Bahnhof

Von Lyrikzeitung

Oskar Kanehl

Bahnhof

Züge kommen an und fahren.
Rufen. Pfeifen. Farbsignal.
Kartenknipsen. Kofferschleppen.
Stationsvorsteher. Wartesaal.

Erster Klasse: leere Sessel.
Zweiter: Abgeordneter von Benschen.
Dritter: Fettgefressene Bürger.
Vierter Klasse: Menschen, Menschen.

Grüßen. Küssen. Händedruck.
Tränennasse Taschentücher.
Reservelieder. Abschiedsschluck.
Reiselektüre. Ullsteinbücher.

Kupeetürklappen. Rücken. Puff.
Hochstapler festgenommen. Telegramm.
Gebirge, Meer, Italien!
Ksch pff rattatam. Ksch pff rattatam.

In: Wiecker Bote, 1913, Heft 4, S. 11
Auch in: Pommersches Jahrbuch für Literatur 1. 2003. S. 127

Oskar Kanehl kam 1913 zur Promotion nach Greifswald und gab dort bis Juli 1914 die Zeitschrift „Wiecker Bote“ heraus. Seit 1995 erscheint sie wieder, die nächsten Hefte sind in Vorbereitung, war gestern im Koeppenhaus zu erfahren.