Bankers Frust

Die Banken und ihre Interessensvertreter sind in Rücklage geraten. Das erkennt man daran, dass die Qualität ihrer Argumente rapide abnimmt und die Polemik zunimmt.
Ich habe meine Vokabel von der "Kriegserklärung" und den "Kriegskrediten" (für den erweiterten Rettungsschirm) nur zögernd gewählt gehabt. Ich hätte aber nicht gedacht, dass der Präsident des Bankenverbandes in einem BILD-Interview (Link) sie nur wenige Tage selbst wählt, um den sich formierenden Widerstand gegen die Macht der Banken zu diffamieren.
Wie kann die Lösung aussehen?
Schmitz: Die Politik darf uns jetzt nicht den Krieg erklären, sondern sollte lieber mit uns bei Wasser und Brot ins Kloster gehen und arbeiten, bis weißer Rauch aufsteigt und es eine gemeinsame Lösung gibt.
Warum sind Sie gegen vorbeugende Finanzspritzen durch den Staat?
Schmitz: Nicht die Kapitalausstattung der Banken ist das Problem, sondern die Tatsache, dass Staatsanleihen ihren Status als risikofreie Anlagen verloren haben. Der Schlüssel zur Lösung des Problems liegt darin, dass Regierungen das Vertrauen in die Solidität der Staatsfinanzen wiederherstellen.

Das kennen wir. Aus Sicht der Bänker sind immer deren Kunden schuld, wenn sie wieder auf Staatskosten gerettet werden müssen. Vor drei Jahren waren die Kunden, die sich von ihrem "Berater" (der ein Verkäufer ist) Lehmann-Zertifikate andrehen ließen, selbst schuld. Heute sind es die Regierungen, die bei Banken und Versicherungen Kredite aufnehmen.
Bankvorstände und ihre Lobbyisten wechseln immer die Stakeholder, deren Interessen sie vorgeben zu vertreten. Wenn sie am Markt auf Angriff fahren, sprechen sie in Richtung ihrer Aktionäre. Wenn sie wie selbstverständlich Staatsknete in Anspruch nehmen, verweisen sie auf ihre "Ansteckungsgefahr" in Richtung Realwirtschaft (wie ein AIDS-Kranker, der die Umstehenden mit einer infizierten Nadel bedroht).
Wolfgang Schäuble hat am Wochenende gefordert, was er vor zwei Monaten noch für "Gerede" erklärt hatte: Wir brauchen einen Schuldenschnitt. Es hat uns viel Geld gekostet, dass er so viel Zeit braucht, um zu verstehen.
Auslöser waren sicher die Menschenmengen, die am Wochenende gegen die Macht der Banken protestiert hat.
Sigmar Gabriel hat den nächsten Schritt unternommen, sich von der liberalen Schröder-Zeit zu distanzieren. Er fordert die Wiedereinführung getrennter Geschäftsfelder bei Banken. Was FDP Fraktionsvize Toncar sofort konterte mit den Worten: Das hätte bei der Lehmankrise nicht geholfen, denn die war ja eine reine Investmentbank.
Toncar hat nichts begriffen. Nicht Lehman war das Problem, sondern all die Banken, die in ihre wertlosen Produkte investiert waren. Und dazu gehörten auch normale Banken.
Trotzdem: Unterm Strich gewinnen die Politiker inzwischen an Erkenntnissen. Ich bin nicht mehr ganz so pessimistisch.

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