Bayern und Böhmen: Europas grenzüberschreitende Karpfenhochburg

Von Urzeit

Frisch aus dem Teich: Jährlich wachsen in der bayerisch-böhmischen Grenzregion über 25.000 Tonnen Karpfen heran. Beiderseits der Grenze hat die Teichwirtschaft eine Jahrhunderte alte Tradition. Foto: ce-press
Tirschenreuth/Trebon (ce-press - internet-zeitung) – Für viele Deutsche und Tschechen ist ein Weihnachtsessen ohne Karpfen undenkbar – hunderttausende der goldgelben Fische landen jedes Jahr in beiden Ländern auf den Tellern. Ein Großteil der Tiere stammt aus dem bayerisch-böhmischen Grenzgebiet, Europas größter Karpfenhochburg. Über 25.000 Tonnen werden in den unzähligen Teichen und Weihern der Grenzregion jährlich produziert. Bayern und Böhmen eint eine Jahrhunderte alte Tradition der Teichwirtschaft, die bis auf das Mittelalter zurückgeht. Heute sind sowohl der „Oberpfälzer Karpfen“, als auch der böhmische „Treboner Karpfen“ mit dem EU-Gütesiegel „geschützte geographische Angabe“ gesichert wie Parmaschinken und Champagner. Auf beiden Seiten der Grenze hat im September wieder die Karpfensaison begonnen.
Etwa 24.000 Fischteiche und Zuchtbecken gibt es in der Tschechischen Republik in denen jährlich fast 20.000 Tonnen Karpfen produziert werden – fast die Hälfte der Tiere geht in den Export. Tschechien ist der zweitgrößte Karpfen-Produzent der EU und der größte Exporteur der Union. Ein Großteil der Fische stammt aus Böhmen. Die Region um Trebon ist eines der Zentren der mitteleuropäischen Karpfenproduktion: Über 500 Teiche auf einer Fläche von mehr als 7.000 Hektar kennzeichnen das Gebiet. Dort ist mit der Firma Rybá?ství T?ebo?, a.s. auch der mit über 3.000 Tonnen verkauftem Karpfen pro Jahr größte Produzent von Süßwasserfischen in der EU ansässig. Der „Treboner-Karpfen“ wird nach Deutschland, Österreich und in viele weitere EU-Staaten exportiert.
In Deutschland ist Bayern mit etwa 6.000 Tonnen jährlich auf gut 20.000 Hektar Teichfläche der größte Karpfenproduzent. Etwa die Hälfte der Fische wächst in der Oberpfalz zwischen Weiden und Tirschenreuth heran. In Bayerns Karpfenhochburg kümmern sich rund 2.000 Teichwirte um etwa doppelt so viele Weiher. Ein Grund für die besondere Güte des Oberpfälzer Karpfens: Durch das etwas kühlere Klima der Region wachsen die Tiere langsamer und bekommen ein festeres Fleisch.
Sowohl in Bayern als auch in Böhmen hat die Teichwirtschaft eine lange Tradition. In der Oberpfalz waren es einst die Äbte des Klosters Waldsassen, die vor fast 1.000 Jahren die ersten Karpfenteiche in dem moorigen Boden anlegten. Und viele Bauern, Kaufleute und Beamte taten es den Geistlichen damals gleich – und züchteten im Nebenerwerb Fische, besonders Karpfen, die sich in den oft natürlich trüben und seichten Weihern schnell wohl fühlten – und das ist bis heute so geblieben.
Mit dem Beginn der Fischsaison rückt der Karpfen im Oberpfälzer Stiftland nicht nur gastronomisch in den Mittelpunkt. Zu Ehren des berühmten Teichbewohners werden im Herbst in den „Erlebnis-Wochen Fisch“ auch große Volksfeste gefeiert (www.erlebnis-fisch.de).
Der Kreativität bei der Zubereitung der Karpfen sind weder in Tschechien noch in Deutschland Grenzen gesetzt: Ob traditionell als „Karpfen blau“, paniert mit Kartoffelsalat oder mediterran und asiatisch, vom Karpfen-Saltimbocca bis hin zum Wan Tan vom Karpfen – Hauptsache, es schmeckt.