Quelle: Astrid Müller
"Mögen aus jedem Samen, den Du säst, wunderschöne Blumen werden, auf dass sich die Farben der Blüten in Deinen Augen spiegelnund sie Dir ein Lächeln aufs Gesicht zaubern."
Irischer Segenswunsch
Quelle: Helmut Mühlbacher
Ihr Lieben,ich möchte Euch heute am Vorabend der neuen Woche eine Geschichte von
Gina Ruck-Pauquet erzählen:
„Der Landstreicher und der Baum“
"Da stehst du nun", sagte der Landstreicher zum Baum.
"Du bist zwar groß und stark, aber was hast Du schon vom Leben?
Kommst nirgendwo hin. Du kennst den Fluss nicht und nicht die Dörfer hinter dem Berg. Immer an derselben Stelle! Du kannst einem leidtun!"Er packte sein Bündel fester und ging los.
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"Da gehst Du nun", entgegnete der Baum. "Immer bist Du unterwegs. Hast keinen Platz, an den Du gehörst. Du kannst einem leidtun!"Der Landstreicher blieb stehen.Quelle: Helmut Mühlbacher
"Hast Du das wirklich gesagt?", fragte er und schaute zum Baum empor. "Wer sonst?", sagte der Baum. "Siehst Du hier jemanden außer mir?""Ne", antwortete der Landstreicher. "
Meinst Du wirklich, was Du sagst? Ich geh in die Welt, Tag für Tag, ich kenne die Menschen und die Häuser mit den rot gedeckten Dächern..."
"Zu mir kommt die Welt", erwiderte der Baum.
"Der Wind und der Regen, die Eichhörnchen und die Vögel.
Und in der Nacht setzt sich der Mond auf meine Zweige."
"Ja, ja", sprach der Landstreicher, "aber das Gefühl, zu gehen - Schritt für Schritt – ist unbeschreiblich."
"Mag schon sein", sagte der Baum, "aber das Gefühl, zu bleiben - Tag und Nacht – ist wundervoll."
"Bleiben", sagte der Landstreicher nach einer Weile nachdenklich.
"Zu Hause sein. Ach ja", sagte er.
Und der Baum seufzte: "Gehen, unterwegs sein können - ach ja -, das mag auch sehr schön sein."
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"Wurzeln zu haben", sagts der Landstreicher, "das muss ein tolles Gefühl sein!""Ja", sagte der Baum, "ganz ruhig und fest ist es. Und wie lebt man mit den Füßen?""Leicht", erwiderte der Landstreicher, "flüchtig und schnell."
"Wenn wir tauschen könnten", sagte der Baum. "Für eine Weile."
"Ja", antwortete der Landstreicher, "das wäre schön.""Lass uns Freunde sein", sagte der Baum.
Der Landstreicher nickte. "Ich werde wiederkommen", versprach er,
"und ich werde Dir dann vom Gehen erzählen."
"Und ich ", antwortete voller Freude der Baum, "erzähle Dir dann wieder vom Bleiben."
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Ihr Lieben,diese Geschichte ist auch eine Geschichte über unser Leben.Denn in jedem Leben gibt es Zeiten des Aufbruchs, des Reisens, des Gehens und Schauens und auch Zeiten des Nachhause-Kommens, des Sich-geborgen-Wissens und des Ruhens.
Bei mir war das so, dass ich als junger Mensch, nachdem ich meiner schrecklichen Kindheit und Jugend entronnen war, gerne gereist bin. „Zuhause“ bedeutete mir damals nichts.
Ich wollte etwas von der Welt sehen, andere Länder, andere Kontinente und Kulturen, andere Menschen und andere Ansichten kennenlernen.
Heute verreise ich auch noch gerne, aber heute im Alter genieße ich vor allem das Zuhause-Sein, das Ruhen, das Sich-geborgen-Wissen.
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Ich kenne in Bremen ein älteres Ehepaar, bei denen ist es genau umgekehrt:Als junge Menschen haben sie sich nur auf ihre Ausbildung und dann auf ihren Beruf konzentriert (beide waren Ärzte). Heute im Alter aber reisen sie gerne durch die Welt und sind nur selten in Bremen anzutreffen.Was die kleine Geschichte uns heute sagen möchte, ist dies:
Es gibt im Leben eines jeden Menschen Zeiten, in denen wir unseren Standort verlassen und die Welt erkunden und sei es, um ein Ziel zu erreichen oder einen Traum zu verwirklichen.
Es gibt aber auch Zeiten, in denen wir gerne zu Hause sind und die Beständigkeit und Ruhe unseres Alltags genießen.Beides ist für den Menschen wichtig:
Die Zeiten der Ruhe und der Rast und die Zeiten des Aufbruchs und des Tätig-Seins.
Wichtig ist vor allem, dass wir begreifen, ‚dass unser jeweiliger Zustand nicht der allein richtige für alle Menschen ist.
Wenn wir uns z.B. in der Phase der Häuslichkeit und der inneren Einkehr befinden, muss das nicht bedeuten, dass das auch die richtige Weise zu leben für unsere Kinder und Enkelkinder ist.
Quelle: Karin Heringshausen
Besser ist es, unseren Kindern und Enkelkindern als „Baum“ Schutz zu geben, ihnen Rückzugsmöglichkeiten zu eröffnen, zu ihnen zu stehen, aber gleichzeitig zu akzeptieren, dass sie, um sich zu reifen Persönlichkeiten entwickeln zu können, „auf Reisen gehen müssen“.Je mehr wir das akzeptieren, desto häufiger werden sie zu uns „alten Bäumen“ zurückkehren und dann wird zwischen ihnen und uns wie bei dem Landstreicher und dem Baum ein fruchtbarer Austausch möglich sein, der beide Seiten mit Fröhlichkeit und Zufriedenheit erfüllt.
Ihr Lieben,
ich wünsche Euch nun viel Mut, viel Zuversicht und viel Hoffnung für einen fröhlichen Start in die neue Woche und grüße Euch alle ganz herzlich aus Bremen.
Euer fröhlicher Werner
Quelle: Jürgen Tesch