Barbara Honigmann: Ein Kapitel aus meinem Leben

Barbara Honigmann: Ein Kapitel aus meinem Leben

Ein Kapitel aus meinem Leben
von Barbara Honigmann
142 Seiten
dtv Verlagsgesellschaft
Biografie, Erinnerungen

„Ein Kapitel aus meinem Leben“, so nannte Litzy mit betontem Understatement den heikelsten Teil ihres ungewöhnlichen Lebens: ihre Ehe mit dem weltberühmten „Meisterspion“ und Doppelagenten Kim Philby. Barbara Honigmann erzählt nüchtern, poetisch und komisch das unglaubliche Leben ihrer eigenen Mutter, einer Agentin und Emigrantin, Jüdin und Kommunistin, im Europa der Kriege und Diktaturen. Die bewegende Geschichte einer außergewöhnlichen Frau.

Kurzmeinung

Ich kannte Barbara Honigmann vor dieser kleinen Biografie noch nicht. Sie (und dieses Buch) wurde mir in einem Seminar der Universität vorgestellt, Thematik: Juden der 1., 2. und 3. Generation nach dem Holocaust. Allerdings hatte ich es nicht rechtzeitig geschafft, das Büchlein zum Seminar zu lesen. Damals gingen andere Dinge vor. Und so kam es, dass „Ein Kapitel aus meinem Leben“ eine ganze Zeit lang auf meinem Stapel ungelesener Bücher herumlungerte. Da es sich um ein kleines Büchlein handelt und ich noch ein Buch für Januar schaffen wollte, griff ich nun also zu diesem viel zu lang unbeachtet gebliebenen Büchlein.
Barbara Honigmann versucht, eine Skizze ihrer Mutter Litzy anzufertigen. Das ist allerdings schwierig, denn selbst ihren vertrautesten Mitmenschen war Alice zeitlebens wie ein unscharfes Foto, auf dem man die Details nicht recht entschlüsseln kann. Litzy bezeichnet die im Buch behandelte Phase ihres Lebens als „Ein Kapitel“, ihre Ehe mit dem Doppelagenten und Spion Kim Philby. Sie selbst war ebenfalls Agentin des der Russen. Aber auch Jüdin, Mutter, Kommunistin, Geflohene, Heimatlose.
Mit einem wundervollen Stil erzählt Barbara Honigmann von ihrer Mutter, den Männern in deren Leben, Anekdoten und vieles mehr. Dem Leser wird dabei nicht nur die faszinierende Litzy vorgestellt, sondern diese steht auch stellvertretend für jene Menschen, die zu Zeiten der Diktatur eben nicht Kratzfuß buckelnd die Geschichte abwarteten. Litzy hatte Überzeugungen und stand für diese ein.
Ein sehr gut zu lesendes und für Interessierte auch zu empfehlendes Buch.


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