Mal heute wieder was aus der Rubrik, ich könnte kotzen. Ich war letzte Woche mit meinem Sohn in einem, wie nennt man die Dinger, Trampolin-Park. Und was fand ich vor? Bereits am Anfang war da eine Treppe, deshalb der Titel. Ich meine, ich gebe es auch offen zu, wenn ich einen Trampolin-Park entstehen lasse, wüsste ich nicht, ob ich als allererstes auf die Idee kommen würde, an Rollstuhlfahrer zu denken. Deshalb erwarte ich auch gar nicht, dass die Trampoline, oder was auch immer die Mehrzahl von Trampolin ist, rollstuhlgerecht sind. Aber es ist schon verdammt ärgerlich, dass ich noch nicht mal mit meinem Sohn das Gebäude befahren kann.
Besonders ärgerlich ist es gewesen, dass ich mir die Öffnungszeiten und Preise im Internet angeschaut hatte. Und wie gesagt, ich erwarte nicht, dass ein Trampolin-Park barrierefrei ist, aber ich hätte mir schon gewünscht, dass man vermerkt hätte im Internet, dass ich aufgrund einer Treppe gar nicht erst ins Gebäude komme. Und da frage ich mich auch, ob eine allgemeine Pflicht zur Angabe der Barrierefreiheit auf Internetseiten nicht notwendig wäre, nicht nur, wenn sie barrierefrei sind, sondern auch, wenn sie es nicht sind. So etwas wie „Vorsicht, wir sind ebenerdig, aber wir haben keine Behindertenklos“. Denn sogar, wenn ich mir bei manchen Einrichtungen alles zur Barrierefreiheit durchlese, ergeben sich noch Fragen für mich. Ist da wirklich keine Stufe vorm Gebäude? Wenn doch, wie hoch ist sie? Ich weiß nicht, wie es anderen Rollstuhlfahrern geht, aber mein Rollstuhl erweist sich als besonders humorlos mit einer äußerst niedrigen Toleranzgrenze.
Wie sind denn da die technischen Voraussetzungen oder wie kriegt man da eine Genehmigung? Ich meine, ich war schockiert, dass bei einem Park, der erst im April eröffnet hat und mehrere Filialen in Deutschland hat, das nicht berücksichtigt worden ist. Okay, wahrscheinlich stand das Gebäude schon vorher, aber trotzdem. Wann wird es verdammt noch mal selbstverständlich, dass man auf barrierefreies Bauen achtet? Und ja, ich bin sauer. Ich bin sauer, weil ich mittlerweile dazu lerne, mir Internetseiten angucke, Google-Bilder vergleiche, Email-Anfragen verschicke und das nimmt verdammt viel Zeit in Anspruch. Und auf den Internetseiten steht nichts, auf den Bildern erkennt man nichts, Emails werden teilweise nicht beantwortet. Im Grunde hat man dann die Möglichkeit, einmal hinzufahren, um zu gucken, und dann tatsächlich hinzufahren. Wer kann sich das schon leisten? Es wäre viel einfacher, wenn die Leute ein Einsehen hätten, sensibilisiert wären, die vor Ort sind.
Das höchste der Gefühle habe ich erfahren, als ich einen barrierefreien Kinderarzt gesucht habe. Überraschender Weise sollte das Ganze nicht für mich sein, aber als Mutter bilde ich mir schon ein, dass ich auch mal mit dem behandelnden Arzt meines Kindes ins Gespräch kommen sollte. Ich hatte zwei Praxen rausgesucht. Es handelte sich hier wohl um Filialen. Ich hatte drei Emails geschickt mit der Anfrage, ob die barrierefrei sind, weil ich im Rollstuhl sitze blablabla. Wie gesagt, es kam zu drei Emails, weil die erste natürlich nicht beantwortet wurde und auch die letzte nicht. Also, war ich gezwungen dort anzurufen. Natürlich wären sie barrierefrei, sie hätten auch einen Aufzug. Die Frau am Telefon muss sehr viel Stress gehabt haben in dem Moment, weil sie mich noch nicht mal meine Fragen stellen ließ. Mit nem „Jaja“ wurde ich abgefertigt, aber ich hatte schon mal den Termin, das war die Hauptsache. Und wenn die sagt, dass es da einen Aufzug gibt, wird es wohl einen Aufzug geben. Und vielleicht bin ich auch zu überempfindlich, was diese ganze Recherche angeht, dachte ich mir. Vielleicht war sie nur angenervt, weil sie die Frage öfters beantworten muss. Vielleicht und so musste ich im Nachhinein erfahren, hat sie auch keine Ahnung und wollte sich nicht mehr mit mir beschäftigen. Da war ein Aufzug da, ja richtig. Nur leider war er halb so groß wie mein Rollstuhl. Sogar hochkant aufgerichtet hätte er kein Platz darin gehabt. So ging mein Sohn erst mal alleine zum Arzt, das habe ich mir natürlich nicht so vorgestellt. Und dann habe ich nur unten gewartet, wie so ein Hund vorm Supermarkt. Und beobachtete dabei, wie eine Frau mit einem Kinderwagen kämpfen musste, um aus dem Aufzug wieder auszusteigen, denn sogar hierfür erwies sich dieser Aufzug nicht wirklich als groß genug.
Alle waren unheimlich lieb zu mir, wirklich alle. Ich glaube, ich habe jeden einzelnen Mitarbeiter kennengelernt, weil wirklich jeder vorbeikam, um sich zu erkundigen, ob wirklich alles in Ordnung sei. Ich befürchte auch, dass Einzelne, die noch nicht mal arbeiten mussten, dazu geholt wurden, weil es waren wirklich sehr sehr viele. Auch mein Sohn wollte eigentlich auf das Hüpfen verzichten, weil er mich nicht alleine draußen in der Sonne stehen lassen wollte, in der Pampa von Düsseldorf Flingern. Und so weit kommt es noch, nicht nur, dass ich behindert bin und sich daraus für mich Einschränkungen ergeben. Nein, auch mein Sohn muss sich einschränken lassen. Das geht doch so nicht. Und das alles nur, weil man keine Spielregeln aufstellen kann, an die sich alle halten.
(Foto: Rainer Sturm / pixelio.de)