Diagnose: Bandscheibenvorfall. Was klingt, wie das Leiden eines in die Jahre gekommenen Handwerkers, der sein Leben lang auf dem Bau schwer zu schleppen hatte, trifft in Wirklichkeit auch viele jüngere Menschen; vor allem diejenigen, von denen man es am wenigsten erwartet: Schreibtischhocker (Achtung, untrainierte, schlaffe Muskeln)! Wie bei fast allen muskulären Leiden gilt, dass Sportmuffel früher oder später schlechte Karten haben, was ihre Gesundheit angeht. Ein Grund mehr, einen Bandscheibenvorfall mit gezielten Übungen zu verhindern.
Welches Training zur Vorbeuge?
Das richtige Maß an Bewegung ist ist essentiell für unsere Bandscheiben, denn sie beziehen ihre Nährstoffe aus Gewebeflüssigkeit, welche durch Sport gefördert wird. Es gibt viele Möglichkeiten, um sie zu stärken und so einem Bandscheibenvorfall vorzubeugen. Leichte Ausdauersportarten wie Nordic Walking oder Rückenschwimmen stärken die Bandscheibe fast ganz nebenbei. Wer es ruhiger mag, der kann sich an Yoga oder Pilates versuchen, die Geräte im Fitnessstudio benutzen oder zuhause mit Lang- und Kurzhanteln arbeiten.
Eine super Übung für den Rücken ist das sogenannte Kreuzheben, bei dem man sogar nicht nur den Rücken, sondern auch die Beine und den seitlichen Bauch trainiert. Ihr könnt diese Übung mit einer Langhantelstange ausführen, oder, falls ihr zuhause trainiert, mit einer mit Sand gefüllten Wasserflasche oder einem mittelschweren Karton.
Für die Ausführung steht ihr hüftbreit. Das Gewicht haltet ihr oberschenkelbreit vor euch in euren Händen. Die Arme sind gestreckt. Nun streckt ihr den Po nach hinten, während die Beine minimal gebeugt sind. Euer Rücken ist gerade, die Arme bleiben lang. Nun senkt ihr das Gewicht beim Einatmen bis leicht unter das Knie. Zieht das Gewicht ausatmend mit der Kraft aus dem Rücken und den Beinen hoch. Schiebt eure Hüfte anschließend nach vorne, wenn ihr wieder oben seid.
Was ist ein Bandscheibenvorfall?
Zunächst einmal müssen wir wissen, was die Bandscheibe überhaupt ist: Sie verbindet die einzelnen Wirbel unserer Wirbelsäule. Der menschliche Körper verfügt über insgesamt 23 Bandscheiben, die sowohl für die Beweglichkeit der Wirbelsäule zuständig sind, als auch als Stoßdämpfer fungieren. Jede Bandscheibe besteht aus einem elastischen Faserring und einem weichen Kern. Bei einem Bandscheibenvorfall bilden sich Risse in der Ringhülle, was zur Folge hat, dass der weiche Kern austritt und auf die benachbarten Nerven drückt oder diese sogar einklemmt. Dies führt meist zu sehr plötzlichen und starken Schmerzen im Rücken, die auch in die Beine oder in die Füße ausstrahlen können. In manchen Fällen kommt es bei den Betroffenen zu Bewegungseinschränkungen, Lähmungserscheinungen oder Schmerzen im Bereich der Halswirbelsäule, welche sich bis in Schultern, Arme oder Hände ausdehnen können.
Wenn es passiert ist: Was tun bei einem Bandscheibenvorfall?
Zur Behandlung eines Bandscheibenvorfalls gibt es zwei verschiedene Möglichkeiten.
1. Die häufigste Behandlung ist die Offene Operation. Hierbei hat der Chirurg nach einem typischerweise zwei bis drei Zentimeter langem Hautschnitt direkte Sicht auf die Bandscheibe und kann das beschädigte Teil entfernen, während der Patient in Vollnarkose liegt. Dieser Eingriff erfordert einen mehrtägigen Krankenhausaufenthalt und birgt das Risiko von Komplikationen während der OP, Blutungen, Infektionen oder der Verletzung von Nerven.
2. Die minimalinvasive Operationstechnik wird auch als Schlüssellochtechnik bezeichnet und ermöglicht dank der endoskopischen Technik eine besonders schonende Bandscheiben-OP. Hierbei ist nur ein kleiner Hautschnitt mit einer Hohlnadel nötig, um die Schäden an der Bandscheibe zu beheben. Dieser Eingriff kann normalerweise ambulant und mit lokaler Anästhesie durchgeführt werden und vermeidet somit längere Krankenhausaufenthalte, was eine schnelle Rückkehr in Uni oder Job ermöglicht. Es gibt verschiedene Methoden der minimalinvasiven Operationstechnik, zum Beispiel die moderne TESSYS®Methode. Der Vorteil dieser Behandlung ist zum einen der weitestgehende Erhalt aller stabilisierenden Strukturen der Wirbelsäule sowie die geringe Verletzung des umliegenden Gewebes. Zum anderen verläuft die Heilung häufig unkomplizierter als bei einer klassischen Bandscheiben-OP und es bleiben keine größeren Narben zurück. Weitere Informationen zur TESSYS®Methode findet ihr hier.
Nachsorge nach einem Bandscheibenvorfall
Grundsätzlich gilt, dass spätestens nach einem Bandscheibenvorfall das wichtig ist, was bereits zur Vorsorge hätte unternommen werden sollen: die Stärkung der Rücken-Muskulatur durch Sport. Einleitend sollte eine Physiotherapie erfolgen, die mit Bewegung im Alltag und in der Freizeit ergänzt wird. Mehr Tipps zum Training gebe ich euch in den Beiträgen 4 Übungen, wie ihr Rückenschmerzen los werdet und Functional Training.
Weitere Infos zum Thema Vorsorge eines Bandscheibenvorfalls findet ihr auch auf medizinfo.de
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