Barbara Tuchman – Bibel und Schwert

Barbara Tuchman – Bibel und SchwertDas also war das von mir mit Spannung erwartete Palästina-Buch von Barbara Tuchman… und als erstes muss ich feststellen, dass ich nichts weiss.
Nichts (oder nur sehr sehr wenig) vor allem über die Geschichte Englands. Und da Tuchman vor allem darauf aufbaut kann ich mir über viele in den ersten beiden Dritteln des Buches gemachte Aussagen kaum ein eigenes Bild machen. Schade. Hier muss ich erst einmal woanders nachlesen und dann dieses Buch noch einmal.

Aber alles, was die Zeit der zionistischen Bewegung, was einen Theodor Herzl betrifft… da betrete ich wieder sicheren Boden.

Die Ursprünge von Englands Rolle in der Restauration Israels … finden sich in zwei Motiven, einem religiösen und einem politischen. (Seite 9)

Von dieser Annahme ausgehend verfährt Tuchman (wie gewohnt) damit, Berge an Quellen zitierend, eine Theorie zu entwickeln, weshalb England letztlich durch die sog. Balfour-Declaration zur “Geburtshelferin des Staates Israel” wird.

Tuchman geht davon aus – um das obige Zitat zu erklären – dass sich England, geprägt durch die strenge und alttestamentarische Religiosität der Puritaner an das Ursprungsland des Christentums, Palästina, gebunden oder ihm verpflichtet fühlt. So waren die ersten Ideen, dieses Land wieder jüdisch zu besiedeln, allein religiös determiniert.

Mit dem Zusammenbrechen (oder schon dem sich ankündigenden Zusammenbrechen) des Osmanischen Reiches allerdings überwogen immer mehr machtpolitische Ziele. Immerhin lag (und liegt) Palästina am Suez-Kanal – dem einem, wichtigen (strategischen) Punkt, an dem die Kolonialmacht Großbritannien ihren Seeweg nach Indien sichern wollte (und musste). Hier kamen die – erst noch religiös verbrämten – Ideen einer (Wieder)Besiedlung Palästinas mit Juden gerad recht. Gingen die Entscheider doch immer davon aus, dass die Juden ein reiches, ein handelndes Volk sind… und das ist typisch Tuchman: zeigt sie doch auf, dass genau das nur Wunschdenken und irrige Annahmen sind. Denn die ersten Siedler waren russische, vertriebene Juden. Die Ärmsten der Armen.
Das Buch endet mit der Feststellung, dass die Mandatschaft, die England gegenüber dem Völkerbund für Palästina übernahm, keine eigentliche Übernahme im völkerrechtlichen Sinne war, sondern – da die englischen Armeen in diesem Land noch standen und England damit die Macht dort inne hatte – der Völkerbund die Tatsachen nur anerkannte, die England geschaffen hatte.

Was aus dieser Mandantschaft wurde, wie es zur Gründung des Staates Israel kam… all das ist (leider) nicht mehr Inhalt des Buches.

Fazit: eine interessante Theorie von der Tuchman logisch aufgearbeitet – und mir mangels Geschichtskenntnissen an einigen Stellen völlig verschlossen. Das Buch liest sich – wie alle von ihr – gut, flüssig und ist von einer klaren, logischen Sprache. Aber meiner Meinung nach setzt es – gerade auch was Namen und geschichtliche Zusammenhänge angeht – zu viel voraus, als dass es ein Unbedarfter Leser wirklich verstehen kann.


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