Vor etwa 35 Jahren stieg ich in Basel in einen sowjetischen Zug nach Moskau, und von dort weiter in der Transsibirischen Eisenbahn zum Japanischen Meer. Es war noch Winter und im Zug waren kaum Ausländer unterwegs. Ich blieb da und dort im vereisten Sibirien ein paar Tage und von Wladiwostok aus fuhr ich dann mit dem Dampfer nach Japan.
In Japan begann bei meiner Ankunft gerade die Kirschblüte – mit grosser Pracht verzauberte sie die Tempelstadt Kyoto. Und dann noch: überall das helle Grün vom Bambus! Diese schlanke, stolze Pflanze symbolisiert für die Japaner die Reinheit, und in jedem Kalligrafieunterricht lernt man stundenlang mit dem dicken Pinsel (aus Bambus) die lanzettenförmigen Blätter zu malen. In einem einzigen Schwung!
Bei einer endlos langen und feierlichen Teezeremonie in einem Zen Tempel beobachtete ich, dass rundum fast überall Bambus mit im Spiel war: die Stühle für die Gäste, die Stangen vom Vordach, der Schlägel vom Gong und selbst der Griff des Teekessels mit dem der Roshi hin und her hantierte, war aus Bambus.
Der Bambus biegt sich im Wind, und die Chinesen sagen, er biegt sich vor lachen – deshalb sieht das chinesische Schriftzeichen für Bambus ähnlich aus, wie dasjenige für Lachen.
Die Bambus-Pflanze ist schlichtweg für alles zu gebrauchen:
für Möbel, Brücken, Blumenvasen, Gebäude (Dachstock, Wände, Zwischenböden), für Schirmgriffe und Musikinstrumente, gewoben für Kleider (Bambusfaser ist atmungsaktiver als Baumwolle) und die Sprossen kann man essen, dann als Heilmittel wegen dem hohen Kieselsäuregehalt, weiter für Pfeil und Bogen, für Bootsbau, als Vogelkäfig und am Schluss noch zum Heizen.
Noch ein paar interessante Facts zu dieser Pflanze:
- Bei idealen Bedingungen kann der Bambus bis 30 cm (!) am Tag wachsen
- Der Bambus ist kein Baum sondern ein Gras (Süssgras)
- In tropischen Bambuswäldern wird er sage und schreibe 40 Meter hoch
- Es gibt grossblättrige Sorten deren Blatt bis 60cm lang und 12cm breit wird
- Die frostharten Varietäten überstehen bis -20°
- Der Tiger hat seine Streifen zur Tarnung im Bambuswald
- Der Pandabär ernährt sich zu 99% von einer Pflanzenart: dem Bambus!
- Bambus blüht sehr, sehr selten, manche Sorten nur alle 120 Jahre!
- Wenn eine bestimmte Sorte blüht, dann blühen alle Pflanzen dieser Sorten gleichzeitig auf der ganzen Welt
- Nach der Blüte bricht der ganze Bestand einer Sorte gemeinsam zusammen und sie düngen die neuen Pflanzen.
- Nach dem Atombombenabwurf in Hiroshima keimte trotz der massiven Verstrahlung der Bambus als erster wieder aus.
Diese Schulkinder traf ich im Hayan Schrein in Kyoto (Japan) an einem alten Brunnen aus Bambus. Viele dieser Brunnen machen auch klopfende Geräusche.
Das Bild ganz oben ist ein Botschafter für den Bambus. Es will die Ruhe und das Lachen aus dem Zen Garten in die Stube bringen. Kostenpunkt: 250.- CHF
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Bild
Im Tempelgarten / 67cm x 47cm / Aquarell auf Gesso auf Papier /20016, Nr.06-003