Sulzbach Rosenberg – Die kleine Schwester von Tante Google – Google Maps sagt: 278 Kilometer
Wie wir ja alle wissen, ist aus dem Vorsatz “Für einen WT fahr ich nicht weiter als 150 Km” nix geworden. War ja auch wirklich illusorisch und ich glaube auch, dass er eher dazu diente meinen Mann ganz behutsam auf die tatsächlichen Entfernungen einzustimmen. Hat ja geklappt ;)
Nun habe ich aber immer noch das Problem, dass Fiene und Autofahren nicht wirklich gut harmoniert. Nein, sie bricht nicht aber wirklich wohl fühlen tut sie sich auch nicht. Es ist zwar schon erheblich besser geworden aber ich fürchte nach einer knapp 300 Kilometer langen Fahrt brauchen wir nicht direkt an den Start zu gehen. Es gilt also Übernachtungsmöglichkeiten zu finden und … war für ein genialer Zufall … bedeutet der Weg über Ebern nur den winzigen Umweg von 30 Km … darauf kommt es ja nun wirklich nicht mehr an.
Somit kamen Fiene und ich nicht nur in den Genuß wieder einen uns noch unbekannten WT zu besuchen, sondern auch bei Anke zu übernachten und mit ihr gemeinsam am Samstag nach Sulzbach Rosenberg zu fahren. So wie ich mich für die Open als Helfer gemeldet hatte, die am Samstag nach den Fortgeschrittenen gerichtet wurden, hatte Anke sich für den kompletten Samstag als Helferlein verpflichtet um sich selbst für Sonntag einen Startplatz zu sichern.
Das Auto packen war diesmal etwas anders als sonst. Frau muss ja immer auf alles vorbereitet sein, so klamottentechnisch gesehen. Kalt, warm, mittel warm, nass, Eiszeit, aus versehen in Matsch gefallen … Die Liste lässt sich beliebig verlängern. Daher sieht es auch immer mehr nach Auszug denn nach Ausflug aus.
Heuer hab ich mehr aus dem Auto rausgezerrt als reingepackt. Einzig neue Reisebegleiter waren eine Kühlbox, ein 10 l Wasserkanister und eine Styrophor-Thermobox … ich hab nachgerechnet … insgesamt hatte ich 30 Liter Wasser mit … bei den zu erwartenden Temperaturen schien mir das wirklich nötig zu sein.
Also wirklich, ich kann mir keinen besseren Start in ein Working Test Wochenende vorstellen. Geiles Wetter, freie Autobahn einen gültigen Passier- und Aufenthaltsschein für das Königreich Franken nebst Schlafplatz.
Als ich auf den Hof fuhr wurde ich schon von den Zwei- und Vierbeinern in Empfang genommen und nur einen Moment später waren wir mit Freunden unterwegs in den Biergarten …
Es ist eine wirklich gute Taktik vor einem WT etwas länger wach zu bleiben und ein wenig Radler zu schlürfen. Man verbringt die verbliebenen Nachtstunden dann auch tatsächlich mit schlafen und nicht mit umherwälzen und grübeln. Trotzdem war es kein Vergnügen als der Wecker klingelte und auch in Fienes Gesicht habe ich schon deutlich mehr Begeisterung ablesen können.
Aber wie immer, kneifen gilt nicht und so zuckelten wir um 6 los. Ich wollte einige Kilometer vor dem Ziel noch gemütlich ein Ründchen mit Fiene drehen und sie zwei, drei Dummys arbeiten lassen um ihr vorab nochmal ins Gedächtnis zu rufen, weshalb wir denn nun eigentlich unterwegs sind.
Wir ergatterten einen guten Schattenparkplatz im Wald, packten unser gesamtes Geraffel was heute aus vielen Litern Wasser bestand und machten uns auf zur Anmeldung.
Dann schwor mich Coach Anke nochmal ein:
1. Ein guter Hundeführer gibt nie auf!
2. Der Hund macht Nix falsch – er nur einen anderen Plan!
3. Du gehst nicht mit 20 Punkten in die Aufgabe, sondern mit 0!
Jawohl! Und so stiefelten wir los in Richtung Aufgabe 4 / 5. Dort begann für Fiene und mich der BLC
Aufgabe 4 – Rainer Scesny
M1 ca. 55 Meter – M2 ca. 20 Meter - gemessen mit Tools von google earth
Das Team steht auf einem Trampelpfad mit Blick auf das Wasser. Der Helfer gibt einen Schuß ab und wirft das Dummy in einem hohen Bogen auf die Insel. Bei uns ist der Wurf ein bisschen missglückt und das Dummy fiel an den Rand der Insel und platschte ins Wasser.
Danach dreht man sich um 90° und der Helfer (H2) wirft ebenfalls nach einem Schuß M2. Ein ganz kurzer Wurf neben den Weg.
So liefs bei uns:
WASSER … gleich in der ersten Aufgabe! Na, klasse! Ich versuchte mich nicht unnötig verrückt zu machen und schüttet Fiene die ersten 1,5 Liter Wasser über den Körper. Nochmal sollte mir der Fehler vom Spessart Cup nicht passieren, dass sie sich so “ziert”.
Ein guter Hundeführer gibt nie auf, ein guter Hundeführer gibt nie auf…. fängst mit 0 Punkten an …. hat nur nen anderen Plan …. ich betete mein Mantra vor mich hin und näherte mich dem Startpunkt.
Guten Tag, guten Tag, Hände schütteln, Aufgabe erklärt und mir rutschte das Herz in die Hose. Los…
Schuß – M1 fällt. Wir drehen uns. Schuß – M2 fällt. Wir erhalten die Freigabe. “Fetch it” und Fiene donnert los in das Gebüsch und ist … weg!
Rainer geht zur Helferin und guckt in den Bewuchs … “Sie ist nicht im Fallbereich!” … Gedankenblase über meinem Kopf “Ach Was !!??” … Ähhh, Tüt-Tüt …. Zack, Fiene hüpfte über den Fallbereich und stand wieder auf dem Trampelpfad. Linke Hand raus – Suchenpfiff. “Ach soooo, das Popelmark willst du” und dann war sie auch wieder da mit dem grünen Säckchen.
Ausrichten auf M2. Fiene zwitscherte los. Ging ins Wasser, lief und wurde langsamer. Ich den Arm hoch, Tüüüt – back! Ja…. und sie ging weiter. Man sah ihr an, dass sie nur noch eine wage Idee hatte, doch dann sah sie den Helfer und lief / schwamm erst mal auf diesen zu. Von da aus drehte sie im 90° Winkel ab und steuerte auf die Insel zu und pickte ihr Dummy. Toll markiert und gemerkt sieht echt anders aus ;)
Als Fiene 3/4 des Rückweges geschafft hatte passierte folgendes:
Aufgabe 5 – Rainer Scesny
Der Helfer H1 gab erneut einen Schuß ab und ließ ein Dummy vor sich in den Uferbewuchs (flache Binsen) fallen. Der Hund hatte kaum eine Chance das zu sehen und auch Rainer erklärte es als beschossenes Blind. Wir sollten halt sehen können, wo es liegt.
Nach der Abgabe von M2 musste man erneut die Freigabe für Aufgabe 5 abwarten.
B1 ca. 45 Meter - gemessen mit Tools von Google earth
So liefs bei uns:
Fiene nahm das Wasser wieder sofort an und steuerte auch schön auf das Blind zu… bis sie sich überlegte, dass es sich sicher um ein Memory handelt und sie wieder zu der Insel schwimmen soll. Da sie noch nicht genug Tiefe hat ließ ich sie zuerst mal ein Stück machen. Dann Tüüüt – “Out – nach rechts”. Sie war brav und ging rüber. Dann zwei, drei Mal den Suchenpfiff und schwupp war sie mit Dummy Nr.3 zurück und ich ….
war total happy! Ich hätte sofort heimfahren können um das tolle Gefühl zu konservieren.
Weiter gings. Nun mussten wir den ganzen Weg zurück und die Sonne hatte kein Erbarmen. Unser Weg führte uns zu
Aufgabe 1 – Declan Boyle
Beim ersten Startpunkt leinte man den Hund ab. Es folgte ein kleiner Walk Up dann “Brrrrrte” der Helfer und warf das Mark M1 auf die Wiese. Danach war das unbeschossene Blind B1 zu arbeiten.
So liefs bei uns:
Fußarbeit – super. Das Mark fällt und ich lasse Fiene und mir genug Zeit damit wir uns die Fallstelle einprägen können. Dann drehe ich sie ruhig weg und richte sie auf das Blind aus. “Get Out” Sie geht raus auf der Hälfte schicke ich ihr noch ein “Voooran” hinterher und sie kommt etwas zu weit links am Wald an. Tüüüt – “Out – nach rechts” … und weiter “Out – nach rechts” Suchenpfiff – Fiene ist mit dem Blind auf dem Rückweg.
Jetzt die Markierung. Konzentration….. “Fetch it” – Sie geht richtig schön raus, überwindet die kleine Kuppe und sucht …. sich an einem Gänseblümchen fest … *urgs* Ich halte den rechten Arm raus – Suchenpfiff – Ach, da war doch noch was… Und das Mark ist bei mir :)
Aufgabe 2 – Roy Rankin
Bis B1 ca. 50 Meter – gemessen mit Tools von Google earth
Man steht am Ufer und bekommt erklärt wo das Blind liegt.
Die ersten 20 Meter konnten die Hunde durchs Wasser laufen bis zur Bewuchsgrenze der Binsen. Dann ca. 30 Meter schwimmen. Am anderen Ufer mussten sie noch 2 – 3 Meter tiefer ins Gelände und dann “nur noch” finden.
So liefs bei uns:
Ich konzentrierte mich wie verrückt auf den beschriebenen Punkt. Ich wartete ab bis ich das Gefühl hatte, dass Fiene genug Spannung aufgebaut hat und dann … “Get Out!” Sie düste los, rannte durchs Wasser und dann hing sie sich an der Geländekante (den Binsen) auf. Alle meine Versuche sie weiter zu schicken missglückten. Sie konnte sich einfach nicht überwinden weiter zu schwimmen. Ein guter Hundeführer gibt nicht auf… so hörte ich Ankes Stimme … und tatsächlich versuchte ich es so lange bis ich zum ersten Mal auf einem WT hörte … “Call your dog” OK …
Ich rief Fiene rein und knuddelte sie sofort durch. Die Null, da war sie …
ABER auch hier kann ich nicht wirklich enttäuscht sein. Voran auf ein Vollblind mit einer so langen Strecke über Wasser. Wo können wir denn sowas schon trainieren… Was der Hund nicht kennt – kann man auch nicht erwarten.
Getreu dem Motto: Hinfallen, Aufstehen, Krönchen richten – Weitergehen! machten wir uns auf den Weg zur letzten Station.
Aufgabe 3 – Damian Newman
M1 ca. 30 Meter – M2 ca. 60 Meter gemessen mit Tools von Google earth
Es fallen zwei Markierungen mit Schuß. Zuerst M1 kurz, dann M2 in die Verlängerung. Nach Freigabe ist zu schicken.
So liefs bei uns:
Schon als ich zum Richter kam, guckte mich Anke erwartungsvoll an. Uuuuuuuund???? Ich “beichtete” unsere Null und stellte mich zum Richter. Dieser erklärte mir in Ruhe die Aufgabe. In der Zwischenzeit saß Fiene perfekt am Fuß und verrenkte sich den Kopf nach Anke!
Wer wissen möchte wie das aussieht muss sich nur mal die Schlafbilder vom Goldmurkel angucken. Die Chance, dass sie so markiert liegt bei Nullkommanull!! Ich also schnell den Finger vor ihre Nase und in Richtung des Marks gezeigt und zum Glück hat sie auch noch geguckt.
Ich richtete Fiene aus – “Fetch it” In Höhe der ersten Fallstelle – Suchenpfiff – Punktlandung beim zweiten taten wir uns dann ein bisschen schwer. Fiene saugte sich an der alten Fallstelle fest und ich legte beim Handeln nicht wirklich eine Glanzleistung hin. Ich war sicher noch ein bisschen durch von unserem erfolglosen Einweisemarathon bei dem Wasserblind und war dann heilfroh, dass Fiene noch tief genug ins Gelände gegangen ist um mir das letzte Dummy des Tages zu bringen.
Danach gabs noch vom Richter gehörig eins auf den Deckel… mit Recht .. wie gesagt.. ich sah sicher aus wie ein Verkehrspolizist auf Speed in der Rushhour… So what der Tag war gelaufen und ich im Grunde mehr als zufrieden.
Nun hieß es warten. Nach einer Stärkung brachte ich Fiene ins Auto. Dieses stand, wie schon anfangs gesagt, den ganzen Vormittag im Schatten und war zudem noch mit Plane und Laken abgedeckt. Die Seitentür und die Heckklappe blieben offen und so konnte es der Murkel gut aushalten.
Ich ging zurück ins Gelände um meinen Helferposten in der Open-Klasse zu beziehen. Und ich hatte einen genialen Platz
Bavarion Lions Cup 2014, Open
Aufgabe 2: Roy Rankin
Es wurde eine Verleitmarkierung mit “brrrt brrrt” geworfen, die nicht zu holen war. Zu arbeiten war nur das unbeschossene Blind im letzten drittel der Landzunge.
Bild und Beschreibung von Tanja Gewies http://www.treasureyarden.de/
Ich saß also im Schatten auf der Insel und legte das Blind aus. Ich habe aus meinem “Versteck” sowohl die Hunde als auch die Hundeführer sehen können und das war wirklich spannend.
Der Tag ging ratz fatz dem Ende zu. Nachgerechnet habe ich fast 5 Liter Wasser getrunken und ich war froh, als Anke und ich wieder bei ihr zu Hause angekommen waren.
Natürlich hat der Goldmurkel auf diesmal den verdienten Cheeseburger bekommen. Wir haben uns erneut steigern können. Von 5 Aufgaben nur eine Null und die auch nur mangels Trainingsmöglichkeit. Wer weiß, wenn es an dem Tag keine zweite Wasseraufgabe gegeben hätte…. oder das Blind beschossen gewesen wäre…
Hätte, hätte Fahrradkette! Beim nächsten Mal nehmen wir uns einfach wieder vor es zu schaffen und geben unser bestes!
Ich möchte mich bei allen bedanken die für das Gelingen eines solchen Tages viele Stunden Zeit investieren. Der Sonderleitung und dem dazugehörigen Team, den Richtern für die schönen Aufgaben die der Fortgeschrittenen Klasse wirklich angemessen waren, den Helfern die unermüdlich ausgelegt, geschossen und geworfen haben, den Reviergebern und nicht zuletzt den Teilnehmen… Es war ein schöner Tag mit euch.
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