Gestern war er wieder da, der Bärlauch-Bringer. Große große Freude! Und dass ich die Freude darüber noch steigern kann, erfuhr ich heute von den "Gartenjahren" - die nämlich den "Bärlauch vor dem Frost gerettet" und gleich das gesamte Ergebnis der Rettungsaktion zu Pesto verarbeitet haben. Und weil ich nun in Sorge bin, dass die Bärlauch-Saison in diesem Jahr wegen der Wetterbedingungen ultrakurz ausfällt, fiel die Entscheidung wie beim ersten Mal schwer: Was tun mit den kostbaren Blättchen?
Eigentlich probiere ich ja gern stets Neues aus. Und deshalb zögerte ich zunächst, meinem ersten Impuls zu folgen und ein Bärlauch-Risotto zu fabrizieren. Das mache ich schließlich jedes Jahr. Aber...
... ich liebe Bärlauch-Risotto. Und das Ausprobieren von Neuem kam trotzdem nicht zu kurz - schließlich habe ich einen tollen neuen Risotto-Topf! In dem habe ich zwar schon zweimal Brot gebacken und einmal einen Eintopf gekocht, aber seinen eigentlichen Verwendungszweck habe ich ihm bisher verweigert. Gut so. Denn das Risotto von heute war genau der richtige Anlass, ihn diesbezüglich einzuweihen.
Wer sich jetzt fragt "Was bitte ist ein Risotto-Topf?" sei damit getröstet, dass ich das bis vor wenigen Wochen auch noch nicht wusste. Die Geschichte der Anschaffung geht so: Ich liebe es, an einem hübsch gedeckten Tisch zu essen. Das Essen einfach im Kochtopf aus den Tisch zu stellen, kommt überhaupt nicht in Frage. Es sei denn...
...der Topf ist kein gewöhnlicher sondern eben ein Serviertopf und die Pfanne entsprechend eine Servierpfanne. In diesem Sinne kaufte ich mir für meinen neuen Hausstand zunächst eine - gleichermaßen zweckmäßige wie dekorative - Eisenpfanne mit zwei Griffen plus Deckel. Und wollte darin eigentlich auch ab und an mal ein Risotto bereiten. Die Sache hat allerdings einen Haken: Eisenpfannen und Säuren vertragen sich nicht (und schmecken im Duett auch ziemlich fies). Aber ein Risotto ohne Säure (z.B. Wein) geht ja gar nicht. Und dann dachte ich mir, dass sich doch wohl auch andere schonmal mit der Frage beschäftigt haben müssten, in welcher Art Kochgeschirr ein Risotto gleichermaßen zweckmäßig wie dekorativ zubereitet werden kann. Ein kurzes Googeln nach dem Stichwort "Risotto-Topf" brachte schnell die Lösung: Eine Marke meines Vertrauens hatte ein solches Geschirr im Portfolio. Der Topf samt Deckel besteht aus herdplatten-/ofen-/grill-tauglicher Keramik und - auch wenn ich mich anfangs kaum traute, das zu tun - man kann ihn direkt auf die Herdplatte (z.B. Ceranfeld) stellen, darin anbraten, garen oder in den Ofen schieben. Und servieren.
So bin ich also zu meinem Risotto-Topf gekommen. Und zum heutigen "Risotto Grün-Weiß". Eine Inspirationsquelle zusätzlich zu Topf, Bärlauch und Kühlschrankvorräten kann ich heute nicht bieten - ich habe dazu keine weitere Anregung gebraucht. Ich erwähne das deshalb, weil Katha von "esskultur" heute einen sehr interessanten Blogbeitrag veröffentlicht hat zur weit verbreiteten Unsitte unter Blogger/innen, ihre (Inspirations-)Quellen nicht zu nennen - Auslöser des Artikels war allerdings das "Abkupfern" durch die renommierte (auch von mir geschätzte und immer brav verlinkte) Zeitschrift "Essen & Trinken". Also lange Rede, kurzer Sinn: Heute gibts keine Quelle, die ich verschweigen könnte - und etwaige Ähnlichkeiten mit bereits vorhandenen Rezepten sind rein zufällig (und bei der überschaubaren Anzahl an Zutaten gehe ich mal davon aus, dass es einige dieser Zufälle geben wird).
Kurze Vorbemerkung: Wer zum ersten Mal naturbelassenen Rundkornreis für ein Risotto verwendet, sollte sich darauf einstellen, dass der Reis eine lange Garzeit benötigt (ca. 75 min!) - wer diese Zeit/Geduld investiert, wird allerdings reichlich belohnt durch die perfekte Harmonie des nussigen Reisgeschmacks mit den pikanten Noten von Ziegenkäse und Bärlauch und der feinen durch Waldhonig gezähmten Säure des Weins.
Bärlauch-Risotto Grün-Weiß
Zutaten (alles bio, reicht für 2 Personen als Hauptgericht mit Vor- und Nachspeise drumrum)
- 1 kleine rote Zwiebel
- 3 El.Olivenöl
- 2 Becher (Inhalt 100 ml) naturbelassener Rundkornreis (also insgesamt 200 ml)
- 100 ml Apfelwein (Weißwein geht selbstverständlich auch)
- ca. 550 ml Gemüsebrühe (ausreichend gesalzen)
- 1 Tl. Waldhonig
- 1 kleines Bund Bärlauch
- 2 El. Schmand
- 50 g gereifter Ziegengouda
- etwas frisch abgeriebene Zitronenschale
- schwarzer Pfeffer
- Zwiebel schälen und würfeln. Olivenöl in einem geeigneten Topf erhitzen (nicht zu heiß werden lassen), Zwiebel darin glasig werden lassen.
- Reis hinzufügen und ebenfalls anschwitzen - bis die Körnchen beginnen, glasig zu werden.
- Wein angießen, aufkochen und so lange auf hoher Kochstufe kochen lassen, bis die Flüssigkeit zum größten Teil wieder verdampft ist.
- 300 ml heiße Gemüsebrühe angießen, Honig einrühren und aufkochen. Hitze reduzieren, so dass das Risotto sichtbar aber eher sanft köchelt. Deckel auflegen. Restliche Brühe heiß halten.
- Von nun an ab und zu mal in den Topf schauen und das Risotto umrühren. Sobald die Flüssigkeit vom Reis fast vollständig aufgenommen ist (nicht so lange warten, bis der Reis am Topfboden anbackt!), weitere 100 ml heiße Brühe zufügen, umrühren, weiterköcheln lassen. Diesen Vorgang wiederholen - die Menge der Flüssigkeit richtet sich nach der Aufnahmekapazität vom Reis (bei mir wurden 500 ml und ein ordentlicher Schluck zum Schluss benötigt).
- In der Zwischenzeit Bärlauch waschen, die weißen Enden von den Stielen entfernen und in feine Streifen schneiden.
- Sobald der Reis gar ist, d.h. sich beim Probieren angenehm auf Zunge und Gaumen macht (bei mir hat das ca. 75 min ! gedauert) und das Ganze von sämiger Konsistenz ist, die Herdplatte auf niedrigste Stufe stellen. Zitronenschale und Bärlauch unterrühren, Deckel auflegen, kurz ziehen lassen.
- In der Zwischenzeit den Käse fein reiben.
- Schmand unter das Risotto rühren, Ziegenkäse gleichmäßig auf der Oberfläche verteilen. Deckel auflegen und Käse schmelzen lassen.
- Vor dem Servieren mit frisch gemahlenem Pfeffer überstreuen (oder die Pfeffermühle zum selbstbestimmten Gebrauch der scharfen Körnchen bereitstellen).