Barbara Tuchman – August 1914

Barbara Tuchman – August 1914Dieses Buch brachte Barbara Tuchmann 1963 Ihren ersten Putlitzer-Preis ein… Und es liest sich heute noch so aktuell wie damals. Von den drei bisher gelesenen Büchern Tuchmans war dies allerdings das erste, dass mich nicht uneingeschränkt begeisterte. Anders als “Der ferne Spiegel” und “Die Torheit der Regierenden” liegt es sicherlich auch daran, dass mich das Thema Erster Weltkrieg nicht so sehr interessiert. Zumindest nicht aus militärhistorischer Sicht.

Jedoch beginnt Tuchman hier damit, die Fehler, Irrtümer, “Torheiten” der Regierenden und Generäle in den kriegsführenden Ländern minutiös aufzulisten; etwas, das sie im Buch “Die Torheit…” noch ausbaut.

August 1914 begleitet den Leser durch die ersten 30 Tage des Ersten Weltkrieges. Unglaublich detailversessen listet es auf, wer wann was sagte und tat – das betrifft natürlich nur Menschen und Quellen, die man für aufschreibenswürdig befand – über die Gedanken des einfachen Soldaten wird leider kein Wort geschrieben – was aber damit zu tun hat, dass Tuchman nur schreibt, was sie nachweisen kann.

Für mich war das Buch insofern lehrreich, weil hier auch über die völlig blödsinnige Kriegsbegeisterung der französischen Bevölkerung (entsprechend der der deutschen) berichtet wird. In meinem Geschichtsbild – also dem mich gelehrten – kommt dieser Passus nicht vor. Auch Tucholsky, dem ich sicherlich viel zu verdanken habe, was meinen Pazifismus angeht, schwieg darüber (aus Liebe zu Frankreich?).

Ich bin auch zu wenig Stratege und militärisch vorgebildet, um zu verstehen, was der Schlieffen-Plan bedeutete und welche taktischen Fehler ein Kluck mit seiner 1. Armee machte… Aber es genügt, um zu begreifen was Tuchman darstellt: dass einige der Generäle ihren privaten Krieg im Kriege betrieben; dass sowohl auf deutscher als auch auf französischer Seite Unverstand, Machtgelüste und völlige Sinnfreiheit und Unbelehrbarkeit einiger Weniger dazu führt, dass Massen an Menschen auf “Feldern der Ehre” verrecken, die sie sich nicht aussuchten.
So damals wie heute.

Laut Klappentext soll JFK das Buch gelesen haben als es zur Cuba-Krise kam. Und dieses Buch verhinderte, dass die USA militärisch gegen die Stationierung der sowjetischen Raketen auf Cuba vorging. Wenn das stimmt und nicht nur eine Anekdote ist, dann hat dieses Buch mehr erreicht als je ein Buch.

Barbara Tuchman spricht die Vernunft im Menschen an – allein dadurch, dass sie (auf)zeigt, was Unvernunft anrichten kann.


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