Lucille ist manchmal wirklich müde. Und B.B. King muss seine geliebte Gitarre mit aufmunternden Sprüchen aufwecken. So wie er auch ausgiebig Witze über sein Alter und die Herkunft aus Mississippi macht. Aber dann gibt es auch immer wieder diese Momente, wo die Spannung allein aus der Musik kommt. Wenn etwa „See That My Grave Is Kept Clean“ sich langsam aus einer näckischen Erzählung über die Entstehung der Aufnahme mit T-Bone Burnett zu einer wirklich ergreifenden Bluesnummer steigert oder Lucille und die Stimme von Susan Tedeschi in „You Are My Sunshine“ einander umkreisen, dann ist klar, warum er die „King“ des Blues ist. Und selbst er kann noch staunen, wenn er anderen Musikern lauscht. Derek Trucks Slide-Spiel bei „Rock Me Baby“ entlockt ihm die reine Bewunderung. Weitere Gäste des Abends, die sich an der ausgiebigen Session beteiligten, waren Ronnie Wood und Slash. Und wenn ich letzteren bislang nicht als Bluesgitarristen ernst nehmen konnte, leiste ich hier Abbitte.
B.B. King - und das macht „Live At The Royal Albert Hall 2011“ eindrücklich klar, ist für die Bluesszene des 21. Jahrhunderts extrem wichtig. Denn so wie Clapton ist er einer der wenigen Musiker, die auch Hörer ansprechen kann mit seiner Musik, die eigentlich keinen Blues hören. Und er ist immer bereit, anderen Kollegen bei seinen Konzerten diese Öffentlichkeit zu überlassen.