Wir sitzen, laufen, tanzen, treiben Sport und genießen diesen Komfort. Die Bandscheiben tragen nicht nur unser Gewicht sondern sorgen bei all unseren Bewegungen für Stabilität der Wirbelsäule.
Doch was können wir tun um einen gesunden Rücken und eine gesunde Wirbelsäule zu erhalten und was gilt es zu tun wenn es doch mal zu einem Bandscheibenvorfall kommt. Ist eine Operation Sinnvoll oder sollte man doch lieber zu konservativen Behandlungsmethoden zurückgreifen?
Bandscheibenvorfall – Verhindern und Nachsorge
Bandscheibenprolaps (Bandscheibenvorfall) Schaubild. (Bildquelle: Wikimedia / Ortenau Klinikum; Lizenz: CC BY 3.0)
In der Fachsprache spricht man bei einem Bandscheibenvorfall von einem Bandscheibenprolaps oder einer Bandscheibenprotrusion. Bei der Bandscheibenvorwölbung (Protrusion) ist der Faserring der Bandscheibe nicht (komplett) durchgerissen sondern wölbt sich nach außen auf den Wirbelkanal. Beim Prolaps ist der äußere Faserring der Bandscheibe ganz oder teilweise durchgerissen. Dabei tritt der Gallertkern aus, engt den Wirbelkanal ein und drückt auf einen Nerv (siehe Schaubild). Je nach Richtung in kann es einen Nervenbündel oder das Rückenmark einengen.
Die Bandscheibe ist ein faserknorpeliger Bindegewebsring mit einem weichen Kern, dem Gallertkern.
Beim Bandscheibenvorfall handelt sich um eine (sehr) schmerzhafte Erkrankung, die Rücken, Arme und Beine betrifft. Der Druck auf die Nerven im Wirbelkanal kann die Funktionen der Nerven beeinträchtigen. Je nach Region wo der Bandscheibenvorfall auftritt können die Schmerzen in Nacken, Hinterkopf, Arme, Finger, Beine und Füße ausstrahlen. Dabei kann es zu kribbeln und Lähmungen einzelner Regionen kommen. Eine detaillierte Liste der Funktionsstörungen (Symptome) findest Du hier.
Ursachen
Die Ursachen für einen Bandscheibenvorfall sind vor allem Bewegungsmangel, Fehl- und Überbelastungen wie z.B. bei sitzenden Tätigkeiten (PC), körperlich beanspruchende arbeiten, einseitige Belastungen aber auch Übergewicht, das Alter und auch in Schwangerschaft besteht die Gefahr der Überbelastung.
Eine schwache Kern-Muskulatur (Bauch und Rücken) fördert die Belastung der Wirbelsäule.
Konservative Behandlung
Ein kräftiges Muskelkorsett sorgt für die nötige Stabilität. Viele Fitnessstudios bieten Rückenschulen, Rehatraining sowie auch ein Aufbautraining mit Betreuung an.
Je nach Ausprägung der Symptome und Beschwerden des Patienten sowie Krankheitsdauer werden konservative Behandlungsmethoden aber auch operative Therapien empfohlen. Eine Operation wird aber erst bei schweren muskulären Ausfällen sowie Entleerungsstörungen des Darmes oder der Blase empfohlen.
Die konservative Therapie umfasst medikamentöse Behandlung in Verbindung mit Krankengymnastik, Rehatraining und Physiotherapie. Massagen sind genauso Sinnvoll wie Fango-Packungen oder auch eine Bemer Therapie.
Das wichtigste jedoch ist eine Umstellung der Gewohnheiten. Eine konservative Behandlung kann nur dann langfristig Erfolge bringen, wenn sie fortlaufend angewendet und schlechte Gewohnheiten abgelegt werden. Dazu gehört Rückenschonendes sitzen bzw. stehen, eine geeignete (neue) Matratze für das Bett, Ernährungsumstellung und Gewichtsreduktion bei Übergewicht, Bewegung und Kräftigung der Bauch- und Rückenmuskulatur mit Krafttraining. Eine Bandscheibenvorwölbung kann sich teilweise zurückbilden und die Schmerzen lassen sich lindern. Es lohnt sich also sein Leben umzukrempeln und etwas für die Gesundheit zu tun.
Operationen
Eine Bandscheibenoperation solle die letzte Wahl an Therapiemöglichkeit sein. Bis zu 90% der Bandscheibenvorfälle können mit konservativen Methoden therapiert werden. Falls aufgrund der Symptome wie Lähmungen oder schweren muskulären Ausfällen sowie Entleerungsstörungen des Darmes oder der Blase eine Operation ansteht, gibt es verschiedene Möglichkeiten einer Operation.
Mikrochirurgische Diskektomie
3-facher Bandscheibenvorfall (Bildquelle: Wikimedia / presse03; Lizenz: CC BY-SA 3.0)
Bei dieser Operation wird entweder nur ein Stück oder die gesamte Bandscheibe entfernt. Dadurch sollen die Spinalkanalnerven (Rückenmark) die durch den Bandscheibenvorfall eingeengt sind entlastet werden. Mit der Mikrochirurgischen Diskektomie lassen sich alle Bandscheibenvorfälle operieren.
Mit speziellen Kleinstintrumenten und Hilfe eines Operationsmikroskops wird das Bandscheibengewebe mit einer Fasszange entfernt. Dazu benötigt es nur einen kleinen Hauteinschnitt an der betroffenen Region. Die Operation verläuft durch eine Kanüle, durch die der Arzt mit Hilfe einer kleine Kamera auf einem Bildschirm die Operation durchführt.
Offene Diskektomie
Diese Art der Operation wird heute nur noch selten durchgeführt, da die möglichen Komplikationen hier deutlich höher liegen. Nur bei schwerwiegenden Fällen muss ein offener Operationsweg gewählt werden, wie bei z.B. bei mehreren gleichzeitigen Bandscheibenvorfällen (siehe Schaubild: 3-facher Bandscheibenvorfall).
Minimal-Invasive Operation
Minimal-Invasive Operationen können ambulant und in lokaler Anästhesie durchgeführt werden. Zu diesem Verfahren zählt auch die Mikrochirurgische Deskektomie.
Zu den weiteren Verfahren zählen:
- die Chemonukleolyse, bei der das innere des Gallerkerns abgesaugt wird.
- Die Laserabtragung der Bandscheibe, die mit Hilfe eines Lasers durchgeführt wird.
- Die Perkutane Nukleotomie, bei der ebenfalls das innere des Gallerkerns abgesaugt wird.
Tessys® Verfahren der endoskopischen Bandscheiben OP. Durch das Schlüsselloch (kleiner Einschnitt im Rücken) wird mit Hilfe von Spezialinstrumenten der Bandscheibenvorfall gezielt entfernt. (Bildquelle: Joimax)
Das Tessys Verfahren von Joimax, ein endoskopisches Operations-System, bei der mit einer örtlichen Betäubung im Halbschlaf, über einen Millimeter kleinen Zugang (Schlüsselloch) das ausgetretene Bandscheibengewebe entfernt wird. Das Tessys Verfahren von Joimax wurde in den letzten Jahren in Deutschland entwickelt. Eine Standard Operation dauert im Schnitt etwa 45 Minuten. Mit dem Tessys Verfahren bleiben bei der Operation Bänder, Muskeln und Knochen intakt. Ein weiterer Vorteil des Tessys Verfahrens ist, dass nahezu alle Arten von Bandscheibenvorfällen behandelt werden können.
Implantante
Manchmal werden abgenutzte Bandscheiben durch Implantate ersetzt. So wird die Beweglichkeit der Wirbelsäule bewahrt. Das Implantat kann den Abstand der Wirbeln erhalten und die Schmerzen lindern.
Langzeitergebnisse fehlen noch auf diesem Gebiet.
Die Erfolgsquote der Operationen liegt bei ca. 80%. Bei etwa 5-10% der Patienten treten auch nach der Operation erneut Schmerzen auf.
Vorsorge ist besser als Nachsorge
Auch wenn man jung, gesund und fit ist, sollte man die Prävention nicht auf die leichte Schulter nehmen. Ein gut trainiertes Muskelkorsett schützt und entlastet die Wirbelsäule, Rücken und die Bandscheiben.
Die Prävention beginnt zu Hause:
- Aufrechtes sitzen vor dem PC
- Richtiges Heben von schweren Lasten wie Einkäufe, Getränke Kisten etc.; Immer aus den Beinen heraus heben.
- Schuhe binden
- Vernünftige Ernährung
- Abnehmen bei Übergewicht
- Lümmeln auf dem Sofa; einseitige Belastungen minimieren
- Die richtige Matratze incl. Lattenrost zur Unterstützung der natürlichen Wirbelsäulenform
Der Arbeitsplatz sollte Rückengerecht gestaltet werden. Ergonomische Sitze, Tastaturen etc. Um längeres sitzen und stehen zu vermeiden, sollten immer wieder kleine Pausen eingebaut werden um die einseitige Belastung so gut es geht zu mindern.
Sport und Bewegung sollte zum Alltag gehören. Egal ob man einer sitzenden, stehenden oder körperlichen Arbeit nachgeht. Sportliche Aktivitäten sollten regelmäßig durchgeführt werden. Neben Nordic Walking, Schwimmen, Radfahren ist Kraftsport ideal um das Muskelkorsett zu kräftigen. Rückenschule und Muskelaufbautraining sind nicht nur gut für Wirbelsäule und die Bandscheiben, sonder auch für den gesamten Körper. Auch nach einem Bandscheibenvorfall ist es möglich und ratsam, ein Muskelaufbautraining durchzuführen.
Beginne noch heute mit einem Vorsorge Programm.
Quellen:
Tessys – Joimax
Dr. Gumpert – Bandscheibenvorfall
Netdoktor – Bandscheibenvorfall
Wikipedia – Bandscheibenvorfall
HausMed – Bandscheibenvorfall
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