Bayern zaubert und zittert gegen Neapel
Mario Gomez konnte es selbst nicht fassen. Der Nationalstürmer griff sich mit beiden Händen an den Kopf, schüttelte das Haupt, setzte zu einem kurzen Tänzchen an und ließ sich von den Kollegen für seinen zweiten von insgesamt drei Treffern an diesem Abend feiern. Eine in der ersten Hälfte euphorisch aufspielende Bayern-Elf und Torjäger Mario Gomez haben den FC Bayern München endgültig zu einem der Topfavoriten auf den Champions-League-Titel gemacht. Im vierten Gruppenspiel schlugen die Münchner den hoffnungslos unterlegenen SSC Neapel mit 3:2 (3:1). Damit ist dem Rekordmeister der Einzug ins Achtelfinale der Champions League kaum noch zu nehmen.
«Wir haben in der ersten Halbzeit wirklich berauschenden Fußball gespielt, haben den Ball laufen lassen, jeder hat den freien Mann gesehen. Das hat richtig Spaß gemacht», sagt Matchwinner Gomez.
In den ersten 45 Minuten spielte der Rekordmeister in der Tat so dominant und überlegen, als sei ein klassentieferes Team und nicht der Fünfte der italienischen Serie A zu Gast. Bei der besten Vorstellung in dieser Champions-League-Saison waren die Bayern Italienern in allen Belangen überlegen. Taktisch klug, gedanklich hellwach und mit dem Selbstvertrauen des Seriensiegers ausgestattet kombinierten Ribéry, Kroos, Müller & Co. die Neapolitaner schwindelig.
Und Mario Gomez gab in einem seiner besten Saisonspielen den gnadenlosen Vollstrecker im Ensemble der roten Maschine. Mit einem lupenreinen Hattrick (17./23./42.) überholte er Michael Ballack und ist nun der beste deutsche Torjäger in der Champions League. Leichtfüßig und mit ungeahnten technischen Fertigkeiten verwandelte der 26-Jährige die Traumvorlagen seiner Kollegen. Ein Hattrick war bislang noch keinem Deutschen in der «Königsklasse» geglückt.
Fernandez bringt Neapel Hoffnung
Vor dem ersten Treffer bediente Schweinsteiger den Goalgetter. Sein zweites Tor erzielte Gomez nach einem regelrechten Panthersprung in eine perfekte Flanke von Toni Kroos. Den dritten Treffer bereitete wieder Kroos vor, der nach feinem Abspiel von Schweinsteiger noch an Neapels Keeper Morgan de Sanctis scheiterte. In typischer Torjägermanier verwandelte Gomez den Abpraller.
Walter Mazzarri, Trainer der Sociéta Sportiva Calcio, hatte sich an der Seitenlinie längst seines Sakkos entledigt und tigerte aufgeregt hin und her. Seine Mannschaft war von den Bayern regelrecht vorgeführt worden. Einen kleinen Anlass zur Hoffnung gab der Treffer von Federico Fernandez, der kurz vor der Pause per Kopf zum 1:3 traf (45.).
Diagnose: Schlüsselbeinbruch. Die Hinrunde ist für Schweinsteiger beendet
Ausgestattet mit diesem Fünkchen Hoffnung schaffte es Neapel in Hälfte zwei, die Gastgeber etwas mehr unter Druck zu setzen. Weil Bayern seinerseits ebenfalls leicht nachließ, entwickelte sich in den zweiten 45 Minuten eine Partie auf Augenhöhe. Vom Spielrausch der ersten Hälfte war erst einmal nichts mehr zu sehen. Neapel kämpfte sich mit hartem Einsatz zurück ins Spiel. So musste Bastian Schweinsteiger nach einem Zweikampf mit Gökhan Inler (52.) mit schmerzverzerrtem Gesicht vom Platz getragen werden. Der Münchner Regisseur wurde mit einer Schulterverletzung sofort in das Krankenhaus rechts der Isar gefahren. Diagnose: Schlüsselbeinbruch. Damit ist dieses Fußballjahr für den Vize-Kapitän abgehakt.
«Das war ein Schock für die Mannschaft», sagte Gomez. «Danach hat uns der Rhythmus gefehlt, weil er derjenige ist, der das Spiel schnell macht, aber auch Tempo rausnimmt.» Thomas Müller analysierte: «Über die zweite Halbzeit müssen wir noch einmal reden. Da waren wir zu unbeweglich. Wir haben die Situation nach Bastian Schweinsteigers Ausfall nicht gut gelöst. Aber wir haben erreicht, was wir wollten. Ich bin grundsätzlich also zufrieden heute, das ist alles Meckern auf hohem Niveau.»
Mit Schweinsteigers Verletzung kam ohne Zweifel ein Bruch ins Spiel der Bayern. Neapel fand zurück in die Partie und ließ sich auch von der Gelb-Roten Karte gegen Juan Zaniga nicht aus dem Konzept bringen (70.). Bayern hingegen strauchelte nach dem unberechtigten Platzverweis gegen Holger Badstuber (78.). Den folgenden Freistoß verwandelte erneut Fernandez gegen den erneut unterlegenen van Buyten zum Anschlusstreffer (79.) – wieder per Kopf.
Weil wohl auch die Münchner Spieler nie geglaubt hätten, dass dieses teils so überlegen geführte Spiel noch einmal eine solche Dramaturgie bekommen könnte, stand der Sieg der Bayern in den letzten Minuten auf des Messers Schneide. Neapel drückte, während Bayern nur noch hoffte, dass die Uhr herunterläuft. Doch letztlich konnte sich der SSC keine zwingende Möglichkeit mehr erkämpfen. Für den spektakulären Schlusspunkt der Partie sorgte der Held der ersten Hälfte. Gomez schoss von der Mittellinie auf das leere Neapolitaner Tor. Der zurückeilende de Sanctis rettete in allerhöchster Not.
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Champions League – Bayern zaubert und zittert gegen Neapel
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