Bankia-Totengräber Rodrigo Rato wird Telefónica-Berater für 200.000 Euro

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Rodigo Rato bekommt einen Halbtagsjob bei Telefónica. Für die bescheidene Vergütung von nur 200.00 Euro im Jahr. Der Totengräber von Bankia ist damit wieder gut versorgt, und in Spanien fragt man sich, wie weit dreiste und öffentliche politische Korruption noch gehen darf. Rato war erst im Mai als Bankia-Chef zurückgetreten und muss sich, zusammen mit 32 leitenden Managern der Pleite-Bank, deswegen aktuell vor Gericht verantworten. Das stört den Telefónica-Boss César Alierta offensichtlich kein bisschen: Er verpflichtete Rato soeben als “Berater für Südamerika und Europa”.

Arbeitszeiten gibt es in dieser Jobbeschreibung nicht. Das könne man durchaus auch als Halbtagsjob erledigen, heisst es. Da hat der neue Berater Glück gehabt und kann sich vielleicht noch anderswo etwas hinzu verdienen zu den 200.000 Euro, die er jetzt von Telefónica einstreicht. Der Vorsitzende der linken Izquierda Unida, Gaspar Llamazares, hält das “schlicht für einen politischen Korruptionsskandal”. Die “peinliche Drehtür zwischen der Politik und den grossen Firmen” müsse endlich geschlossen werden, forderte Llamazares.

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Rodigo Rato war einst Wirtschaftsminister und Vize-Regierungschef der PP-Regierung von José María Aznar. Er selbst war es, der den staatlichen Kommunikationsriesen Telefónica damals privatisierte, von dem er jetzt ein sattes Gehalt bezieht. Aznar hatte am Ende Mariano Rajoy als Nachfolger vorgezogen, was den starken Mann der Regierung deutlich enttäuschte. Doch Rodrigo Rato erholte sich schnell. Er wurde, unter ausdrücklicher Zustimmung der Sozialdemokraten, flugs auf den Posten des IWF-Geschäftsführers gehievt, den er bis 2007 inne hatte. Doch diesen Job empfand er als eher als grau und langweilig.

Deswegen ergriff Rato sofort die “grosse Chance”, als man ihm anbot, Bankia-Chef zu werden. Dieser Zusammenschluss sieben spanischer Sparkassen (Caja Madrid, Bancaja, La Caja de Canarias, Caja de Ávila, Caixa Laietana, Caja Segovia, Caja Rioja) enstand im Dezember 2010, und Rato war plötzlich der “wichtigste Geld-Mann” im ganzen Land. Im Juli 2011 ging Bankia an die Börse. Danach erfolgte – erst nach und nach, dann sehr schnell – der völlige Absturz. Rato, der Politiker, der Banker sein wollte, hatte es verpasst, die richtigen Leute um sich zu versammeln. Vor allem die vielen toxischen Immobilienpapiere brachen Bankia den Hals.

Heute sind die Bankia-Aktien praktisch Schrott. Tausenden von spanischen Kleinanlagern, die dem riesigen Trommelwirbel anlässlich der Fusion ihrer Sparkassen vertraut hatten, droht der Totalverlust, obwohl inzwischen zwei Dutzend Milliarden Steuergelder in die jetzt verstaatlichte Bank geflossen sind. Dabei gibt es viele ungeklärte Fragen, die jetzt die Gerichtshöfe aufklären müssen. Dabei wird Rodrigo Rato oft auf der Anklagebank Rede und Antwort zu stehen haben.

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Doch von irgendetwas muss man ja zwischendurch trotzdem leben, nicht wahr? Da kommt so ein undefinierter Beraterjob für 200.000 Euro gerade recht. “Der Totengräber von Bankia als Telefónica-Berater, ich fasse es nicht”, schüttelt ein hochrangiger PSOE-Politiker den Kopf, “der hat doch nach seinem Rücktritt vor wenigen Monaten, für den er keine Begründung für nötig hielt, nicht einmal die Anstandsfrist verstreichen lassen!” – Doch die Opposition sollte sich in dieser Sache besser weniger aufblasen. Auch die Sozialdemokraten haben, als sie in der Regierungsverantwortung waren, etliche abgehalfterte Politiker in die Telefónica-Zentrale verschoben und mit fetten Gehältern ausgestattet.

Die Menschen in Spanien regen sich normalerweise schon längst nicht mehr darüber auf, dass Telefónica als Ex-Politiker-Versorgungsanstalt benutzt wird. Diese “Drehtür” funktioniert schon zu lange perfekt, längst vor der Privatisierung des Kommunikationsriesen. Doch im Fall Rodrigo Rato platzt ihnen der Kragen: “Wie kann denn der Typ, der Bankia versenkt und uns weit mehr als 20 Milliarden Rettungsgelder gekostet hat, jetzt solch einen Job für 200.000 Euro bekommen, in dem er kaum etwas tun muss und nur Kohle einstreicht”, ereifert sich der Manager eines Lebensmittel-Konzerns, “und welches Bild geben wir damit nach aussen ab, verdammt nochmal?!”

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