BAYWATCH ist schlampig-lustloser Trash ohne Charme

Es dürfte keine Überraschung sein, dass David Hasselhoff und Pamela Anderson im neuen Baywatch-Film zu sehen sind. Spätestens wenn wir am Strand von Malibu sind, sich das Meer vor unseren Augen erstreckt und ihre Namen im Vorspann auftauchen, wissen wir, dass sie sich irgendwo versteckt halten. Wenn sie dann auftauchen, sieht man ihnen nur allzu gut an, dass sehr viele Jahre seit der Kultserie vergangen sind. Von daher war es vermutlich eine gute Entscheidung, sie mit Dwayne Johnson und Kelly Rohrbach neu zu besetzen.

Ebenso wie die übrigen Rettungsschwimmer des Baywatch-Teams, das neben Johnson und Rohrbach aus Zac Efron, Alexandra Daddario, Ilfenesh Hadera und Ron Bass besteht. Gemeinsam schlagen sie sich durch schlechte Witze, unterirdisch üblen Humor, eine Police Academy-ähnliche 80er Jahre Story mit einer bösen Businesslady (Priyanka Chopra), die ihre Drogengeschäfte ausgerechnet am Strand von Mitch Buchannon und seinem Team abwickeln will. Hinzu kommen eine ganzen Menge schlechter CGI-Effekte und Zac Efrons Stuntman, den man immer ganz genau zu sehen bekommt, wenn er in Aktion tritt.

Baywatch kommt von Regisseur Seth Gordon (Kill the Boss, Voll abgezockt) nach einem Drehbuch von Damian Shannon und Mark Swift, die sich natürlich an der von 1989 bis 2001 laufenden Fernsehserie orientiert haben, die von Michael Berk, Douglas Schwartz und Gregory J. Bonann kreiert wurde.

Dwayne Johnson als Mitch Buchannon und Zac Efron als Matt Brody in BAYWATCH

Man könnte vielleicht das miserabel ausgearbeitete und langweilig konstruierte Drehbuch verzeihen, würde der Film nicht auch technische Fehler aneinanderreihen, die uns in Dauerschleife aus der Handlung herausreißen.

Da wäre die CGI, bei der man in den Trailern noch gehofft hatte, dass die Bilder bis zum fertigen Film noch einmal überarbeitet werden würden. Aber nein. Ein in Flammen stehendes Boot auf dem Meer schaut aus, als würde Dwayne Johnson in ein Früh-2000er Videospiel hinein geschnitten werden. Ein Feuerwerk zum Ende des Films hätte ebenso gut mit Paint gemalt werden können.

Und wenn man dann des öfteren das Gefühl bekommt, die Baywatch-Crew würde sich gar nicht wirklich auf dem Meer befinden, weil der Horizont arg künstlich gestaltet ausschaut, dann wird man im Abspann genau dieses Gefühl bestätigt bekommen, wenn wir die Darsteller bei den Take-Outs vor dem Green Screen sehen, wo vorher noch der Strand von Malibu gewesen ist.

Derweil übernimmt Stunt Double JJ Dashnaw sichtlich viele Szenen für Zac Efron, was die Kamera kaum zu vertuschen versucht. Auch der Schnitt ist völlig misslungen. Protagonisten bewegen sich – Schnitt auf die nächste Szene und wir finden sie in einer völlig anderen Haltung wieder.

Selbst wenn man sich auf den Humor des Films einlassen kann. Selbst wenn man darüber hinwegsehen kann, dass die Handlung schlimmer ist als manche Episode der Originalserie, wirken solche filmischen Mängel einfach sloppy, wie schlampig und lustlos zusammen geklatscht.

Darüber hinaus versucht Baywatch den 21/22 Jump Street-Weg zu gehen und sich ein wenig über sich selbst lustig zu machen, was nur äußerst selten und am Rande geschieht und funktioniert. Matt Brody (Efron) darf immer mal wieder darauf herumreiten, dass er die Rettungsschwimmer nicht für die Polizei hält und man sich von abstrusen Aktionen à la Actionfilm oder Krimi fernhalten sollte, während Yahya Abdul-Mateens Figur des Sgt. Ellerbee die exakte Kopie von Ice Cubes Captain Dickson darstellt – dieser aber weitaus mehr zornigen Charme versprüht als seine Kopie.

Ilfenesh Hadera als Stephanie Holden, Kelly Rohrbach als C. J. Parker und Alexandra Daddario als Summer in BAYWATCH (v. l. n. r.)

Für Zac Efron ist es die leider ewig selbe Rolle, in der er sich festzusetzen scheint. Der braungebrannte Schönling, der dümmlich-tollpatschig seine Muskeln zeigen darf. Das mag in Dirty Grandpa funktionieren, wenn er im starken Körper-Kontrast zu einem Robert De Niro spielt, hier aber sieht man einem Dwayne Johnson einfach an, dass dessen Körper viel symmetrischer trainiert worden ist als die bloße Muskelbeschau zu Präsentationszwecken bei Efron.

Ein wenig Leid tut es einem um die talentierte Alexandra Daddario, die neben Johnson ein Lichtschein in dem Action-Katastrophenfilm St. Andreas war und hier auf große Augen machen und erstaunt schauen reduziert worden ist. Kelly Rohrbach spielt hölzern, aber charmant, was allerdings erneut an dem Drehbuch liegen mag, dass ihrer C. J. Parker keinen Charakter gibt, sondern sie immer entsprechend der Situation einsetzt.

Selten kann man über einen Film sagen, dass das Team On-Screen wunderbar hätte funktionieren können, aber das Team hinter der Kamera es an jeder Stelle verbockt hat, an der man es hätte verbocken können. Diese Version von Baywatch hätte ebenso gut mit Adam Sandler und seiner Clique von Comedy-Freunden gedreht werden können.


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