Daraufhin bereitete der Übersetzer eine Ganapuja um vier Unzen Gold vor und erbat unterwiesen zu werden. Und so erhielt er dann die Prophezeiungen der Gurus, Gottheiten und Dakinis. Sie sagten sie zu ihm: „Oh Übersetzer, unser Sohn, du musst keine Angst haben vor diesem Ungläubigen! Wir werden dich beschützen!" Die wichtigste Prophezeiung aber erhielt er direkt aus dem Mund Unserer Hohen Frau, der Gnosis Himmels Tänzerin Simhamukha: „ Die Höchste aller geheimen Belehrungen sind die dreifältigen magischen Riten: weiß, schwarz und vielfärbig. Diese sind wie ein Nektar Ozean, der alle Störungen auslöscht. Mach dich nach Osten auf und nach zwei Meilen wirst du auf einem Eisenklumpen stoßen, geformt wie ein Yak. Hebe ihn auf und du wirst eine dreieckige Grube aus schwarzer Erde finden. Grabe nach und du entdeckst einen Holzkohle Meiler. Grabe weiter bis du auf einen Kasten aus Siegellack stößt, brich diese Schutzhülle auf, darunter befindet sich eine Schachtel aus Leder und in dieser ist ein Kästchen aus dem Holz des Feigenbaumes, in diesem sind fünf weitere Schatullen aus Silber, Gold, Türkis, Lapislazuli und Rubin. Öffne sie alle und in der letzten Kassette wirst du eine Rolle aus Menschenhaut finden, eingewickelt in dunkelrote Seide. Enthülle sie und du wirst 14 Silben erblicken, geschrieben mit dem Herzblut von uns allen - den Dakinis. [...][1] So sprach die edle Frau mit dem Löwenkopf und entschwand wieder, wie ein Regenbogen am Himmel.
Am nächsten Tag, bei Sonnen Aufgang wandte sich Bari nach Osten, nachdem er den Schutzgottheiten einen roten Opferkuchen dargebracht hatte. Am Yak Fels angekommen entdeckte er die dreieckige Erdgrube. Und der Prophezeiung folgend, fand er nacheinander die Kästchen und im Innersten die geheime Formel des Lebens Atems der Dakinis - die Essenz tief wie ein Ozean von Nektar. Als Ersatz für den gehobenen Schatz legte er einen in Seide geschlagenen Text zusammen mit Gold und Edelsteinen in die Grube und schüttete sie wieder zu.
Danach rezitierte der Übersetzter Tag und Nacht gemäß den Belehrungen die Mantras. Als es dunkel wurde stellten sich gewisse Zeichen der schwarzen Magie, die der Ungläubige sandte, ein. Wie auch immer, so waren diese feindlichen Zeichen der Dakinis und Schützer des Ungläubigen nicht durchschlagend genug um zu Bari Lotsawa vorzudringen, sondern im Gegenteil, wurden von ihm postwendend zum Sender zurückgeschickt. Am nächsten Abend kamen wiederum Angriffe der feindlichen weltlichen Götter und Dämonen, aber auch diesmal gelang es ihm diese abzuwehren und zurückzuschicken. Und nochmals am sehr frühen Morgen griffen die Karma-Dakinis ihn an und wiederum schaffte er die Zurücksendung zum Absender.
Daraufhin war Bari der Übersetzer höchst erfreut und zufrieden. Sofort begab er sich zu seinem Lehrer Vajrasapana und berichtete was passiert war. Entsetzt rief der Guru aus: „Oh weh! Die Ausrichtung der fühlenden Wesen in diesen degenerierten Zeiten ist nur von ihren Leidenschaften getragen! Und dann gibt es für sie auch noch Lehrer wie mich, die dem Vorschub leisten!" Und er blieb für lange Zeit schweigend sitzen und bedeckte sein Gesicht mit seinem Schal.
Bari Lotsawa machte viele Niederwerfungen und erklärte voller Reue: „Oh mein Guru, ich praktizierte diesen Abwehrritus, weil ich so in Angst war, aber ohne Zweifel ist es nicht verdienstvoll, sich der Magie so zu bedienen, dass jemand dabei ums Leben kommt. Da ich nun den Lebensfaden dieses Menschen abgeschnitten habe, will ich Sühne üben."
Nachdem er nun in dieser Art zu Vajrasanapa gesprochen hatte, antwortete dieser ihm: „Allein das Mantra auf Deinem Körper zu tragen wäre genug gewesen um beschützt zu sein, aber auch noch Tag und Nacht das Mantra zu rezitieren, damit hast du das Karma auf dich geladen einen Menschen zu töten! Nun musst du dich ganz und gar der Aufgabe widmen dieses Vergehen zu reinigen! Und bis sich nicht die Zeichen der Reinigung Deines Karmas einstellen komme nicht erneut in meine Gegenwart!
Ein ganzes Jahr widmete sich Bari nun dieser Reinigung und trat nicht vor seinen Lehrer. Dennoch, nachdem er ein Schüler mit großer Zuneigung und Hingabe war, begann er heimlich seinem Lehrer Nahrung und Wein zu bringen. Und zusätzlich brachte er noch andere notwendige Dinge und so betrieb er seine Devotion. Schließlich erschienen Bari die erforderlichen Zeichen der Reinigung von seiner verwerflichen Tat und so wagte er sich wieder vor das Angesicht seines Gurus. Nachdem er ihn um viele verschiedene Belehrungen gebeten hatte, verwirklichte er diese und entwickelte auch großes Vertrauen in die Praxis.
Danach kehrte er nach Tibet zurück, wo er zum Vorteil aller fühlenden Wesen wirkte. Nachdem er in das Kloster der Sakyas zu Sachen Kunga Nyinpo zurückgekehrt war, gab er die geheimen Belehrungen weiter, zusammen mit der Sadhana und den magischen Riten.