Zelt in der Nähe von Ströbeles Büro und gewährt ihnen Asyl. Halt - nein, das taten die Flüchtlinge ja schon in anderen Bundesländern. Sie fanden aber das Domizilprinzip nicht so doll, und machten sich -gegen das Gesetz auf nach Berlin. Da soll es lustig sein. Monika Herrmann also "duldete" das wilde Camp am Oranienplatz. Mit viel Getöse vor der Kamera, sie sprach von trägen ignoranten Berlinern und Europäern überhaupt, die sich zu wenig um die Flüchtlinge Afrikas kümmern würden. Und deshalb "dulde" sie den Rechtsbruch der Asylbewerber.
Die Welt dreht sich weiter, es wurde Herbst und es soll -wie man in Kreuzberg hört - auch noch Winter werden. Der Bundestagswahlkampf war schlecht für die Grünen, aber gut für die CDU gelaufen. Da fiel Monika Herrmann dann plötzlich ein, dass für die Flüchtlinge ja eigentlich der CDU Senator fürs Soziale zuständig sei. Fortan entging man der wortgewordenen Lilalatzhose im Radio nicht mehr. Mit dem unbeirrbaren Halbwissen einer Verwaltungskarriere bombardierte sie uns regelmäßig mit Tiraden gegen die Berliner allgemein ("... sind alle für die Zustände in Afrika verantwortlich..") und die CDU im besonderen.
Jetzt hatte der liebe Gott ein Einsehen. Einige der wilden Camper zogen heute in den Wedding in ein Haus der Caritas. Jedenfalls bis März. Dann eröffnet Monika Herrmann am Görlitzer Park ihren Coffeeshop.