12. Tag
5 km hinter Le Rozel hielten wir in Flamanville. Nicht um uns das dortige Kernkraftwerk anzusehen, sondern um einen kleinen Rundgang durch den hübschen Park des Château de Flamanville zu machen. Das Schloss aus dem 17. Jahrhundert wurde auf den Fundamenten eines Gutshauses aus dem 11. Jahrhundert errichtet. Auf dem Gelände gibt es mehrere Teiche und einen großen Daliengarten mit über 500 Sorten.
Wir fuhren dann weiter zur Nordküste der Halbinsel nach Cherbourg. Die alte Hafenstadt wurde im zweiten Weltkrieg fast völlig zerstört. Schon die Römer hatten dort ein Militärlager unterhalten. Später wechselte die Stadt mehrfach den Besitzer und gehörte jeweils zeitweise zu England und anschließend wieder zu Frankreich. Im 18. Jahrhundert befestigte sie der französische Festungsbaumeister Sébastien Le Prestre de Vauban und machte sie zu einem sicheren Kriegshafen. In den folgenden Jahrzehnten entstand daraus die größte Reede der Welt, mit mehr als 6 km Dämmen und drei Festungen. Bis heute ist nur die Reede von Doha, der Hauptstadt des Emirats Katar, noch größer.
Unser Tagesausflug führte uns dann weiter zur Nordostspitze von Contentin, nach Barfleur. Der kleine Ort zählt aufgrund seines malerischen Fischerhafens wie Veules-les-Roses und Beuvron-en-Auge zu den „Schönen Dörfern Frankreichs“. Nach einem leckeren Mittagessen im Café de France, orts- und saisontypisch mit Jakobsmuscheln und Austern, fuhren wir zum nur 2 km entfernten Leuchtturm von Gatteville-le-Phare. 1834 aus Granit erbaut, steht er am Pointe de Barfleur und ist mit 74,85 m der zweithöchste Europas. Zum Leuchtfeuer hinauf gelangt man über 365 Stufen, vorbei an 52 Fenstern.
Der höchste Leuchtturm Europas steht sogar ebenfalls in Frankreich. Von 1896 bis 1902 wurde er, garnicht so weit entfernt auf einer Insel bei Lilia in der Bretagne, ebenfalls ganz aus Granit errichtet. Mit 82,50 m ist er zudem der höchste aus Naturstein erbaute Leuchtturm der Welt.
Zum Abschluss machten wir noch einen kurzen Abstecher ins 10 km entfernte Saint-Vaast-la-Hougue, vorbei an vielen Gemüsefeldern mit Grünkohl, Möhren oder Blumenkohl. Der Küstenort wurde 2019 im TV-Sender France 3 zum „Lieblingsdorf der Franzosen“ gewählt. Dort kann man mit einem Amphibien-Bus auf die Île Tatihou hinüber fahren oder bei Ebbe auch laufen. Auf dem kleinen Eiland in der Bucht gibt es mehrere Museen und ein Fort mit einem 21 m hohen Vauban-Turm, der zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt.