Bauch sagt Buch, Kopf sagt Kindle

Von Freisign

Ich liebe Bücher. Ich liebe wie sie aussehen, wie sie sich anfühlen und wie sie riechen. Es ist ein tolles Gefühl, ein neues Buch auszupacken und es das erste Mal von allen Seiten zu betrachten. Dennoch bin ich schon vor gut zwei Jahren vom „echten „Buch auf das eBook, genauer auf Amazons Kindle, umgestiegen.

Die Entscheidung für den Kindle und gegen das klassische Buch wurde mit dem Kopf, nicht mit dem Herzen getroffen. Ausschlaggebend waren für mich dabei vor allem vier Gründe. Mindestens drei davon sind, glaube ich, sogar einigermaßen einleuchtend.

In Buchgeschäfte komme ich eher selten und wenn, dann kann ich mich dort partout nicht entscheiden, bei all den Büchern, die mich anstarren und „lies mich, lies mich" flüstern. Ich dann immer so: „Nein!" und die Bücher dann so: „Doch!". Das kann stundenlang so gehen. Daher kaufe ich Bücher in der Regel bei Amazon. Dummerweise muss man auf Bücher, die man bei Amazon bestellt hat, erst noch warten, selbst als Prime Kunde. Das Warten gehört aber nicht zu meinen Stärken. Auf die Nummer mit der Vorfreude als schönste Freude falle ich schon seit meinem 4. Lebensjahr nicht mehr herein. Der Kindle ist hier der perfekte Kompromiss: online kaufen und gleich zu Hause haben. Der Inhalt ist innerhalb von Sekunden auf meinem elektronischen Buch. Das finde ich schon ziemlich super.

Was macht man mit einem Buch, wenn man es ausgelesen hat? Man stellt es ins Regal, wo es nett aussieht, zumindest anfangs. Irgendwann ist das Regal jedoch voll. Dann stellt man ein zweiten Regal auf, das dann ebenfalls bald voll ist. Natürlich haben volle Bücherregale ihren Charme und wirken angemessen beeindruckend auf Besucher. Allerdings gilt das bei genauerer Betrachtung eigentlich nur für Regale mit alten, schweren Büchern in Ledereinbänden, die schon Weisheit verleihen, wenn man sie nur anfasst. Ein Regal voller moderner Belletristik gleicht hingegen eher einem Tuschkasten aus vielen verschiedenen Farben in allen möglichen Größen. Meine ehrliche Erkenntnis: ein neues Buch ist schön und alte Bücher sind es auch, aber ein zwei Jahre altes Piper-Taschenbuch (nichts gegen Piper!), das im Regal vor sich hinstaubt, macht einen Raum nicht ansprechender. Es wurden einfach irgendwann zu viele Bücher. Da ich außerdem nie ein Buch zweimal lese, erscheint es mir heute als pure Verschwendung, „echte" Bücher zu kaufen, die dann früher oder später im Altpapier landen. Verkaufsschlager bei Ebay sind gebrauchte Büchern nämlich auch nicht.

Wenn ich unterwegs bin, habe ich gerne Lesestoff dabei, für den Fall, dass es mal eine Phase des Leerlaufs gibt, die sich mit dem Smartphone nicht komplett ausfüllen lässt. Für das Lesevergnügen on tour ist der Kindle - oder auch jedes andere eBook, ich will hier keine Schleichwerbung machen - wirklich perfekt. Man kann sich Lesestoff für ein ganzes Jahr auf das kleine, handliche Gerät packen. Auch sehr praktisch: das eBook verknickt nicht, reißt nicht ein und vergilbt nicht. So wie ich Taschen zu packen pflege, ist das wirklich ein großer Vorteil.

Grund 4: Es muss nicht jeder wissen

Das mag etwas paranoid klingen, aber am Kindle schätze ich auch die Anonymität. Das Gerät sieht von außen immer gleich aus, egal ob man gerade Franz Kafka oder Rosamunde Pilcher liest. Ich bin während meines Studiums, das den Schwerpunkt Literatur (!) hatte, über Jahre täglich mit dem Zug gefahren und habe dabei oft gelesen. Das war noch vor dem Erwerb des Kindle. Wie ich dabei feststellen konnte, interessiert es die Mitreisenden außerordentlich, was andere Menschen im Zug so lesen. Da werden Köpfe ungesund verrenkt, nur um einen genaueren Blick auf das Cover zu werfen. Da war nicht bei jeder Fahrt so, aber oft genug, um dieses kleine Triumphgefühl genießen zu können, jetzt ein bisschen undurchschaubarer zu sein.

Danke fürs Lesen, auf welchem Gerät auch immer!