Barbara Tuchman – Die Torheit der Regierenden

Barbara Tuchman – Die Torheit der RegierendenBereits “Der ferne Spiegel” von Barbara Tuchman hat mich begeistert. Diese sehr klare, eindeutige Sprache der Wissenschaftlerin und Journalistin Barbara Tuchman findet sich in diesem Buch Die Torheit der Regierenden – Von Troja bis Vietnam wieder. Und im dritten der vier Teile des Buches findet sich auch die gleiche Zeitspanne wieder, aus der der “Ferne Spiegel” berichtet.

Die gesamte Geschichte, unabhängig von Zeit und Ort, durchzieht das Phänomen, daß Regierungen und Regierende eine Politik betreiben, die den eigenen Interessen zuwiderläuft. (Seite 11)

Von dieser – bereits im Vorwort bekundeten – Idee her definiert B. Tuchman die Historie als eine Abfolge von Irrtümern, Verwicklungen und als Machtmißbrauchsgeschichte.

An den Beispielen des Krieges um Troja, der Geschichte der Renaissance-Päpste, der Unabhängigkeit der USA von England sowie und vor allem der Verwicklung der USA in den Vietnam-Krieg tritt sie den Beweis für Ihre Theorie an.
Und das ist – trotz der Sachlichkeit, mit der sie schreibt – höchst lesenswert. Hier baut nicht der Autor (die Autorin) Spannung auf; hier ist die Geschichte (im Sinne von Historie) spannend genug, um diese mehr als 400 Seiten durchweg lesbar sein zu lassen. Ich habe das Buch kaum weggelegt und mich über jede Unterbrechung der Lektüre geärgert.
Insbesondere der dritte Teil, der sich mit dem ungerechten, ungerechtfertigten “Engagement der USA in Südostasien” befasst (das Wort “Krieg” wurde von der Regierung der USA sehr lange nicht benutzt) ist höchst interessant zu lesen. Zumal mir diese Zeit auch näher ist als der Fall von Troja – ich erinnere mich noch gut an den Friedenschluss 1973.

B. Tuchman ist Amerikanerin. Das merkt man vor allem daran, dass sie zwar alle Belege benennt; sich aber nie dazu durchringen kann, den Krieg nicht nur als “Torheit” zu benennen, sondern als Verbrechen zu brandmarken. Obwohl alle Belege nicht nur von einer “Torheit” der Präsidenten sprechen; sondern vom öffentlichen Lügen, Betrügen, Verschweigen… Sie nennt es “kognitive Differenz”… was man auch als “Dummheit und Dummdreistigkeit” bezeichnen könnte: wenn Regierende entgegen aller Volksmeinung, entgegen besseren Wissens und nur der Machterhaltung willens gegen die eigenen und die Interessen der Regierten handeln.

Erst im Nachwort wird sie ein wenig deutlicher:

Warum lieferte die Erfahrung, die Amerika in China mit der Unterstützung der unpopulären Parten gemacht hatte, keine Analogie zu Vietnam? Und warum die Erfahrung von Vietnam keine für den Iran? (Seite 480)

Man könnte heute fragen (das Buch wurde 1984 veröffentlicht): Und warum die Erfahrung aus Vietnam, aus Afghanistan, aus dem Iran keine für den Irak?
Wenn man das liest und bedenkt kann einem der Eindruck erwachsen, die Regierenden sind lernresistent.

Zum Einen packt mich so etwas wie Wut über diese “Arroganz der Macht”, die B. Tuchman aufzeigt. Und zum Anderen Angst und Verzweiflung darüber, wie sehr man dem ausgesetzt ist wenn man zur Masse der Regierten und nicht zur Minderheit der Regierenden gehört.
Aber solche Bücher öffnen immerhin die Augen, Dinge zu sehen, die einige Wenige gern unsichtbar sehen würden…


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