Seth Rogen und Rose Byrne schlagen sich in Nicholas Stollers “Bad Neighbors” mit einer partywütigen Studentenverbindung herum
Es ist schon eine schwere Zeit. Dieser schmale Grat zwischen Jugend und dem Erwachsen werden. Immer weniger fühlt man sich wie ein voll funktionsfähiger Grown-Up, immer mehr möchte man doch in diesem Zwischenstadium verweilen, wo die Umwelt einen zwar als Erwachsenen ansieht, man selbst sich aber noch ohne Gewissensbisse wie ein Halbstarker verhalten darf. Vielleicht können sich daher diejenigen am ehesten mit Bad Neighbors anfreunden, die sich ähnlich wie die beiden Hauptdarsteller Seth Rogen und Zac Efron in den End-Zwanzigern und Anfang-Dreissigern befinden. Also genau auf der verheerenden Dreissiger-Schwelle, ab der man für Alt befunden wird. Mit solcherlei Problemen kennt sich Regisseur Nicholas Stoller aus: Nie wieder Sex mit der Ex, Männertrip und Fast Verheiratet, alles irgendwie von Männern und Frauen handelnd, die dringend das Erwachsenen-Verhalten erlernen müssen. Mit Bad Neighbors hat Stoller nun einen wunderbaren Nachbarschaftszwist entfacht, bei dem es vordergründig um einen Konflikt von Studierenden gegen altes Ehepaar geht, im Hintergrund aber eben immer die Frage tobt: Wann sollte ich denn nun endlich einmal Erwachsen werden?
Für Mac und Kelly (Seth Rogen und Rose Byrne) wird diese Frage mit ihrer kleinen Tochter und dem Kauf eines Eigenheims im beschaulichen Vorstadt-Flair beantwortet. Zwar würden sie gerne mal wieder auf die Piste gehen, vermissen das freie Leben, doch ihre kleine Stella hält sie so sehr auf Trab, dass es kaum andere Dinge als das Familienleben gibt. Doch die Idylle verwandelt sich in ein pures Chaos, als ausgerechnet im Nachbarhaus eine Studentenverbindung einzieht. Angeführt von Teddy (Zac Efron) und seinen Vize Pete (Dave Franco), sind Zeiten von Rücksicht, Nachtruhe und Hilfsbereitschaft gänzlich zu Ende. Jetzt werden wilde Partys gefeiert, die übrige Nachbarschaft bestochen und die Nächte verwandeln sich durch eine immerzu wach gehaltene Stella und die Partymeute zur Tortur für das Pärchen. Doch im Herzen immer noch jung, treten sie nicht den Rückzug an, sondern gehen auf Konfrontationskurs mit den Unruhestiftern.
Zac Efron ist der hübsch anzusehende Feind
Bad Neighbors könnte als Abbild der derzeitigen amerikanischen Komödie gesehen werden, die unter Namen wie Adam Sandler und Judd Apatow immer wieder die verweigerte Adoleszenz thematisiert. Sei es nun Sandler mit seinen Kumpanen in den Kindsköpfe-Filmen, die Jungs aus Hangover, die dem Ernst des Lebens immer wieder die letzte große Party entgegen setzen oder Apatow-Erzeugnisse wie Jungfrau (40), männlich, sucht… und Beim ersten Mal, immer sind es Männer auf diesem schmalen Grat, die das Erwachsen sein erst noch lernen müssen. Das gilt nun auch für Bad Neighbors, allerdings mit erfrischenden Neuerungen: zum einen gesellt sich mit Rose Byrne mal eine Dame in diese Feld hinein, die nicht etwa als gute Seele und mit erhobenen Zeigefinger mahnend der männlichen Unvernunft entgegen tritt, sondern selbst vom Party machen, Joint rauchen und exzessiven Alkoholkonsum träumt. Zum anderen traut sich Nicholas Stoller für das Erwachsenenleben in die Bresche zu springen. Auch mit Kind und Eigenheim ist das Leben gar keine so höllische Erfahrung wie es sich die unter Dreissigjährigen vielleicht vorstellen.
Daneben entfesselt der Film einen typischen Nachbarschaftskrieg, der sich von einer ganz kleinen Auseinandersetzung immer weiter hoch schaukelt. Dass beide Parteien dabei Freunde an die Seite gestellt bekommen, die eigentlich ähnlich handeln wie das Feindbild, fügt der Absurdität des Gegeneinanders noch eine Ebene hinzu. Aber gerade hier profitiert der Film von dem grandiosen Miteinander aller Beteiligten. Seien es Seth Rogen und Rose Byrne, die nicht nur ihr humoristisches Talent aufeinander abgestimmt haben, sondern auch als Pärchen natürlich glaubhaft überzeugen, oder aber Zac Efron und Dave Franco, die als Studierende aufs pure Party machen aus sind, dafür ihr Revier mit allen Mitteln zu verteidigen versuchen. Die Unterhaltungen untereinander leben von dieser Chemie, die Unterhaltungen gegeneinander ebenso. Allenfalls Zac Efron trifft nicht jeden Ton. Gerade wenn es zum Ende hin ernst wird, verliert er den Comedy-Wahnsinn und spielt viel eher den wirklichen Psychopathen, vor dem die lieben Nachbarn Angst bekommen sollten. Dann aber hat es vielleicht auch einen Grund, weshalb er sich auf einer Robert De Niro-Party ausgerechnet als Taxi Driver verkleidet.
Rose Byrne möchte ebenso unvernünftig sein wie die Männerwelt
Nur eine von vielen popkulturellen Anspielungen, mit denen Bad Neighbors arbeitet. Da streiten Mac und Kelly darüber, wer von ihnen der Kevin James in der Beziehung sein darf (also der unvernünftige Dummbatz), ebenso wie Mac mit Teddy darüber philosophieren, wer denn nun der wahre Batman sei: für den jungen Studi natürlich Christian Bale, für den zur Ruhe gesetzten Familienmenschen Michael Keaton. Vielleicht ist das die beste Testfrage um sich selbst auf die Seite eines dieser Männer zu stellen. Ist man der Bale-Anhänger, der den schroffen, harten Batman mochte, der mit tiefer Stimme der Verbrecherwelt das Fürchten lehrte – dann ist man vermutlich noch unter der Altersgrenze von dreissig Jahren. Oder ist man Keaton-Anhänger, verweilt in einer romantischen Filmvergangenheit, in der Batman seine Worte leise hauchend von sich gab, sich in einer märchenhaften Tim Burton-Welt bewegte – dann schaut man vermutlich auf dem Sofa zur Seite und hat Frau und Kind neben sich sitzen.
Oder man liegt mit seinem liebsten Menschen im Bett, isst Pizzastücke mit Dip. Jedenfalls definieren Mac und Kelly am Ende so ihr cooles Erwachsenendasein, das gar nicht so ordinär langweilig sein muss, wie alle behaupten. Es ist eben ein neues Cool, das in dieser Erwachsenenwelt auf einen wartet. Ebenso wie man vom Erwachsen sein als uncool spricht, ist es mit diesen Brachialkomödien der Fall. Doch wie auch das vermeintlich dröge Familienleben überraschend cool sein kann, kommt Bad Neighbors durchaus sehenswert daher.
Originaltitel: Neighbors
Altersfreigabe: ab 12 Jahren
Produktionsland, Jahr: USA, 2013
Länge: ca. 97 Minuten
Regie: Nicholas Stoller
Darsteller: Seth Rogen, Rose Byrne, Zac Efron, Dave Franco, Christopher Mintz-Plasse, Elise & Zoey Vargas, Ike Barinholtz, Carla Gallo, Halston Sage
Kinostart: 8. Mai 2014
Im Netz: badneighbors.de
Bilder © Universal Pictures International Germany GmbH