Band Crush & Album of the Day: Los Campesinos! – No Blues (2013)

Es geht hier um eine Band aus Wales, welche bereits 5 Alben (eines davon ein Live-Album) draussen hat, aber um dessen Existenz uns (oder mir) bisweilen noch NICHTS bekannt war. Sie heissen “Los Campesinos!” und stammen aus Wales (UK). Irgendetwas haben diese rohen, beklemmend-freudigen, hochinstrumentierten Songs an sich, sodass man trotz vorerstig drohendem Nervfaktor nicht weghören kann. 

Los Campesinos: Spanischer Name, Britisches Herz.

Los Campesinos: Spanischer Name, Britisches Herz. (Bildquelle: INTERVIEW Magazine)

Wieso heissen Los Campesinos Los Campesinos?

Die Band hat auf diese Frage einmal in einem Interview aus dem Jahre 2011 geantwortet (ein Ausschnitt – lest hier auf “Interview Magazine” Online das volle Interview):
(…)

KAPLAN: How did Los Campesinos! become your band name?

CAMPESINOS!: Well, it was actually before I joined the band. I think there was no more to it other than the word had a nice, poetic quality. Neil, who plays rhythm guitar, studied Spanish to quite a high level. He came up with the name, of course, meaning: “peasants” or “countrymen.” The name does have serious political connotations, too. People do ask us if there’s any relevance to it. (…)

Der Bandname entstand also durch blossen Wohlklang des spanischen Wortes. Das Wort bedeutet “Bauern” oder “Menschen vom Land” auf Deutsch.

I. Los Campesinos – NO BLUES (Oktober, 2013 / Label: Wichita)

Unsere liebe, klein(kariert)e Schweiz wird im dramatischen Song “As Lucerne / The Low” erwähnt, genauer die zentralschweizerische Stadt Luzern. Was hat es damit auf sich? Wir finden es heraus, betrachten wir nur die Lyrics, die gleichsam selbstreflektiert wie ironisch sind:
“My prose as purple but not as pretty as lucerne“ (= Meine Prosa ist so lila aber nicht so hübsch wie Luzern) und in der Anfangszeile schneiden sie lyrisch in den Albumtitel „No Blues“ hinein: „There is no blues that can sound quite as heartfelt as mine“ (= Es gibt keinen Blues, der so innig von Herzen kommt wie der meine). Meinen sie damit, es gibt kein Album, welches an ihr derzeitig neustes herankommt? Meinen sie damit, dass sie einfach immer sehr traurig sind? Meinen sie damit, dass es keine blauen Herzen und keinen Plural gibt? Meinen sie damit eventuell einfach das, was sie sagen? Klar ist: Die Texte der Band lesen sich wie Anekdoten, wie Zitate auf Zitate – bei denen nie etwas sicher ist.

Titel & Länge Los Campesinos! – No Blues:
1. “For Flotsam” 3:43
2. “What Death Leaves Behind” 3:37
3. “A Portrait of the Trequartista as a Young Man” 3:01
4. “Cemetery Gaits” 4:52
5. “Glue Me” 5:04
6. “As Lucerne / The Low” 4:22
7. “Avocado, Baby” 4:36
8. “Let It Spill” 3:20
9. “The Time Before the Last Time” 2:47
10. “Selling Rope (Swan Dive to Estuary)” 6:17
Gesamtlänge: 41:39

Hier könnt ihr- dank sei Youtube -”NO BLUES” in voller Länge anhören:

Habt ihrs gemacht (das Anhören)? Nein? OK. Ja? Wie findet ihr es?

“Avocado, Baby!” ist die passivaggressive Mitsinghymne schlechthin mit destruktivem Gute-Launepotenzial. Falls ich mich etwas wiederholen sollte… Mach ich das, mach ich das: Falls man sich die Texte dieser Band als Buch kaufen kann, ich würde sofort bestellen. Hier als Unterstreichung für dieses Verlangen – Nonsens. Nonsens. Nonsens. Wie das Leben:

“There’s no box to tick for red, so I put down blue instead
‘Cuz it’s closest there’s to grey in the categories
And the veins within the whites are a statement of demise
Doe Eyes you should stay at home licking batteries
I feel like I’m the host of a terrible game-show
And the guests on today’s quiz are celebrities
Won’t respond to any clues they’re just cracking jokes for views
But the answers to these questions mean everything” - (Los Campesinos! – Avocado Baby)

Avocado, Baby!

Avocado, Baby!

II. Hello Sadness (2011)

Ihr letztes Album hiess “Hello Sadness” und ist sehr textlastig ausgefallen. Manchmal hat man das Gefühl, die Lieder seien direkt in der Dusche entstanden, als der Sänger seinen inneren Denkmonolog raussingen müssen hätte. Die dazugehörige Instrumentierung verleiht den Song gleichermassig etwas Folk und etwas Dream. “Hello Sadness” erscheint (nach erstmaligem Hören) jedoch mehr wie Hintergrundmusik für die Sonnenliege. “NO BLUES” ist hier definitiv ein bisschen ausgereifter und von besseren Hook-Lines belichtet.

III. Romance is Boring (2009)
Oh. Oh.
Schon das Durchlesen der Liedtitel ist genau “down my street”, wie man auf Englisch sagt für “passt wie die Faust aufs Auge” (aha!). Man sollte sich nicht zu sehr in Wortspiele und Track-Namen verlieben, wie aussergewöhnlich sind aber folgende Bezeichnungen für Pop-Songs: (PLAN-A), “I Just Signed. I Just Signed. So You Know.”, “The Sea is a good Place to think about the Future” oder “This is a Flag. There is no Wind.”.

Das Musikvideo zu “The Sea is a good Place to think about the Future” ist ein vollendendes Additiv zu dem Song: Unangestrengt, trocken und doch irgendwie traurig:

KEEP BUZZIN’ & egal, was ist und was sein wird – vergesst niemals: “Avocado, Baby!”


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