Bambi für geistigen Brandstifter

Erstellt am 11. November 2011 von Ppq @ppqblog
"Ich gebe dir einen Jab und bin damit dein Hirn am bumsen, wenn Du unten liegt, geb ich dir einen Tritt noch mal", reimte der Hiphop-Poet Bushido einst, als er noch ein echter Bürgerschreck war. Aufruhr, Widerstand, Drogen und Gewalt, das war die Mission der popmusikalischen Witzfigur, die Kindern zeigte, wie man noch Punk sein kann, auch wenn Punk schon lange tot und begraben ist. Bushidos Problem ist der Grundkonflikt aller Warenhersteller von Levis über die Grünen bis zu Starbucks und Marx: Was in Ablehnung des Bestehenden entsteht, wird mit der Annahme durch die, an die es gerichtet ist, selbst zum Bestehenden.
Rebellion erschlafft im Rateteam, der Aufstand versandet in der Talkshowrunde, der Widerstand zeigt beim Boarding seinen Vielfliegerpass vor. Bushido ist den Weg alles Irdischen schon ein Stück weit gegangen, so dass ihm jetzt der nach einem erfundenen Rehkitz benannte Fernsehpreis "Bambi" für höchstmögliche Bestleistungen in Sachen Integration zuerkannt werden durfte.
Völlig zurecht, denn Bushido hat sich brutalstmöglich integriert. Der Maulheld aus Bonn konnte einer ganzen Generation vorleben, dass geistige Brandstifterei zwar keine Revolutionen auslösen, letztlich aber dazu führen kann, dass der Revolutionär im Fernsehen als Held gefeiert wird. In einem Land, in dem Straßen immer noch nach echten Mördern benannt sind, ist es nur konsequent, dass der bekennende Frauenfeind mit dem starken Standbein in der Immobilienwirtschaft ihn annimmt.