Barcelona geht gegen Billig-Tourismus auf die Barrikaden

Barcelona geht gegen Billig-Tourismus auf die Barrikaden

Barceloneta” ist ein Stadtviertel Barcelona’s eingekeilt zwischen dem Fährhafen und dem olympischen Yachthafen. Es ist ein ehemaliges Arbeiterviertel und verströmt noch etwas vom alten Charme Barcelonas. Wie sollte es anders sein: Die Tourismus-Wirtschaft erobert auch diese letzten Flecken von Authentizität und widmet sie touristengerecht um. In der Barceloneta scheinen es vor allem die Billigtouristen zu sein, auf die man das Stadtviertel zuschneidet. So erreicht die “Ballermann-Problematik” Mallorca’s inzwischen auch Barcelona.
Kein Wunder also, dass am vergangenen Wochenende wütende Barceloniner Bürgerinnen und Bürger an den Straßenrestaurants und Cafés vor den da sitzenden Touristen laut protestierend vorbei defilierten. Touristen, die nicht kapierten, dass es um sie ging und begeistert die volkstümliche Manifestation auf ihren Fotoapparaten festhielten. Dabei hatten die Protestierenden gerade von ihnen genug. Ihre Parolen lauteten “Die Barceloneta wird nicht verkauft” und “Raus mit dem Sauf-Tourismus”. Die Demonstration sollen in nächster Zeit zweimal wöchentlich wiederholt werden.
Dieser Zorn kam nicht von heute auf morgen. Die Bürger protestierten schon seit langem bei der Stadtverwaltung. In einer Versammlung in den betroffenen Stadtteilen hatten sie bereits ihren Protest artikuliert. Die Zeitung “El Periódico” schreibt: “Die althergebrachten Bewohner von Barceloneta verlangten, dass man ihr Stadtteil so erhalten solle wie er bisher war und das auch für die Zukunft ihrer Kinder. Sie schilderten die jetzige Situation, wo es zu ständigen Konflikten in Begleitung des “Sauf-Tourismus” komme, der in letzter Zeit erheblich zugenommen habe. Tagelang könne man wegen gewalttätiger Auseinandersetzungen in den Treppenhäusern und Aufzügen sowie auf der Straße nicht mehr schlafen. Viele hielten Plakate hoch, die zur Rebellion gegen das bisherige Tourismus-Konzept Barcelona’s aufrufen”. Wie dieses Konzept aussieht, das erklärt die neue und erfolgreiche linke Partei “Podemos” wie folgt: “Die gegenwärtige Situation in Barcelona ist auf eine Stadtpolitik zurückzuführen, die borniert auf die Förderung eines Rekord-Tourismus ohne Rücksicht auf die Konsequenzen für die Bürger abgestellt ist.”
Spanien erlebt dieses Jahr einen Touristenboom, aber seltsamerweise drückt sich der nicht in mehr Hotelübernachtungen aus. Die sind im Gegenteil gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen. Auch gibt es im Sektor nicht mehr Arbeitsplätze und auch nicht mehr Steuereinnahmen. Die Gewerkschaften klagen über fallende Löhne. Was wächst, das sind die illegal vermieteten Wohnungen. Dazu schreibt der Blog “Dreamberry”: “Die illegalen Wohnungen, die immer mehr in das Blickfeld der Öffentlichkeit wegen ihrer grotesken und beschämenden Bilder in der Barceloneta kommen, gehören nicht nur 4 Liebhabern, sondern Organisationen, die damit Millionen Euros machen und deren Absicht es ist, die Bewohner, die zu den bisherigen Mieten dort wohnen, hinauszuwerfen. Die Hotellerie, das Taxigewerbe und billige Unterbringungen führen die Parallelwirtschaft an, die bereits 25% des BSP ausmacht, an. Ein Ventil, das 5 Millionen Arbeitslosen erlaubt miserabel zu leben und das profitable Geschäft eine Mafia am Randes des Gemeinwesens zu erledigen.”
Es ist also auch das Problem der “Gentrifizierung”, der Verdrängung der Bewohner aus alten Stadtvierteln, die bisher ihrem Einkommen entsprechend in diesen wohnen konnten. Eine profitgierige Immobilienmafia und eine machtlose oder willenlose Stadtverwaltung treiben die Situation so weit, dass es irgendwann zu Aufständen der Bevölkerung kommt. In Barcelona ist es der allmächtige Glaube an einen stetig wachsenden Tourismus, der die Behörden davon abhält bei Fehlentwicklungen einzuschreiten. Dabei müsste man es in Spanien besser wissen, schließlich hat man schon genügend Erfahrungen mit den schädlichen Folgen des Billigtourismus.
Informationsquelle
Un millar de personas se manifiestan en la Barceloneta contra el turismo 'low cost'
Más turistas: menos salarios, menos pernoctaciones
La cólera popular se desborda

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