Bass Sultan Hengzt oder inzwischen auch B.S.H behauptet, mit seinem neuesten Album Endlich Erwachsen geworden zu sein – zumindest wenn man dem Albumtitel Glauben schenken mag. Da wir das aber nicht einfach so hinnehmen wollen, haben wir die Berliner Schnauze samt Kumpel Serk zu einem kleinen Interview gebeten und mal etwas genauer nachgefragt…
Dein neues Album heißt Endlich Erwachsen, aber nach dem ersten Hören denke ich, den Titel sollte man mit einem Augenzwinkern sehen…
B.S.H: Das kann jeder für sich selbst entscheiden, aber ich sehe es eher so, dass ich ins erwachsen werden reinstolpere. Ab und zu falle ich hin, dann stehe ich wieder auf. Aber es stimmt schon, das kann man auch mit einem Augenzwinkern sehen.
Serk: Manchmal ist das so gemeint, wie man sich als Heranwachsender das erwachsen sein vorgestellt hat… ach, keine Ahnung!
Sehe ich das richtig, dass die Songs fast alle sehr persönliche Stories sind?
B.S.H: Wir haben darauf geachtet, dass wir kein typisches Rap Album machen, sondern persönliche Sachen raufpacken, aber versuchen das Hengzt-mäßig cool zu halten. Und natürlich wird es am Anfang eine Menge Leute geben, die da mit Vorurteilen rangehen und es beim ersten Mal hören vielleicht nicht ganz verstehen. Bei mir ist das auch oft so mit Alben, wenn ich die dann das zweite Mal höre, dann finde ich es unfassbar gut. Man soll sich die Songs auf jeden Fall öfter anhören.
Ausserdem gibt es bei den Produktionen und den Beats immer wieder neues zu entdecken und raus zu hören.
Produziert haben Serk und Robert Phillip…
B.S.H: Genau. Robert Phillip hat schon als Kaiserbase den Song Berlin, du bist so wunderbar produziert. Tabula Rasa von Freundeskreis war auch von ihm. Er macht sehr viel Musik für Werbung und Film und kommt eigentlich gar nicht aus dem Hip-Hop Bereich. Deswegen war es für uns cool, dass er die Sachen, die wir schon vorproduziert hatten, nochmal rund macht.
Und wie ist die Zusammenarbeit mit ihm dann entstanden?
B.S.H: Das war durch unseren Partner, Guido Schulz (No Limits Music), der uns mal zu ihm geschleppt hat. Da sind wir wirklich froh drüber, denn als Trio arbeiten wir wirklich gut zusammen… ich bin unfassbarer Fan von uns!
Also wurden die Songs auch nur von euch Dreien produziert?
Serk: Wie gesagt, für einen Großteil der Songs haben wir die Vorproduktion gemacht und sind auch noch extra nach Wien ins Studio gefahren, um dort mit Paul Blaze zu arbeiten. Also für die Beats sind Paul und Robert zuständig, teilweise mit unseren Vorgaben. Wir beide waren für Texte und Songstrukturen zuständig und ich hab dann auch noch den Mix übernommen.
Das heißt, ihr habt alle Tracks zusammen geschrieben?
B.S.H: Naja, Serk ist ja nicht mein Ghostwriter, aber er hat sich um die Hookmelodien gekümmert und mir gesagt, wie man manche Sachen besser ausdrücken kann. Wir hören da aufeinander und arbeiten wirklich zusammen. Deshalb auch das B.S.H vor dem Bass Sultan Hengzt…
Das wäre meine nächste Frage. Sind das zwei komplett verschiedene Sachen wie z.b. bei Marteria und Marsimoto, oder wie ist die Namensänderung zu verstehen?
B.S.H: Nein, ich will liebend gerne so weiter machen, wie wir es immer gemacht haben. Serk und ich machen mittlerweile seit 12 Jahren miteinander Musik. Zusammen sind wir jetzt B.S.H, also Serk, Kaiserbase und ich. Das wird auch weiterhin so beibehalten.
12 Jahre sind eine lange Zeit. Wo und wie habt ihr euch damals kennengelernt?
Serk: Darf ich das erzählen…? Wir haben uns 2002 in Tempelhof kennengelernt. Ich habe dort gewohnt und hatte gerade was aufgenommen. Durch Silla kamen die ganzen BC Jungs zu mir. Die standen plötzlich alle vor meiner Tür und Orgi meinte „Yo, bei dir kann man doch aufnehmen!?“. Der hat dann erstmal fünf Stunden in meinem Bett gepennt, danach was aufgenommen und beim nächsten Mal wollte er noch einen Kumpel mitbringen… und das war dann Hengzt.
B.S.H: Wooow!
Serk: So haben wir uns dann kennengelernt und dein erstes Album gemacht… Rap braucht kein Abitur.
Es ist jetzt vier Jahre her seit dem letzten Album. Soundtechnisch habt ihr euch weiterentwickeln wollen und habt das auch geschafft. Meinst du die alten Bass Sultan Hengzt Fans machen diese Entwicklung mit?
B.S.H: Also wenn die Leute mich schon so lange feiern, müssten sie auch wissen wie ich bin. Meine Sachen kann man immer mit einem Augenzwinkern sehen und ich habe an allem Spaß was ich mache. Ich denke, das wissen die und deswegen wird es da auch keine Probleme geben. Aber wer Mucke von vor 10 Jahren hören will… da kann ich leider nicht mit dienen.
Du singst jetzt auch mal kleinere Parts, obwohl du mal sagtest du kannst nicht singen…
B.S.H: Naja, so ein bißchen gesungen habe ich auch schon früher. Bei Rap braucht kein Abitur z.B.
Serk.: Damals war es eher Singsang. Das soll jetzt nicht eingebildet klingen, aber die Leute trauen sich bei mir dann immer irgendwann zu singen und ich kann die da so ein bißchen durch leiten. Deswegen sehe ich es schon kommen, irgendwann bringst du nochmal einen kompletten Gesangstrack raus.
B.S.H: Oha, Ansage hiermit für 2018… wenn das nächste Album kommt! Ich singe aber nur über Schiessen.
Kannst du uns kurz das Cover Artwork zu deinem neuen Album erklären? Du sitzt in einem…?
B.S.H: …Ei-Raumschiff! Das Cover hat Daniel Josefsohn gemacht. Für mich ein unfassbarer Künstler, der z.B. auch für das Deichkind Cover (Befehl von ganz unten) zuständig war. Ich war froh, dass er das gemacht hat. Ich habe ihm ein paar Stichwörter gegeben. Für mich weiss ich, was es bedeutet. Er hat es dann aus seiner Sicht umgesetzt. Aber es soll jeder für sich selbst entscheiden, was er darin sieht. Ich glaube es ist schöner, wenn die Fantasie dann auch bleibt.
Trotz der langen Zeit ohne Release, kommt es mir so vor, als ob deine Popularität eher zugenommen hat. Kannst du dir das erklären?
B.S.H: Ganz ehrlich, das ist mir auch aufgefallen… ich wollte das nur nie ansprechen, das wäre zu arrogant. Woher genau das kommt, kann ich auch nicht sagen. Es freut mich natürlich sehr, wenn die Leute mich so feiern wie ich bin.
Serk: Ich glaube, du hast das mit dem „Online-Game“ aber auch sehr gut gemacht. Vielleicht ist das, das Geheimnis.
B.S.H: Ja stimmt, da haben wir auf Facebook mehr Fans, als so mancher Top10 Rapper. Wir hatten aber ja auch mal hier mal da einen Song. So ganz weg, war man dann ja doch nicht.
Man hat dich in den letzten Jahren auch immer mal wieder mit Sido zusammen gesehen. Inwieweit hatte das denn einen Einfluss auf deine Musik?
B.S.H: Wir haben eine Menge von Sido gelernt. Er, denke ich, auch von uns – das war ein Nehmen und Geben. Ich glaube jeder Mensch den du kennen lernst, kann dich kreativ ein wenig beeinflussen. Wie genau, kann ich jetzt auch nicht sagen. Aber das kam mit der Zeit, klar!
Mit ihm bist du jetzt auch erstmal auf großer Tour. Wird es danach trotzdem noch eine eigene geben?
B.S.H: Wir sind natürlich beide mit Sido auf Tour, aber ja, das ist in Planung. Mal gucken was da kommt. Wir unterhalten uns gerade mit ein paar Leuten deswegen.
Zum Schluss, wie sieht es mit eurem PopRockz Projekt aus?
Serk: PopRockz war wichtig zur Formung des jetzigen Sounds. Aber es ist dann alles nicht so weitergegangen, wie es sollte. Die Erfahrung die wir mit PopRockz gesammelt haben, also Mucke zu machen, die man mit Band umsetzen kann, die sind mit ins B.S.H Album eingeflossen. Es gibt immernoch einen großen PopRockz Gedanken im jetztigen Album, aber als Überschrift wird es das nicht mehr geben.
Viele Dank für eure Zeit Jungs und weiterhin viel Erfolg beim erwachsen werden!