Von Stefan Sasse
Denn eines muss man Rösler wie auch Lindner lassen - sie haben wenigstens in ihren Persönlichkeiten versucht, das typische Bild des Politikers abzulegen und etwas Neues zu versuchen, mithin also das, was ständig verlangt wird. Es ist Ausdruck der typischen Schizophrenie bei Wähler und Medien, ihnen genau das wieder wie einen toten Hund vor die Füße zu werfen. Man denke nur an Rösler, der bei seinen öffentlichen Auftritten gerne versucht, witzig zu sein, indem er seine Reden mit Seitenhieben und humoristischen Kommentaren auflockert, was öfter zum Gaudium der Kommentatoren wurde, da sein Stil etwas hölzern ist und die Gags nicht immer sitzen. Aber immerhin versucht er es! Wer kann sich denn ernsthaft eine Rede von Angela Merkel von Anfang bis Ende anhören ohne dafür bezahlt zu werden? Zwischen der Pöbelabteilung Attacke der Generalsekretäre, dem staatstragenden Ton der Regierung und dem schwallenden Nichts der meisten Anderen ist es ein ehrenhafter Versuch. Auch die heute show, die Röslers Auftritt bei der FDP-Weihnachtsfeier veralbert hat, tut das. Das ist eigentlich schade, denn was man von Rösler sieht, deckt sich mit den Klischees: er scheint tatsächlich nett. Klar ist seine Politik ungefähr in allem das Gegenteil dessen, was ich mir wünschen würde, aber das ändert ja daran nichts.
Philipp Rösler 2009 (Bild von FDP-NDS)
Rösler, Lindner und Bahr haben in den vergangenen Monaten viel Hähme einstecken müssen. Ständig als Idealschwiegersöhne persifliert, wurde ihr jugendliches Äußeres weniger zum Zeichen dynamischer Frische bei der FDP als vielmehr Ausdruck ihrer Verzweiflung. Was die FDP-Riege auch anfing, es ging schief. Teilweise ist das ihre eigene Schuld, teilweise übernahmen sie gigantische Hypotheken von ihren Vorgängern oder wurden von bestehenden Strukturen (wie Brüderle) massiv nach unten gezogen. Allein die reine Menge der Neustarts wurde lächerlich, von ihrem Fehlschlagen völlig abgesehen. Nach einigen zaghaften Gehversuchen, einen neuen Liberalismus zu begründen, verfielen sie als letzten Ausweg wieder in den Steuersenkungsstumpfsinn, in dem sie ihre Kernklientel vermuteten. Man muss es sagen, wie es ist - Röslers Vorsitz ist bisher ein Totaldesaster, und dass Lindner hingeschmissen hat kann man ihm kaum verdenken. Viel Mitleid bringe ich da nicht auf; wesentlich zu halbherzig und ausausgegoren waren ihre Reformideen der Parteilinie, zu schnell knickten sie ein, zu schlecht kommunizierten sie sie. Aber es gibt eine Kritik, die gegenüber ihnen völlig unangebracht ist: ständig auf ihre Jugend zu verweisen, sie für ihre nach außen getragene Nettigkeit zu verachten und ihre Reden zu verlachen.Denn eines muss man Rösler wie auch Lindner lassen - sie haben wenigstens in ihren Persönlichkeiten versucht, das typische Bild des Politikers abzulegen und etwas Neues zu versuchen, mithin also das, was ständig verlangt wird. Es ist Ausdruck der typischen Schizophrenie bei Wähler und Medien, ihnen genau das wieder wie einen toten Hund vor die Füße zu werfen. Man denke nur an Rösler, der bei seinen öffentlichen Auftritten gerne versucht, witzig zu sein, indem er seine Reden mit Seitenhieben und humoristischen Kommentaren auflockert, was öfter zum Gaudium der Kommentatoren wurde, da sein Stil etwas hölzern ist und die Gags nicht immer sitzen. Aber immerhin versucht er es! Wer kann sich denn ernsthaft eine Rede von Angela Merkel von Anfang bis Ende anhören ohne dafür bezahlt zu werden? Zwischen der Pöbelabteilung Attacke der Generalsekretäre, dem staatstragenden Ton der Regierung und dem schwallenden Nichts der meisten Anderen ist es ein ehrenhafter Versuch. Auch die heute show, die Röslers Auftritt bei der FDP-Weihnachtsfeier veralbert hat, tut das. Das ist eigentlich schade, denn was man von Rösler sieht, deckt sich mit den Klischees: er scheint tatsächlich nett. Klar ist seine Politik ungefähr in allem das Gegenteil dessen, was ich mir wünschen würde, aber das ändert ja daran nichts.
Christian Lindner 2007 (Bild von Tulipana)
Das Gleiche gilt auch für Lindner. Auch er vetritt Ansichten und Politiken, die mich nicht gerade in Begeisterungsstürme ausbrechen lassen, aber er verfügt wirklich über eine gewisse Schlagfertigkeit und vermag es, Gedanken zu formulieren. Und das ist ja eigentlich schon etwas, das wir in unseren Politikern wollen, auch in denen auf der Gegenseite. Man sollte es daher auch bei der FDP wertschätzen, die gibt es eh nicht mehr lange.